Gedenken an erste zivile Opfer des Zweiten Weltkriegs

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In Begleitung einer Delegation aus Warza reisen Landrat Konrad Gießmann und Kreistagsvorsitzender Klaus Reißig morgen in die polnische Kreisstadt Wielun unweit von Lodz. Gemeinsam mit den dortigen Amtskollegen werden sie am 1. September an einer Veranstaltung teilnehmen, die an die Bombardierung der Kleinstadt durch die deutsche Luftwaffe zu Kriegsbeginn 1939 erinnert.

In Gedenken an die rund 1.200 Todesopfer des völkerrechtswidrigen Angriffs wollen Gießmann und Reißig einen Kranz niederlegen. Die Zeremonie beginnt um 4.40 Uhr nachts – zur gleichen Zeit, als vor 72 Jahren die ersten deutschen Sturzkampfflugzeuge ihre tödliche Fracht über der Stadt ausklinkten. Damit stellt der Angriff auf Wielun, das seinerzeit nur 20 Kilometer von der Grenze nach Schlesien entfernt lag, die erste Kampfhandlung des Zweiten Weltkriegs dar, die obendrein gegen Zivilisten gerichtet war. Nach allgemeiner Lesart begann die militärische Auseinandersetzung am 1. September 1939 um 4.45 Uhr mit dem Beschuss der Danziger Westerplatte.

„Wir möchten mit dieser Geste stellvertretend all jener Opfer Gedenken, die der Zweite Weltkrieg unter den Völkern gefordert hat. Darüber hinaus sollten wir an diesem Tag auch den Blick nach vorn richten und dankbar sein, dass unsere beiden Länder trotz des unermesslichen Leids heute gleichberechtigte und freundschaftlich verbundene Mitglieder der Europäischen Union sind“, sagt Landrat Konrad Gießmann. Nach dem Gedenken stehen auch Gespräche mit Zeitzeugen und Veteranen auf dem Besuchsprogramm – ebenso wie die feierliche Eröffnung des neuen Schuljahres in der Gesamtschule Nr. 1. Auf diesen Part ist Konrad Gießmann sehr gespannt: Schließlich besuchten erst Ende April Schüler und Lehrer aus Wielun das Mittlere Nessetal und schauten bei dieser Gelegenheit auch im Landratsamt Gotha vorbei. Im Gespräch mit den 16- bis 18-Jährigen versprach Gießmann, sich alsbald bei einem Gegenbesuch das polnische Schulsystem vor Ort anzuschauen.

Der enge Kontakt nach Wielun hat sich dank des Engagements von Eltern der heutigen Warzaer Regelschüler entwickelt, die seit sechs Jahren einen Schüleraustausch pflegen. Zur 900-Jahrfeier von Warza 2009 haben die Nessetalgemeinde und Wielun eine kommunale Partnerschaft besiegelt.