Eintauchen in das „Laboratorium des Ausstellens“

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Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

Jena (sl/FSU) Wie lassen sich epochale Ereignisse wie die beiden Weltkriege, der Mauerfall oder der Holocaust im Museum vermitteln? Welche Exponate sollten die Kuratoren auswählen, um historisches Wissen angemessen zu transportieren?

Antworten auf Fragen wie diese gibt das weiterbildende Studium „Exhibiting Contemporary History“, das vom Europäischen Kolleg der Universität Jena erstmals im Wintersemester 2016/17 angeboten wird. Es richtet sich an wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in europäischen Museen, die bereits über kuratorische Erfahrungen in der Museumsarbeit verfügen und sich vorrangig für die Vermittlung von Zeitgeschichte weiterbilden wollen. „Die Studierenden sollen befähigt werden, fachgerecht mit Museumsdingen, wie Exponaten und visuellen Quellen, umzugehen und auch schwierige Inhalte angemessen zu präsentieren“, sagt Dr. Daniel Logemann, der Wissenschaftliche Geschäftsführer des Kollegs. Dazu gehöre etwa die museumsgeeignete Darstellung von Gewalt.

Gegenwärtig gebe es einen Trend hin zu Ausstellungen, in denen historisches Wissen über Multimediaformate vermittelt wird, sagt Logemann. Anzutreffen seien etwa Reinszenierungen und Reenactment-Elemente, bei denen geschichtliche Ereignisse und Orte nachgestellt und nachgespielt werden.

Im Jenaer Studium „Exhibiting Contemporary History“ wird stattdessen hoher Wert auf eine Geschichtskultur gelegt, die eine fundierte Aneignung historischen Wissens ermöglicht. Studierende und Lehrende tauchen in ein „Laboratorium des Ausstellens“ ein, dessen Attraktivität sich auch aus der Vernetzung von Museumsfachleuten im In- und Ausland ergibt. Während des Studiums gibt es drei Präsenzzeiten: zunächst an der Universität Jena, danach auf Studienreise nach Warschau und Lublin sowie abschließend in der Gedenkstätte Buchenwald. Wichtig sei es, so Logemann, den Blick über die deutsche Museums- und Gedenkstättenlandschaft hinaus zu richten. So gebe es beispielsweise in Ostmitteleuropa ein interessantes Panorama neuerer Museen, etwa das Museum der Geschichte der polnischen Juden in Warschau.

Um das Studium für interessierte Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in ganz Europa attraktiv zu machen, wird in englischer Sprache gelehrt. Teilnehmer müssen eine moderate Studiengebühr zahlen, es besteht aber die Chance auf ein Stipendium. Nach dem Abschluss der einjährigen Weiterbildung erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat, das ihnen die Fähigkeit zum innovativen und zeithistorischen Kuratieren bescheinigt.

 

Hintergrund:

Das Europäische Kolleg Jena „Das 20. Jahrhundert und seine Repräsentationen“ wurde 2015 gegründet. Verankert an sieben Lehrstühlen der Friedrich-Schiller-Universität Jena und an der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora forschen Doktorandinnen und Doktoranden aus zeit- und kunstgeschichtlicher, literaturwissenschaftlicher sowie geschichts- bzw. politikdidaktischer Perspektive zu Repräsentationen des 20. Jahrhunderts. Das Kolleg wird bis 2019 vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft im Rahmen der ProExzellenz-Initiative finanziell gefördert.

 

Bewerbungsfristen:

Bewerbungen sind bis zum 15. August zu richten an:

Dr. Daniel Logemann

Europäisches Kolleg der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Fürstengraben 13, 07743 Jena

Tel.: 03641 / 944490

E-Mail: daniel.logemann@uni-jena.de

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