Gerechtigkeit ohne Sieger

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Jena (AB) „Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand“. Diese Redewendung zeigt, dass sich viele Menschen vor Gericht bzw. im Umgang mit der Justiz unsicher fühlen. Denn Gerechtigkeit ist ein abstraktes Ideal. Gerechtigkeitsvorstellungen variieren nach Kultur, Ort und Zeit. Und sie wird von jedem Individuum anders bewertet – selbst unter den Handelnden des Rechtssystems.

Während es vor Gericht nach einem Urteil allerdings einen deutlichen Sieger und einen Verlierer gibt, soll im Mediationsverfahren der Interessensausgleich zwischen den Parteien erfolgen. „Je weniger dort eine Partei als Sieger über die andere erscheint, umso eher akzeptieren beide Parteien die gefundene Lösung“, sagt Prof. Dr. Christian Fischer von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Wenn in diesem strukturierten Verfahren des Interessenausgleichs ohne Richter ein Mittelweg aufgezeigt wurde, ist für beide Konfliktparteien Gerechtigkeit gefunden worden. „Doch Gerechtigkeitsfragen stellen sich auch in der Mediation“, weiß Prof. Fischer. Daher ist sich der mediationserfahrene Rechtswissenschaftler auch bewusst, dass „Gerechtigkeit ebenfalls als zentraler Punkt der Mediation bezeichnet wird“.

Somit ist es für ihn nur konsequent, „Gerechtigkeit in der Mediation“ zum Thema des diesjährigen Deutschen Mediationstages zu machen. Dieser findet vom 28. Februar bis 1. März 2014 zum 6. Mal an der Friedrich-Schiller-Universität Jena statt.
„Als echte Alternative zum streitigen Verfahren gewinnt die Mediation immer mehr an Bedeutung. Die Konfliktparteien entscheiden definitionsgemäß eigenverantwortlich über eine zukunftsorientierte Lösung, die den Interessen aller Beteiligten Rechnung trägt. Dies führt im Idealfall dazu, dass Konflikte dauerhaft gelöst werden“, betont Rainer Tögel, Sprecher des Vorstands der D.A.S.  Rechtsschutz-Versicherungs AG, die den Mediationstag gemeinsam mit der Universität Jena ausrichtet. „Die Zufriedenheit unserer Kunden zeigt, dass eine schnelle, umfassende und nachhaltige Konfliktlösung durch einvernehmliches Vorgehen in vielen Fällen langfristig erfolgreicher ist, als streitige, gerichtliche Verfahren“, weiß der Manager aus praktischer Erfahrung.

Doch diese Einvernehmlichkeit ist nicht immer einfach herzustellen, wie während des Mediationstages dargestellt wird. Etwa 350 Teilnehmer aus unterschiedlichen Disziplinen werden in Jena erwartet. Sie werden am Auftakttag aus rechtstheoretischer, philosophisch-theologischer und psychologischer Perspektive über Gerechtigkeit diskutieren. Am 1. März wird dann die Gestaltung eines gerechten Mediationsverfahrens für die Bereiche Verbraucher und Unternehmen, Arbeit, Familie, Soziales sowie Medizin präsentiert und diskutiert.

Die Mediation als strukturiertes Mittel der Konfliktlösung ist in Deutschland seit ungefähr zwanzig Jahren bekannt. Aber erst 2012 verabschiedete der Bundestag das Mediationsgesetz, das die Mediation auch gesetzlich anerkennt. „Für die weitere Entwicklung der Mediation möchten wir bei unserer Konferenz neue Impulse setzen“, unterstreicht Prof. Fischer. Der Deutsche Mediationstag ist die größte regelmäßig stattfindende Tagung zur Mediation im deutschsprachigen Raum und steht unter der Schirmherrschaft von Thüringens Justizminister Dr. Holger Poppenhäger.

Veranstaltungshinweis:
Deutscher Mediationstag 2014 – Gerechtigkeit in der Mediation
28.2. und 1.3.2014 im Hörsaalgebäude Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena
Die Teilnahmegebühr beträgt 60 Euro.
Anmeldungen sind noch möglich bis 27.02.2014 unter:
http://www.rewi.uni-jena.de/Mediationstagung.html