„Gotha zum Sehen, Fühlen und Begreifen“

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Die Kulturstiftung Gotha macht es möglich. Endlich erhält die edle und ehrwürdige Stadt Gotha nun auch ein Stadtmodell zum Sehen, Fühlen und Begreifen. Es wird vor dem Rathaus auf dem unteren Hauptmarkt aufgestellt.

Der westfälische Künstler Egbert Broerken hatte von der Kulturstiftung Gotha im Jahr 2013 den Auftrag erhalten ein solches Modell für Gotha zu schöpfen. Der Bildhauer beschäftigt sich seit einem Vierteljahrhundert mit bronzenen Stadtmodellen, die heute in vielen Städten Europas Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen sind. Für blinde Mitbürger ist das Stadtmodell immer ein besonderes Erlebnis, denn sie können erstmals in Miniatur mit den Fingerkuppen die unterschiedlichen Türme des Schlosses Friedenstein oder die engen Gassen am Hauptmarkt ertasten.

Der Bildhauer Egbert Broerken hat sich viel Zeit genommen für das Gothaer Stadtmodell. Immer wieder von neuen Details und Inspirationen überrascht, mussten schon mehrere geplante Einweihungstermine verschoben werden. Dafür ist sich der Künstler sicher „es ist mein bisher schönstes Modell“.

Broerken, der in einem alten Wasserschloss in der Nähe von Soest arbeitet, ist Schriftsetzer von Beruf, studierte Design, wurde vom Rotary Club Münster angeregt, sich mit Stadtmodellen zu beschäftigen. Mit der Westfälischen Blindenschule Soest entwickelte er seine optimal ertastbaren Stadtmodelle. Seine Lehrtätigkeit an der Fachhochschule Dortmund hat der Bildhauer beendet, um sich ganz der Kunst zu widmen.

Mit dem Stadtmodell Gotha, in einer Größe von 150 cm x 150 cm, schuf der Künstler eine pulsierende Stadt mit ihrem Bauwerken vom Residenzstadtring umgrenzt, die Häuserzeilen zwischen Gartenstraße-Huttenplatz-Friedrichstraße-Bahnhofstraße-Parkstraße-Uelleber Straße-Cosmarstraße-Waltershäuser Straße-Burgfreiheit und
Bertha-von Suttner-Platz. Die alte wehrhafte Stadt ist dadurch gut erkennbar, aber auch die verschiedenen Plätze innerhalb des Altstadtkerns, die Parkanlagen, die Türme am Hospital, von der Margarethenkirche oder dem Rathaus, die verspielte Wasserkunst, der Denkmalplatz von Herzog Ernst dem Frommen ebenso wieder der neue Schlossplatz vor dem Herzoglichen Museum. Das Stadtmodell öffnet dem Sehenden den Blick, welch großzügige Parklandschaft die Gothaer Innenstadt besitzt und der Sehbehinderte fühlt die Enge der Gassen, den Anstieg des Pflasters, die Weite der Grünanlagen, die Tore der Orangerie oder die kurzen Entfernungen zwischen den Bauwerken. „Genial zentrale“ Baulücken sind geschlossen, die Dimension des Schlosses Friedenstein wird genauso spürbar wie der Raum des großen Parkhauses der Baugesellschaft in der Gartenstraße mit seinen immer zum Parken einladenden freien Plätzen.

Die Arbeit an einem Stadtmodell beginnt für den Künstler mit einen Besuch der Stadt, mit dem Erlaufen seiner Spezifika, dem Fotografieren aller Gebäude und Häuserzeilen, über den Bau maßstabsgetreuer, architektonischer Modelle, dem künstlerischer modellieren der Wachsformen bis hin zum Bronzeguss und dem bildhauerischen Bearbeiten des Sockels. Das bronzene Stadtmodell ist im Wachsausschmelzverfahren mit Straßennamenbezeichnung in Blindenschrift ausgeführt. Das Material und die Ausführung garantieren hohe Stabilität, Unverwüstlichkeit und Wetterunabhängigkeit.

Modelle des Künstlers sind in Berlin, Osnabrück, Celle, Braunschweig, Halberstadt, Kulmbach, Minden, Bielefeld, Stralsund, Hamburg, Wismar, Magdeburg, Wittenberg, Leer, Lüneburg, Westerland, Konstanz, Kempten, Neumarkt, Schwäbisch-Hall, Mainz, Neuss, Verden, Worms, Buxtehude, Alfeld, Rheine, Bergisch-Gladbach, Soest, Holzminden, Kaufbeuren, Kufstein, Landshut, Bayreuth, Lübeck, Münster, Hameln, München und Erfurt aufgestellt und erfreuen sich enormer Beliebtheit. In Münster stehen mittlerweile vier Modelle. Gotha ist damit in sehr guter Gesellschaft.

Im Ausland finden sich Stadtmodelle von Egbert Broerken in der Galerie Les Lafayette in Paris, in Strasbourg, in Kochersberg im Elsass, im französischen Kronenbourg, in Deventer in Holland und Solothurn in der Schweiz.

Das Stadtmodell Gotha wurde durch Bürgerspenden der Kulturstiftung Gotha in Höhe von 28.000 € ermöglicht. Weitere Förderer des Projektes waren die Firma TRACO – Deutsche Travertin Werke GmbH Bad Langensalza sowie der ROTARY Club Gotha, der LIONS Club Gotha und die Steindomaene mit dem Gothaer Steinmetzmeister Frank Ehmig aus Günthersleben-Wechmar.

Der Inhaber und Geschäftsführer der TRACO, Ullrich Klösser, stellte neben dem erst kürzlich im Wert von 4.000€ gestifteten Sockel für das Denkmal der Herzogin Luise Dorothea an der Wasserkunst auch in diesem Falle den wertvollen Stein unter dem Modell auf dem Hauptmarkt kostenlos zur Verfügung.

Die Stifter des Stadtmodells „Gotha zum Sehen, Fühlen und Begreifen“ laden herzlich ein zur Einweihung am 21.Oktober 2016, um 14.00 Uhr auf dem unteren Hauptmarkt.