Haeckel geknittert

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Jena (sh). Ernst Haeckel war ein Künstler. Natürlich ist der berühmte Wissenschaftler heute vor allem für sein Wirken als Zoologe und seinen Einsatz auf dem Gebiet der Evolutionstheorie bekannt. Doch Zeit seines Lebens widmete er sich auch der Nähe zwischen Kunst und Natur, indem er diese in Zeichnungen festhielt. Besonders bekannt sind seine Abbildungen von Quallen und Planktonorganismen, mit denen etwa Haeckel sein Werk „Kunstformen der Natur“ illustrierte. Genauso wie Haeckels wissenschaftliches Werk hat auch seine Kunst überdauert und neue Impulse für spätere Generationen geliefert.

Davon überzeugen kann man sich derzeit  im Ernst-Haeckel-Haus (Berggasse 7) der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dort ist bis zum 5. Januar 2012 die Ausstellung „Knick – gebrochene Symmetrien“ von Eva-Maria Schön zu sehen. Die Künstlerin nutzt für ihre Installation direkt die Werke Haeckels. Sie knittert fotokopierte Abbildungen – geschaffen vom berühmten Biologen – und bringt sie dadurch in einen neuen, ungewohnten Zustand.

Doch so willkürlich, wie sich das anhören mag, ist es bei weitem nicht. „Eva-Maria Schön vollzieht diese Brechungen in direkter Konsequenz der Haeckelschen Kristallisationslehre, sind doch die Morphologien der Formen immer wieder neu durch zufällige Kombinationen der ihnen eigenen Grundsymmetrien entstanden“, erklärt der Leiter des Haeckel-Hauses Prof. Dr. Dr. Olaf Breidbach.

Die Knicke verbinden dabei Teile, die vorher nicht zusammengehörten. Genauso wie Haeckel, der abbildete, was er in der Natur sah, macht die Künstlerin seine Abbildungen zu bloßen Artefakten und damit zum Spielball der Kunst. Aus aufgelösten Symmetrien geht Neues hervor – Formen, Körper, Landschaften.

Eva-Maria Schön wurde 1948 in Dresden geboren. Nach einer Ausbildung zur Fotografin und einem Kunststudium an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf zog sie 1980 nach Berlin. Schön kann auf viele Ausstellungen im In- und Ausland – etwa in China, den USA oder den Niederlanden – zurückblicken.

Die Ausstellung „Knick – gebrochene Symmetrien“ ist vom 9. November 2011 bis 5. Januar 2012 dienstags bis freitags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.