Landesbischöfin: „Nahrung muss nicht perfekt und makellos aussehen“

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An den kommenden Sonntagen (30. September und 7.Oktober) wird in vielen Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) das Erntedankfest gefeiert. Für die Gottesdienste werden die Kirchen mit Erntegaben geschmückt. Dazu bringen Gemeindeglieder Obst und Gemüse aus ihren Gärten mit. In einigen Kirchengemeinden sind Gemeindefeste geplant.

Landesbischöfin Ilse Junkermann sagt zum Erntedankfest: „Erntedankfest heißt, auf das Gute zu blicken und dafür dankbar zu sein. Wer dankt, denkt anders. Er sieht unsere Nahrung nicht als Industrieware – perfekt und makellos. Leider ist diese Sichtweise beherrschend geworden: für den Markt und den Preis. Perfektion gibt den Ton an. Die Landwirte wissen ein Klagelied davon zu singen. Was nicht perfekt und makellos aussieht, kommt erst gar nicht in den Handel, oft bleibt es direkt auf dem Feld liegen. Das ist eine riesige Verschwendung von Energie und Lebensmitteln. Dabei geht es rein um die Optik – nicht um guten Geschmack oder Qualität. Es ist, als ob die Schöpfung an Industrienormen gemessen wird. Wer dankbar ist, nimmt jedoch auch eine schiefe Möhre oder einen Apfel mit Schorffleck als Gottes Gabe an.“

Höhepunkte zum Erntedankfest in Thüringen:
Die evangelische Kirche beteiligt sich am Landeserntedankfest des Freistaates Thüringen am Samstag (29. September) in Gotha. Regionalbischof Reinhard Werneburg wird den Ökumenischen Eröffnungs-Gottesdienst in der Kirche des Augustinerklosters mit gestalten (Beginn 11 Uhr). Die von den Thüringer Landfrauen gebundenen Erntekronen werden nach dem Gottesdienst aus der Kirche getragen und an Repräsentanten aus Staat und Kirche überreicht. Rund um das Augustinerkloster ist ein Bauernmarkt aufgebaut, das Café im Kloster hat von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Außerdem sind um 13 und 16 Uhr Führungen durch das Augustinerkloster geplant. Treffpunkt ist der Kircheneingang. Um 16.30 beginnt ein Konzert des Gothaer Handglockenchores in der Augustinerkirche.

In Mühlhausen beginnt am 7. Oktober um 10 Uhr ein Familiengottesdienst in der Kirche St. Petri, danach wird zum Gemeinde-Mittagessen mit Familienspielen eingeladen.

Mit dem Briten Nicholas Baines, Bischof von Bradford, starten im Erntedankgottesdienst am 30. September um 10 Uhr in der Eisenacher Georgenkirche die „Eisenacher Predigten zur Lutherdekade“ zum diesjährigen Themenjahr „Reformation und Musik“.

In Altenburg wird das Erntedankfest am 30. September (10.30 Uhr, St. Bartholomäikirche) sowie am 7. Oktober (10 Uhr, Herzogin-Agnes-Gedächtniskirche, Familiengottesdienst mit dem Kindergarten) gefeiert. Die mitgebrachten Gaben sind für das Tee-Mobil in Altenburg bestimmt. Dieses Projekt betreut Jugendliche, junge Erwachsene und junge Familien in besonders schwierigen Lebenssituationen. Deshalb werden neben den Lebensmitteln als Altarschmuck in der Kirche auch Hygieneartikel oder Tierfutter-Spenden gebraucht. Nach dem Erntedank-Gottesdienst am 30. September in der St. Katharinenkirche Rasephas wird zum Erntedank-Kaffee im Pfarrhaus-Gemeindesaal eingeladen. Bereits um 11 Uhr startet das Erntedank- und Bärenfest in Lohma. Beginn ist mit einem Erntedankfestgottesdienst. Um 16.30 Uhr ist ein Chorkonzert des Singkreises Schmölln geplant.

Den Erntedank-Gottesdienst am 7. Oktober in der Liebfrauenkirche Arnstadt umrahmt der Bachchor.

Am 7. Oktober werden anlässlich des Erntedankfestes die 8. Rudolstädter Orgeltage mit dem bekannten Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy eröffnet. Beginn der Fassung mit einem eigenen Orgelpart, eingerichtet vom künstlerischen Leiter der Orgeltage, Kreiskantor Frank Bettenhausen, ist um 19 Uhr in der Stadtkirche Rudolstadt.

Ebenfalls am 7. Oktober wird ein Orgelkonzert zum Erntedankfest in der Mühlberger St. Lucas-Kirche veranstaltet. Hier spielt Léon Berben aus Köln.

Höhepunkte zum Erntedankfest in Sachsen-Anhalt:
Am 30. September um 10 Uhr beginnt ein Erntedank-Gottesdienst mit dem Singspiel „Das Hemd des Glücklichen“ für Kinder und Erwachsene in der Magdeburger Kirche St. Gertraud Salbke. Mitwirkende sind der Chor, der Flötenkreis und der neugegründete Kinderchor des Kirchspiels Südost unter Leitung von Kantorin Hedwig Geske. Außerdem sind der St.Gertraud-Kindergarten und eine Tauffamilie dabei – es wird ein „bunter, fröhlicher und musikalischer Gottesdienst für die ganze Familie“ angekündigt.

Ebenfalls am 30. September wird im Kloster Drübeck das Erntedankfest gefeiert. Beginn ist um 14 Uhr mit einem Gottesdienst in der Dorfkirche St. Bartholomäus. Um 14 Uhr beginnt außerdem ein Sommerkonzert in der Klosterkirche St. Vitus im Rahmen des JugendMusikFestes Sachen-Anhalt. Am 6. Oktober wird in Drübeck unter dem Motto „Lebendiges Kloster“ zum Apfeltag eingeladen. Von 10 bis 15 Uhr ist die Apfelernte auf der Streuobstwiese und die Verarbeitung zu Apfelsaft, Waffeln mit Apfelmus und gutem Apfelkuchen geplant. Auch Äpfel aus dem eigenen Garten werden sofort frisch gepresst. Erntehelfer sind willkommen.

Hintergrund:
Erntefeste gibt es seit der Antike. In der christlichen Kirche werden sie seit dem 3. Jahrhundert gefeiert. Allerdings gab es wegen der verschiedenen Erntezeiten in den Klimaregionen lange Zeit keinen einheitlichen Termin. Seit dem 16. Jahrhundert wird Erntedank in den evangelischen Gemeinden am Michaelistag am 29. September oder an einem benachbarten Sonntag begangen. 1773 wurde in Preußen das Erntedankfest offiziell eingeführt und auf den Sonntag nach Michaelis festgelegt. Dieser Termin wurde von der Evangelischen Kirche in Deutschland beibehalten, mitunter wählen Gemeinden aber auch benachbarte Sonntage aus. Im Mittelpunkt des Erntedankfestes steht der gemeinsame Gottesdienst mit einer Auswahl von landwirtschaftlichen Produkten im Altarraum. Sie sollen daran erinnern, welche Vielfalt an Nahrungsmitteln es gibt, und dass die Früchte des Bodens nicht selbstverständlich existieren, sondern Teil göttlicher Schöpfung sind.