Jenaer neigungsorientiertes Medizinstudium JENOS startet im Wintersemester

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Mit dem Ziel einer besseren Vorbereitung auf den Berufseinstieg und der Gewinnung hochmotivierter Studierender wurde der Studiengang Humanmedizin an der Universität Jena komplett überarbeitet. Kern des Jenaer Neigungsorientierten Studiums JENOS ist die Wahl einer der drei Linien Klinik-, Ambulant- oder Forschung-orientierte Medizin im zweiten Studienabschnitt. Die neuen Lehrveranstaltungen starten im Wintersemester 2014/15. 

Jährlich beginnen etwa 260 Erstsemester ein Medizinstudium an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Für die Studenten des zweiten Studienjahres stehen die kommenden Sommerferien traditionell im Zeichen der Vorbereitung auf die Prüfungen zum ersten Staatsexamen im Spätsommer. Ganz und gar nicht traditionell wird für sie der klinische Studienabschnitt im Wintersemester starten – mit der Premiere des neigungsorientierten Medizinstudiums in Jena.

Seit drei Jahren erarbeiten die Hochschullehrer und Ärzte der Medizinischen Fakultät eine Reformierung des Jenaer Medizinstudiums innerhalb der ärztlichen Approbationsordnung. „Unser Ziel dabei ist es, die Absolventen noch besser auf den Berufsstart vorzubereiten und besonders motivierte Studierende zu gewinnen“, so der Dekan Prof. Dr. Klaus Benndorf. So ist das deutschlandweit einmalige Konzept des Jenaer neigungsorientierten Studiums JENOS entstanden, in dem die künftigen  Mediziner nach einer Orientierungsphase eine der drei Linien Klinik-, Ambulant- oder Forschung-orientierte Medizin als Wahlfach belegen. Dazu bietet JENOS ein kompaktes Kerncurriculum, das im zweiten Studienabschnitt etwa 85% der Lehrveranstaltungen ausmacht und für alle verbindlich ist. Es vermittelt alle Inhalte, die in der ärztlichen Approbationsordnung gefordert sind.

 

Klinik-, Ambulant- oder Forschung-orientierte Medizin als Wahlfach 

„Nach unseren jetzigen Planungen sollen die Linienveranstaltungen mehrheitlich am Mittwochnachmittag, dem Linientag, stattfinden“, erläutert der Studiendekan Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius. „Wir erwarten nach wiederholten Erhebungen unter den Studenten, dass etwa ein Drittel eines Jahrgangs die Ambulante Linie, reichlich die Hälfte die Klinik-orientierte Linie und zehn Prozent den Forschungszweig wählen.“ Die Studenten können zwischen den Linien wechseln, wenn die Kapazitäten das zulassen. Aber nur, wenn durchgängig eine Linie belegt wird, erhalten die Absolventen ein Zusatzzertifikat.

Die Klinik-orientierte Linie bereitet vertieft auf die ärztliche Tätigkeit in der stationären Krankenversorgung vor. Dabei spielen Interdisziplinarität und –professionalität eine zentrale Rolle, die spezialisierte Medizin, aber auch organisatorische und rechtliche Aspekte. Wissenschaftsbasiertes Arbeiten steht im Mittelpunkt der Forschungslinie. Nach einer Grundlagenlehreinheit gehen die Studenten in einem Mentoring-Programm direkt in die Arbeitsgruppen und können zum Beispiel in einer medizinischen Promotion betreut werden, oder, im Sinne einer Begabungsförderung im Doppelstudium, einen Masterstudiengang beginnen.

Die Lehrveranstaltungen der Ambulant-orientierten Medizin sind modular aufgebaut und widmen sich semesterweise fachlich-medizinischen, organisatorischen und persönlichkeitsorientierten Inhalten, die typisch für den ambulanten Bereich sind. Dazu zählen zum Beispiel Patienten mit unklaren Symptomen, die Zusammenarbeit mit Kliniken, Krankenkassen und Reha-Einrichtungen oder unternehmerische Aspekte. Für die ambulante Linie wird die Zusammenarbeit mit Lehrpraxen weiter ausgebaut.

 

Medizinspezifische Lehr- und Prüfungsformen 

Am Konzept von JENOS haben Hochschullehrer, Studenten, wissenschaftliche und klinische Mitarbeiter in verschiedenen Arbeitsgruppen mitgewirkt. Prof. Guntinas-Lichius: „Die Umsetzung der Studienreform ist angesichts der Fülle des Lehrstoffs und der begrenzten Ressourcen ein echter Kraftakt. Dazu kommt, dass wir großen Wert auf Lehr- und Prüfungsformen legen, die sich an der ärztlichen Praxis orientieren, aber eben sehr aufwändig sind, wie zum Beispiel Kleingruppenunterricht, Unterricht am Krankenbett und praktische Prüfungsparcours.“

Im Jahr 2018 werden die ersten Absolventen neben der Approbationsurkunde ein Linienzertifikat erhalten und „für die vielfältigen Anforderungen des Medizinerberufs bestens gerüstet sein“, ist sich Prof. Benndorf sicher.