Öffentliche Podiumsdiskussion am 30. Mai, 20 Uhr an der Universität Jena

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Wie ist es um die Lebensqualität in der Moderne bestellt? Antworten auf diese Frage sucht seit langem Prof. Dr. Hartmut Rosa von der Uni Jena vor dem Hintergrund, dass sich die Zukunftshorizonte in den entwickelten Industriegesellschaften eingetrübt haben. Weitere Wachstums-, Beschleunigungs- und Innovationsgewinne werden nicht mehr umstandslos als Fortschritt, als Gewinn an Lebensqualität und Wohlergehen gewertet. Politische Reformen werden in aller Regel nicht mehr als eine Verbesserung der „conditio humana“ verstanden, sondern vor der Drohkulisse eines Niedergangs und Zurückbleibens im ewigen Wettbewerb des ‚Schneller-Höher-Weiter‘ durchgesetzt, lautet Rosas Fazit.

Prof. Rosa (Foto) forscht über eine neue Bestimmung von Lebensqualität und Wohlergehen, die durch Resonanzachsen und Resonanzerfahrungen charakterisiert ist. „Ausgangspunkt hierfür ist die Beobachtung, dass Menschen ihre Welt, ihr Leben, ihr Handeln und ihre sozialen Beziehungen immer dann als gelingend oder erfüllend erfahren, wenn sie Resonanzerfahrungen machen“, erläutert Rosa. Dazu zählen etwa Naturerfahrungen (zum Beispiel Momente des „Einklangs“ auf Berggipfeln oder an Meeresstränden), aber auch ästhetische (insbesondere musikalische) Erfahrungen sowie Gemeinschafts- und religiöse Erlebnisse. Über solche Resonanzen vergewissern sich Menschen eines Einklangs mit sich selbst und „der Welt“.

So verstandene Resonanzen müssen, als Grundlagen menschlichen Wohlergehens, zum Ziel von Politik- und Alltagsgestaltung und gegen die dem Kapitalismus innewohnenden Zwänge nach dem ständigen ‚Immer-Mehr‘ in Anschlag gebracht werden, ist sich der Soziologie-Professor sicher.

Unter dem Titel „Resonanz: ein Konzept gelingender Lebensführung“ führen Hartmut Rosa und Gäste am 30. Mai eine Podiumsdiskussion, zu der die Öffentlichkeit herzlich eingeladen ist. Sie beginnt an jenem Freitag um 20 Uhr im Großen Rosensaal der Universität Jena (Fürstengraben 27). Neben Hartmut Rosa diskutieren Thomas Fuchs (Universitätsklinikum Heidelberg), Axel Honneth (Goethe-Universität, Frankfurt am Main), Rahel Jaeggi (Humboldt-Universität zu Berlin) und Charles Taylor (McGill University, Montreal) das Resonanz-Konzept aus unterschiedlichen Perspektiven. Wie lässt sich Resonanz genauer bestimmen und für weitere Forschung anwendbar machen? Was bedeutet Resonanz in verschiedenen Erfahrungskontexten, wie Liebe, zwischenmenschlichen Beziehungen, Körpererfahrungen? Wie verhält sich das Resonanzkonzept zu ähnlichen Konzepten, etwa zu dem u. a. von Axel Honneth und Charles Taylor eingeführten Konzept der Anerkennung und der Idee eines guten und erfüllten Lebens? – so lauten einige der Fragen der Debatte, durch die ZEIT-Redakteurin und Autorin Elisabeth von Thadden führt.

Die öffentliche Podiumsdiskussion ist Teil des Experten-Workshops „Resonanz“ am 30./31. Mai, der vom DFG-Forschungskolleg „Postwachstumsgesellschaften“ veranstaltet wird.

 

Die Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer:

Thomas Fuchs ist Karl Jaspers-Professor für Philosophische Grundlagen der Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Heidelberg.

Axel Honneth leitet das Institut für Sozialforschung in Frankfurt/M. und ist Professor für Sozialphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt/M. sowie Professor für Humanities an der Columbia University in New York.

Rahel Jaeggi hat den Lehrstuhl für Praktische Philosophie, Rechts- und Sozialphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin inne.

Hartmut Rosa ist Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie Direktor des Max-Weber-Kollegs der Universität Erfurt.

Charles Taylor lehrte bis zu seiner Emeritierung an der McGill University in Montreal und als Gastprofessor unter anderem an den Universitäten von Kingston, Princeton, Berkeley, Delhi, Tübingen, Frankfurt am Main und an der Hebrew University in Jerusalem. 2012 hatte er die Schiller-Professur an der Friedrich-Schiller-Universität Jena inne.

Elisabeth von Thadden ist Redakteurin im Literatur-Ressort der ZEIT und dort verantwortlich für das Ressort ‚Politisches Buch‘.