Nervenschlacht gegen Nürnberg

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Am Samstagabend um 21.09 Uhr war es geschafft. Science City Jena hatte soeben die Gäste aus Nürnberg niedergerungen, in einer nervenaufreibenden Schlacht das bessere Ende auf seiner Seite. Nur langsam wich die in den Minuten des finalen Viertels gesteigerte Anspannung dem gemeinsamen Jubel. Die 40 Minuten zuvor hatten viel Kraft gekostet – physisch und mental.

Das bestätigte auch ein von der Schlussphase sichtlich gezeichneter Jenaer Trainer Björn Harmsen. „Dieses Spiel hatte keinen Sieger verdient. Am Ende muss aber eine Mannschaft gewinnen. Unserem Team gelang es dieses Duell in zwei Schlüsselsituationen zu entscheiden“, sagte Harmsen. Die von Jenas Coach angesprochenen Momente beschränkten sich auf die Crunch Time, in deren Verlauf sowohl Lars Wendt mit einem angenommenen ‚Charging‘ gegen Will Chavis sowie Garrett Sim durch offensiv konstante Produktion der Partie die nötige Wendung gaben. Auch Martin Ides, der Trainer der Nürnberger war sichtlich mitgenommen, gratulierte dem Kontrahenten aus Thüringen zum Sieg, bevor er sich mit seinem Team wieder auf die Rückfahrt in Richtung Franken machte.

In einer über weite Teile ausgeglichenen Begegnung waren es die Saalestädter, die zunächst besser ins Spiel fanden. Doch so schnell Jenas 5:0-Führung auf der Anzeigetafel leuchtete, so flüchtig war diese Momentaufnahme. Binnen weniger Minuten drehten die Gäste auf 7:9, bevor sich beide Kontrahenten mit einem 12:12 in die erste Viertelpause verabschiedeten. Auch im zweiten Abschnitt gelang es keinem der beiden Kontrahenten nennenswert davonzuziehen. Die höchste Führung bis zur Pause bildete schlussendlich Jenas 36:31-Vorsprung kurz vor dem Gang in die Kabinen. Erst nach Wiederanpfiff schien sich Science City absetzen zu können. Nach Dorenzo Hudsons Mitteldistanzwurf zum 40:33 (22.) begann jedoch das Hase- und Igelspiel zwischen den Hausherren und den fränkischen Gästen. Bis zur Mitte des dritten Viertels waren die Nürnberger wieder in Schlagdistanz, gingen durch Juan Reile mit 44:45 (25.) in Front. Nachdem die Norisststädter beim zwischenzeitlichen 46:51 (27.) fast schon zu enteilen drohten, war es Garrett Sim, der das Harmsen-Team im Spiel hielt, mit fünf Punkten vor der letzten Viertelpause den wichtigen 52:54-Anschluss wahrte.

Was folgte war ein Krimi der ganz besonderen Art. Im Gleichschritt abschließend oder offensiv verweigernd, waren es in den finalen zehn Minuten nicht weniger als neun Führungswechsel, die nicht nur auf dem Parkett Substanz kosteten. Fast wären es deren zehn gewesen, doch in diesem Moment war es Lars Wendt, der sich 3,1 Sekunden vor der Schlusssirene bei einer Jenaer 80:79-Führung Will Chavis in den Weg stellte. Zwar verwandelte der US-Amerikaner trotz Kontakt, die Anrechnung seines Wurfes blieb aufgrund des geahndeten Offensivfouls jedoch versagt. Während der seit Ende des dritten Viertels mit fünf persönlichen Fouls auf der Bank platzierte Robert Lewandowski diese Entscheidung in Frage stellte, wurde sein verbaler Einsatz mit einem technischen Foul quittiert. Die beiden fälligen Freiwürfe verwandelte der an diesem Abend mit weitem Abstand beste Akteur, Garrett Sim. Während bereits Sims Coast to Coast zum 80:79 – zudem in bester Footballer-Manier mit eingeklemmten Ball in Richtung Korb springend – Jena auf die Siegerstraße gebracht hatte, untermauerte der Junge aus Oregon mit seinen Punkten 34 und 35 die Ausnahmeleistung dieses Abends. „Ich habe mich heute auf dem Parkett sehr wohlgefühlt, hatte nach meinen ersten Würfen ein gutes Gefühl und den richtigen Rhythmus bei meinem Schuss. Das Publikum war heute natürlich phänomenal, hat uns noch einmal einen Extra-Schub gegeben. Dieser Sieg war wichtig fürs Herz und den Kopf“, so Garrett Sim nach Jenas Sieg auf den letzten Metern.

SCJ: Sim 35, Hudson 21, Tinnon 17, Wendt 3, Rush 2, Reyes-Napoles 2, Mayr 2, Schaffartzik, Kuhn, Voigtmann
Nbg: Reile 20, Bernard 15, Chavis 10, Lewandowski 10, Adler 8, Fleischmann 8, Schröder 8, Weigel, Wyczisk