Kinobetriebe Martin spendieren 30 Eintrittskarten

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Die „Heidi“-Kinderbücher von Johanna Spyri (1827–1901), die 1879 ihren publizistischen Welterfolg in Gotha begannen, gelten als die erfolgreichsten deutschen Romane aller Zeiten. Sie verkauften sich weltweit über 50 Millionen Mal. Bisher gab es mindestens 12 Verfilmungen des Buchmotives. Außerdem gibt es mehrere Zeichentrickverfilmungen, Comics und sogar Musicals. In Deutschland gehört „Heidi“ zu den bedeutendsten Kinderbüchern überhaupt. Jetzt kommt eine Neuverfilmung mit Peter Lohmeyer, Bruno Ganz und Katharina Schüttler in den Hauptrollen, in die Kinos.

 

Am Nikolaus-Sonntag, dem 6. Dezember 2015 um 15 Uhr wird der Film (vor dem offiziellen Start am 10. Dezember) im Gothaer Cineplex-Kino aufgeführt. Die Kinobetriebe Martin stellen für die beiden Gothaer Tageszeitungen zweimal 15 Eintrittskarten zur Verfügung. Bereits am 28. November hatte die neue „Heidi“ von Alain Gsponer im Sihlcity in Zürich ihre Weltpremiere gefeiert. Die Deutschlandpremiere gab es am 30.11.2015 in München.

 

Mit dem neuen „Heidi“-Film, wird das Mädchen aus den Schweizer Bergen auch eine neue Generation von Kindern und Erwachsenen begeistern. Die zeitlose Geschichte handelt von Freundschaft, Glück, und Natürlichkeit.

 

„Heidi“ in Gotha

 

Oberbürgermeister Knut Kreuch beschäftigte sich in seinem von Natali Schmidt illustrierten Buch „Gotha und die Großen der Welt“ ausführlich mit Johanna Spyri und der Verbindung der Erfolgsautorin zu Gotha und stellte dabei fest:

 

Die Haupt- und Residenzstadt war seit dem 18. Jahrhundert ein bedeutender Verlagsort in Deutschland. Im 19. Jahrhundert stieg die Familie Perthes zur führenden Verlegerfamilie auf. Im Jahr 1785 gründete Justus Perthes (1749–1816) in Gotha eine Verlagsbuchhandlung in der Wandkarten, Atlanten geografische Zeitungen und der berühmte Adelskalender „Der Gotha“ erschienen. Sein Neffe Friedrich Christoph Perthes (1772–1843) war ab 1822 mit einem Buchverlag in Gotha erfolgreich, der schnell eine der ersten Adressen in Deutschland wurde. Dem Gründer des Verlages F. A. Perthes, Gotha folgte 1843 Sohn Andreas (1813–1890), der die verlegerische Tätigkeit erweiterte, u. a. mit Kinderliteratur. 1874 übernahm wiederum sein Sohn Emil (1841–1910) die verlegerische Leitung des Hauses. Emil Perthes war mit Charlotte Gildemeister aus Bremen verheiratet. Diese las bei Besuchen in der alten Heimat die Zeitschrift ihres Kirchensprengels und wurde dort auf Artikel einer Schweizer Autorin aufmerksam, die Pastor Cornelius Rudolf Vietor (1814–1897) veröffentlichte.

 

In dem kleinen Müller-Verlag in Bremen erschienen die ersten Werke von Johanna Spyri, nicht unter ihrem Namen, nur mit dem Kürzel „JS“ gekennzeichnet oder dem Zusatz „Von der Verfasserin von: Ein Blatt auf Vrony’s Grab“. Sie war bereits erfolgreich, als Emil Perthes die Schweizerin anwarb, in seinem Verlag zu veröffentlichen. 1878 erschien „Heimatlos“ ihr erstes Werk in Gotha, das schnell den erwarteten Erfolg eintreten ließ. Mit „Heidis Lehr- und Wanderjahre“ publizierte Emil Perthes danach ein zweites Spyri-Buch, welches ungeahnt zu einem in rund 50 Sprachen übersetzten Welterfolg werden sollte. Die Gesamtauflage lag international bei mehr als 25 Millionen Exemplaren. Das führte u. a. dazu, dass heute Millionen Frauen den Namen Heidi, Heide oder Haydeè tragen – bis 1880 war dieser Mädchenname einzig in der Schweiz gebräuchlich als Kurzform von Adelheid.“

 

Die Autorin wurde von ihrem Gothaer Verleger zu einem Besuch nach Gotha eingeladen. Dieser Einladung folgte Johanna Spyri im Frühling 1880, sie wohnte in der Villa der Familie in der Schönen Allee 19, wobei sie sich mit Charlotte Perthes anfreundete.

 

Dem ersten „Heidi“ Buch folgte 1881 „Heidi kann brauchen, was es gelernt hat“ und in den sieben ersten Jahren erscheinen allein zwölf Werke, die sich jahrzehntelang blendend verkaufen. 1882 übertrug Camille Vidart die beiden Heidi-Bände ins Französische. 1884 erschienen sie in englischer Ausgabe übersetzt von Louise Wrooks, in Boston, von wo aus sie sich schnell in den USA verbreiten.

 

Die guten Buchhonorare ermöglichten Johanna Spyri ein sorgenfreies Leben, das mit manchem persönlichen Schicksalsschlag, wie dem Tod des einzigen Sohnes Bernhard, schmerzlich verbunden war. Emil Perthes, der Verleger und kluge Förderer von Johanna Spyri, erlebte mit der Popularität seiner Autorin auch den Untergang seines Verlages. Geschäftstüchtige Freunde verschafften sich Mehrheiten in der Aktiengesellschaft und drängten ihn hinaus. Nach Perthes Ausscheiden schloss Johanna Spyri mit dem Verlag 1894 einen Vertrag, der diesem die uneingeschränkten Rechte über alle bisherigen 19 Bücher sicherte. Pro Titel erhielt sie zwischen 500 und 2.000 Goldmark.

Johanna Spyri starb 1901, ihr letztes Buch „Die Stauffer-Mühle“ war  erschienen und sie arbeitete an der Erzählung „Ein stilles Haus“, die sie nicht mehr vollenden konnte. Nach ihrem Tod waren die Erben an der Reihe, die mit dem Gothaer Verlag weiterhin gewinnträchtige Verträge schlossen. 1913 gelang es dem F. A. Perthes Verlag vom Stuttgarter Carl Krabbe Verlag die Rechte an der Erzählung „Sina“ abzukaufen und 1920 kaufte die Perthes AG dem Verlag Müller in Halle, ehemals in Bremen, die Rechte an Johanna Spyris Frühwerken ab. Ab diesem Zeitpunkt verfügte man in Gotha über die Rechte an Johanna Spyris gesamtem Lebenswerk. 1931 erlosch der Urheberrechtsschutz der „Heidi-Bücher“ und aller anderen Romane und Erzählungen. 1937 folgte in Hollywood die erste Heidi-Verfilmung, der viele weitere folgen sollten.