Heilung bei Durchfallkeimen

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Jena (UKJ / me). Diese Therapie klingt ungewöhnlich und ekelerregend: Am Universitätsklinikum Jena (UKJ) haben Experten der Gastroenterologie nun erstmals Stuhlproben eines gesunden Spenders auf eine Patientin mit immer wieder auftretender Durchfallserkrankung übertragen.

Damit bekämpften sie erfolgreich Clostridium difficile, einen der gefährlichsten Darmkeime. 2011 litten allein in Deutschland 100.000 Patienten an dieser Erkrankung. Die Idee hinter der Stuhltransplantation: Eine intakte Darmflora gelangt in den kranken Darm und baut eine „gesunde“ Darmflora wieder auf. Das UKJ bietet als eine von nur wenigen Kliniken in Deutschland die neue Therapie an, die chronisch Kranken Hoffnung gibt.

Über Monate litt die Patientin an einer Darmentzündung, ausgelöst durch eine Clostridium difficile-Infektion und wurde dann in der der Klinik für Innere Medizin IV am UKJ behandelt. „Seit Wochen hat sie keine Beschwerden mehr. Die Infektion ist nicht mehr aufgetreten“, sagt Prof. Dr. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am UKJ.

„Bei der Stuhltransplantation wird die gesunde Darmflora einer verwandten Person übertragen. Ziel ist es, die Darmflora wiederherzustellen und die Clostridien einzudämmen, erklärt Dr. Peter Keller, Arzt der Klinik für Innere Medizin IV am UKJ. Gastroenterologen nahmen die Stuhltransplantation vor.

Zwei bis fünf Prozent der gesunden Bevölkerung tragen den Erreger im Darm, ohne dass es zu einer Erkrankung kommt. Clostridien gehören aber auch zu den häufigsten Erregern von Krankenhausinfektionen. Hinter der Patientin liegt ein langer Leidensweg, der mit einer Harnweginfektion begann, so Keller. Bevor sie die Gastroenterologie aufsuchte, wurde die Infektion mehrfach mit Antibiotika behandelt. „Allerdings zerstörte die zu häufige Antibiotikagabe ihre Darmflora. Dadurch vermehrten sich die Clostridien stark. Dies führte zur schweren Durchfallerkrankung“, erklärt Prof. Stallmach.

Wiederholte spezielle Antibiotikatherapien halfen nicht. Sie nahm zwölf Kilo ab. Nicht nur körperlich, sondern auch psychisch litt die Patientin: Aufgrund ihrer Erkrankung konnte sie ihrem Beruf nicht nachgehen und war sozial isoliert. Immer wieder kam es zum Aufflackern der Infektion, bis sie sich zur Stuhltransplantation entschloss.

Für eine Übertragung mussten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Spender und Empfänger wurden auf Erkrankungen untersucht. Auch musste der Spender gewisse Kriterien erfüllen. „Grundsätzlich kommt jeder gesunde Mensch in Frage. Der ideale Spender sollte ein naher Verwandter sein, weil bei ihm eine ähnliche Darmflora vorhanden ist. Er sollte nicht im selben Haus wohnen. Sonst könnte auch er Clostridien im Darm haben“, erklärt Stallmach. Die Probe des Spenders wurde aufbereitet, damit keine krankmachenden Bakterien übertragen werden.

Außerdem musste die Ethikkommission zustimmen. Stallmach: „Nach einer Darmreinigung wurde die aufbereitete Stuhlprobe über einen Schlauch in den Dickdarm eingeführt. Der Eingriff verlief ohne Komplikationen.“ Zukünftig könnte die Stuhltransplantation eine Alternative zur medikamentösen Therapie der gefährlichen Darmerkrankung sein, so Stallmach.

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