Geriatrische Tagesklinik stellt Senioren wieder auf die Beine

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Jena. Wenn Ältere ernsthaft erkranken, beginnt oft ein schleichender Abbau, dessen Folge im schlimmsten Fall der Verlust der bisherigen Selbstständigkeit ist. Statt eines eigenständig bestimmten Alltags erwartet die Senioren dann die Pflegebedürftigkeit und damit die Abhängigkeit von fremder Hilfe.

Besonders häufig tritt dies nach einem Krankenhausaufenthalt im hohen Alter auf. Liegend zugebrachte Wochen fordern ihren Tribut, die Rückkehr in das normale Leben gelingt dann oft nur schwer. Eine anschließende Betreuung in einer geriatrischen Tagesklinik kann diese Abwärtsspirale verhindern.

„Wir versorgen hier Patienten, die beispielsweise nach einem Klinikaufenthalt weitere Therapien benötigen, aber nicht so mobil sind, um dies allein von Zuhause aus wahrnehmen zu können“, erklärt Dr. Anja Kwetkat, Chefärztin der Klinik für Geriatrie am Universitätsklinikum Jena, das Konzept ihrer Tagesklinik.

Der Bereich wurde vor sechs Monaten neu am Uniklinikum Jena eingerichtet, seitdem stehen hier 10 Plätze für die teilstationäre Betreuung Älterer zur Verfügung. „In der Regel sind unsere Patienten über 70 und benötigen beispielsweise nach Operationen eine intensive Begleitung, um wieder etwas fitter zu werden“, so Kwetkat. Dazu werden die Patienten wochentags zwischen 8.00 Uhr und 15.00 Uhr in der Tagesklinik unter ärztlicher Aufsicht versorgt, erhalten hier notwendige physiotherapeutische, ergotherapeutische und andere Therapien, Abholung und Heimfahrt inklusive.

Im Schnitt 15 Tage dauert ein tagesklinischer Aufenthalt. „In dieser Zeit können wir die eigene Leistungsfähigkeit unserer Patienten wieder soweit stärken, dass ein möglichst selbstbestimmtes Leben auch anschließend zu Hause gelingen kann“, beschreibt die Geriaterin Anja Kwetkat. Dabei wird beispielsweise geübt, wie Alltagssituationen trotz Einschränkungen z. B. mit Gehilfen oder anderen Hilfsmitteln gemeistert werden können „Viele unserer Patienten kommen nach Schlaganfällen oder Herzinfarkten zu uns, da müssen wir die Belastbarkeit langsam steigern und entstandene Defizite ausgleichen helfen“, beschreibt Dr. Anja Kwetkat die Aufgabe der geriatrischen Tagesklinik. Ziel ist aber nicht nur die Kräftigung und Wiederherstellung des Körpers, sondern auch die Stärkung des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten.

Ein stationärer Klinikaufenthalt ist nicht Bedingung für eine tagesklinische Behandlung. Auch andere Patienten können profitieren: Menschen mit chronischen Erkrankungen wie z. B. bei Erkrankungen des Bewegungsapparates oder auch chronischen Schmerzen, deren Zustand sich verschlechtert, ohne dass ein Klinikaufenthalt schon notwendig wäre. „Unser Anliegen ist es, in solchen Fällen die Auswirkungen der Erkrankungen zu lindern und die Patienten wieder auf die Beine zu stellen“, erklärt Kwetkat. Eine stationäre Krankenhausbehandlung soll so möglichst verhindert werden, um einen damit verbundenen Kräfteabbau gar nicht erst zuzulassen.

Grundsätzlich steht das Angebot allen hochaltrigen Patienten offen, egal, ob sie in der eigenen Wohnung, im betreuten Wohnen oder einem Pflegeheim zuhause sind. Auch wenn die Senioren an einer leichten Demenz oder Depressionen leiden, kommt die Tagesklinik für eine Behandlung in Frage. Wichtigste Bedingung für die Aufnahmen ist ein Mindestmaß an Beweglichkeit und Eigenbeteiligung. „Was wir hier machen, ist auch ein bisschen anstrengend“, sagt Kwetkat.

Publiziert am 06. Juli 2011, 10:09 Uhr