Nachwuchsjuristen der Uni Jena beim renommierten Wettbewerb „Vis Moot Court“ unter den besten 64 aus 311 Teams

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Der sprichwörtliche Stein, der Louise Kavacs, Jan Lampe, Valentin Wild und Constantin Knauer vom Herzen fiel, als die „University of Jena“ als eine der Universitäten genannt wurde, die in die Runde der besten 64 einziehen, muss gigantisch gewesen sein. Die vier Nachwuchsjuristen bilden das fünfte Team, das die Friedrich-Schiller-Universität beim „Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot Court“ in Wien vertrat. Bei der 23. Auflage einer der wichtigsten und prestigeträchtigsten Hochschulwettbewerbe auf dem Gebiet des internationalen Wirtschaftsrechts waren die Jenaer vom 18. bis 24. März eines von insgesamt 311 Teams aus über 50 Ländern.

 

Bereits die Einführungsveranstaltung bot eine beeindruckende Kulisse und machte den vier Studierenden aus der Saalestadt noch einmal deutlich, wie groß und international dieser Wettbewerb ist: Weit über 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie Coaches und Schiedsrichter kamen zur Begrüßung im Wiener Konzerthaus zusammen.

 

Verwechslung sorgte für bange Minuten

Inhalt des Wettbewerbs ist ein simuliertes Schiedsverfahren, in dem die Nachwuchs-Juristen Anwälte verkörpern und in vorbereitenden Schriftsätzen sowie mündlichen Verhandlungen die Interessen ihrer fiktiven Mandanten vertreten. Dabei nehmen sie die Rolle des Klägers sowie des Beklagten abwechselnd ein. Das alles in englischer Sprache. Und das hat nicht nur bei den Verhandlungen seine Tücken: Bei der Verkündung der Teams, die in die K.-o.-Runden der besten 64 einzogen, wurden die Jenaer nicht nur erst sehr spät aufgerufen, es kam zunächst sogar zu einer Verwechslung. Denn in Englisch ausgesprochen klingt die „University of Vienna“, die Universität Wien, ähnlich der University of Jena. „Das hatte bereits während der Vorrunden immer wieder zu Verwechslungen geführt und erst als wir es schwarz auf weiß hatten, wussten wir dann sicher, dass die FSU in der K.-o.-Runde ist“, so Pauline Köstner, die als Vorjahresteilnehmerin das Team der Uni Jena bereits während der Vorbereitungen unterstützte.

Ein ganzes Semester nahmen sich Louise Kavacs, Jan Lampe, Valentin Wild und Constantin Knauer Zeit, um sich auf den Wettbewerb vorzubereiten. Dabei fertigten sie einen eigenen Schriftsatz an und bekamen die Klageschrift des gegnerischen Teams der Washington University aus St. Louis zugesandt, auf die sie eine Erwiderung verfassten. Auf das Team der Washington University trafen die Jenaer Nachwuchsjuristen dann auch in der Vorrunde in Wien, ebenso wie auf die Lomonosov Moscow State University (Russland), die University Gadjah Mada (Indonesien) und die West Bengal National University (Indien). Sich gegen die starken Gegner zu behaupten und bei den eigenen Plädoyers die Nerven zu bewahren, ist dabei nicht immer leicht. Die Bewertung durch die Schiedsrichter ist stark von deren subjektiven Einschätzung abhängig. „Es gibt kein richtig oder falsch. Die eine Formulierung findet ein Schiedsrichter brillant, für den nächsten ist sie hingegen völlig unpassend“, erklärt Pauline Köstner, die gemeinsam mit Robert Heß als Coach in Wien aktiv war.

 

Pennsylvania wieder nicht zu schlagen

 

Dass sie die Vorrunde gegen die starken Teams so gut überstanden haben, verdanken die Jenaer der Uni-internen Unterstützung durch Pauline Köstner, Robert Heß und Prof. Dr. Giesela Rühl vom Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht, Internationales Privat- und Prozessrecht, Europäisches Privatrecht und Rechtsvergleichung sowie Dr. Hazel-Ann Slinn vom Sprachenzentrum der Universität Jena. „Sehr hilfreich sind aber auch immer die Veranstaltungen in nationalen und internationalen Kanzleien, bei denen die Teams probeweise verhandeln können. Hier können die Teilnehmer unter Realbedingungen üben“, so Köstner.

Trotz guter und intensiver Vorbereitung, auf eines konnten sich die Jenaer nicht einstellen: den Zufall. Denn wie bereits die Vorjahresgruppe musste sich auch das aktuelle FSU-Team in der K.-o.-Runde einem Team aus Pennsylvania (USA) geschlagen geben. Stolz und zufrieden sind die Vier dennoch an den Erfolg der Vorjahresteilnehmer aus Jena angeknüpft zu haben. „Ich habe sehr viele Menschen und darunter auch potentielle Arbeitgeber kennengelernt. Außerdem habe ich mich Rechtsbereichen gewidmet, die ohne die Teilnahme am Vis Moot Court an mir vorbeigegangen wären“, sagt Louise Kavacs und ergänzt „es war eine anstrengende aber schöne Zeit, die uns alle privat sowie auf unserem beruflichen Weg ein großes Stück vorangebracht hat.“
An der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der FSU beginnt nun die Suche nach einem neuen Team für den Vis Moot Court 2017.

 

Hintergrund:

Der Namensgeber des Wettbewerbs ist der Niederländer Willem Cornelis Vis (1924-1993). Er war Generalsekretär der UN-Kommission zum internationalen Kaufrecht und an der Ausarbeitung des UN-Kaufrechts sowie der Schiedsordnung zum internationalen Handelsrecht der UN-Kommission beteiligt.

 

 

 

 

(Beitragsbild: Robert Heß und Pauline Köstner standen den Nachwuchsjuristen Constantin Knauer, Louise Kavacs, Valentin Wild und Jan Lampe (v.l.) von der FSU Jena beim „Vis Moot Court“ in Wien als Coaches bei. Foto: Anne Günther/FSU)