Nach Gießen ist vor Gießen

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Eigentlich hätten die Gastgeber aus Gießen im Saisonfinale der ProA so saft- und kraftlos wirken müssen wie Jenas Korbjäger über weite Teile der Partie am Sonntag.

Schließlich mussten sich die Hessen noch am Freitagabend bei den Kirchheim Knights nach zweimaliger Verlängerung mit 91:108 geschlagen geben. Dennoch waren es die Gastgeber, die nach Double-OT und Zeitumstellung offensichtlich ihre letzten Reserven mobilisiert hatten, ein uninspirierend wirkendes Team der Thüringer am Abend mit einer verdienten 64:75-Niederlage auf die Heimreise schickten. Doch nicht nur die Niederlage und das Zustandekommen, sondern die schlussendliche Konsequenz des Misserfolges in Verbindung mit den weiteren Begegnungen des letzten Spieltages der 2.Liga lassen den Verein eine sehr bittere Pille schlucken. In Kombination mit Ehingens Sieg gegen Heidelberg (83:75) rutscht Science City in der Tabelle auf Platz 5, verspielt somit am letzten Spieltag der ProA den schon fast sicher geglaubten Heimvorteil für das Playoff-Viertelfinale. Mit der dritten Niederlage in Folge erwischt das Harmsen-Team zudem die schwächste Saisonphase im ungünstigsten Augenblick, trifft in den Playoffs nun erneut auf die Hessen.

Bereits im Startviertel zeigten sich die Saalestädter nur selten auf der Höhe des Geschehens, kassierten zu oft viel zu einfache Körbe, welche Gießen in der 7.Minute auf 21:10 einteilen ließen. Die sich früh häufenden Ballverluste und gezwungenen Einzelaktionen ließen Jenas Korbjäger somit bereits früh auf Verliererstraße abbiegen. Zu viele Führungsspieler liefen in dieser Phase ihrem Potential hinterher, agierten physisch und mental deutlich langsamer als ihre jeweiligen Gießener Gegenüber. Nachdem sich die 46ers bis zum Viertelende einen 26:13-Vorsprung erspielt hatten blieben die Gastgeber auch im zweiten Spielabschnitt das tonangebende Team. Während sich die 46ers durch einen Distanzwurf von Steven Bennett mit 35:16 (13.) statistisch immer deutlicher entfernten, mit einer 48:35-Halbzeitführung in die Kabinen gingen, blieben die  Leistungsträger bei den Saalestädtern etliche Antworten schuldig.

Auch im dritten Abschnitt gelang es dem Team um Sim, Hudson und Co. nicht die mitgereisten Jenaer Fans zu entschädigen. Das Aufbäumen gegen die drohende Niederlage blieb aus, stattdessen nutzten die Hessen die ihnen gebotenen Freiräume, knipsten Science City nun vorzugsweise aus der Distanz ab. Vor allem Thierno Agne, der treffsichere Flügel der 46ers traf Jena mit seinen Dreiern mitten ins Herz. So bildeten seine Würfe zum 53:37 (24.) und 61:44 kurz vor der Viertelsirene wichtige Wegbereiter des Gießener Erfolges. Während sich die Gastgeber im finalen Viertel der regulären Saison nun darauf beschränkten ihren Vorsprung zu verwalten, gelang es Science City noch etwas Ergebniskosmetik zu betreiben. Dennoch blieb der Gießener Sieg bis zum Ende ungefährdet. Was aus Jenaer Sicht bleibt ist die Gewissheit, dass nach dieser Leistung ein ähnlich schlechtes Spiel wohl kaum noch einmal abgeliefert werden dürfte.

Auch Björn Harmsen war nach der Leistung seines Teams sichtlich frustriert, blieb in seinem Fazit allerdings zurückhaltend. „Uns nützt es in dieser Situation jetzt nichts auf die Jungs draufzuhauen. Zumindest am Ende hat sich die Mannschaft den Arsch aufgerissen. Zu Beginn sind einfachste Würfe nicht gefallen und in dieser Phase haben wir den Faden verloren. Wir werden jetzt anständig regenerieren müssen, dann werden wir sehen, was in den Playoffs möglich sein wird“, sagte Harmsen nach der Niederlage.

Nachdem erneut ausgerechnet Gießen als kommender Viertelfinal-Gegner feststeht, mit den beiden Siegen der regulären Saison als Favorit in die Playoffs startet, freut sich 46ers-Coach Denis Wucherer auf eine „interessante Serie“, dessen Chancenverhältnis laut dem Ex-Nationalspieler trotz der eigentlich klaren Ausgangslage „bei 50:50″ steht“.

H&H Makler