Rockets lassen Heimvorteil an der Linie liegen

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Seit dem 28. November 2015 hatten die Oettinger Rockets Gotha kein Heimspiel mehr verloren. Gestern Abend fand diese stolze Serie ein bitteres Ende. Denn obwohl die Schützlinge von Head Coach Chris Ensminger in der ausverkauften „Blauen Hölle“ einen bravourösen Fight ablieferten, konnten sie den Heimvorteil im ersten Spiel des Playoff-Viertelfinales gegen die Hamburg Towers nicht nutzen. Am Ende einer packenden und phasenweise hochdramatischen Partie mussten sie sich den Hanseaten mit 72:77 (35:38) geschlagen geben.

Ungeachtet dessen gab’s nach der Schlusssirene stehende Ovationen vom Gros der Fans und lautstarke Rockets-Sprechchöre. Darin spiegelte sich Anerkennung für eine leidenschaftliche Leistung wider, vor allem aber die aufmunternde Botschaft: „Kopf hoch, Jungs, ihr habt ein Spiel verloren, aber keineswegs die Serie!“

Ausschlaggebend für die Niederlage war die schlechte Freiwurf-Quote der Gothaer, die gestern lediglich 10 von 25 Versuchen von der Linie (40 Prozent) verwandeln konnten – im bisherigen Verlauf der Saison 2015/2016 waren es immerhin 68 Prozent. Das heißt: Eine durchschnittliche Freiwurf-Quote hätte gereicht, um diese wichtige Partie knapp zu gewinnen.

„In engen Spielen machen die Freiwürfe oft den Unterschied aus – wir haben heute einfach zu viel liegen lassen, mit so einer Quote kannst du gegen so eine starke Mannschaft wie Hamburg nicht gewinnen“, sagte Chris Ensminger bei der Pressekonferenz nach dem Spiel und gratulierte seinem Trainer-Kollegen Hamed Attarbashi zum Sieg. Dessen Team zeigte einen beherzten Auftritt und schaffte es, die verletzungsbedingten Ausfälle auf den großen Positionen hervorragend zu kompensieren. Wie gut es die Gäste verstanden, aus der Not eine Tugend zu machen, ließ sich letztlich auch am gewonnenen Rebound-Duell (44:34) ablesen.

„Ganz klar, für mich waren die Rebounds der Schlüssel zum Erfolg“, sagte Hamed Attarbashi und freute sich mit seiner Mannschaft über den allerersten Sieg in der „Blauen Hölle“. Gleichwohl gab er auch unumwunden zu Protokoll: „Ich kann mir gar nicht richtig vorstellen, dass wir dreimal gegen Gotha gewinnen können!“

Mit diesen Worten zollte Hamburgs Trainer der großen Moral der Rockets Respekt, die in der Schlussphase besonders deutlich zum Tragen kam. Denn nachdem sich beide Seiten fast 30 Minuten lang ein intensives Kopf-an-Kopf-Rennen mit häufigen Führungswechseln (insgesamt 13) geliefert hatten, konnten sich die Gäste Mitte des Schlussviertels erstmals zweistellig absetzen (59:69 / 35.). Doch dann läuteten die Gothaer einen fulminanten Schlussspurt ein. So erzielte Carlton Guyton mit einem Dunk und zwei Dreiern in kurzer Zeit acht Punkte in Folge und brachte sein Team 27 Sekunden vor Ultimo wieder auf einen Zähler heran (72:73). Plötzlich war wieder alles offen.

Dass es nicht mehr zum greifbar nahen Sieg gereicht hat, lag am bereits erwähnten Manko. Denn die Rockets beendeten das Spiel, wie sie es begonnen hatten: mit zwei vergebenen Freiwürfen.

Wenngleich Chris Ensminger die Enttäuschung über die Niederlage deutlich anzumerken war – er versuchte das Positive aus der Partie mitzunehmen: Dazu zählen 18 Assists bei nur 7 Ballverlusten (Saison-Bestmarke) und die starke Dreier-Quote von 45 Prozent (10 von 22).

Zudem wirbelte Carlton Guyton wie in allerbesten Zeiten übers Parkett. Der US-Guard, der nach einer Knöchel-Verletzung im letzten Drittel der Hauptrunde etwas aus dem Tritt gekommen war, übernahm in wichtigen Phasen viel Verantwortung und war am Ende mit 27 Punkten (5 von 6 Dreiern) erfolgreichster Schütze der gesamten Begegnung.

An diese Leistung möchte Carlton Guyton morgen natürlich nahtlos anknüpfen. Dann steht das zweite Spiel der Serie gegen die Towers auf dem Programm. Schauplatz des Geschehens ist die InselPark-Halle in Hamburg (Tip-Off: 17 Uhr).

Das Ziel ist programmiert: Ausgleich!

Oettinger Rockets Gotha – Hamburg Towers 72:77 (35:38)

Viertel: 21:22 / 14:16 (35:38) / 15:17 (50:55) / 22:22 (72:77)

Oettinger Rockets Gotha: Guyton (33:18 Minuten / 27 Punkte / 3 Assists / 5 Rebounds), Riewer (12:25 / 0 / 1 / 1), DiLeo (14:30 / 4 / 1 / 1), Razis (26:29 / 2 / 10 / 0), Abdulkader (nicht eingesetzt), Durant (nicht eingesetzt), Lodders (8:18 / 2 / 0 / 0), Woods (15:24 / 4 / 0 / 2), Johnson (25:44 / 6 / 1 / 11), Lawson (26:12 / 9 / 2 / 3), Völler (24:45 / 9 / 0 / 7), Gomila (12:55 / 9 / 0 / 2)

Hamburg Towers: Kone (29:59 Minuten / 14 Punkte / 4 Assists / 1 Rebound), Roberson (22:11 / 12 / 0 / 3), Canty (33:46 / 20 / 1 / 3), Baues (15:16 / 2 / 0 / 6), Kiese (9:59 / 0 / 1 / 1), Ferguson (27:38 / 14 / 0 / 7), Kittmann (23:18 / 2 / 0 / 4), Williams (28:32 / 13 / 2 / 10), Stielow (9:21 / 0 / 0 / 3)

Zweier Gotha: 16 von 39 (41 Prozent)
Zweier Hamburg: 24 von 41 (59 Prozent)

Dreier Gotha: 10 von 22 (45 Prozent)
Dreier Hamburg: 4 von 20 (20 Prozent)

Freiwürfe Gotha: 10 von 25 (40 Prozent)
Freiwürfe Hamburg: 17 von 26 (65 Prozent)

Punkte von der Bank Gotha: 24
Punkte von der Bank Hamburg: 14

Rebounds Gotha: 34 (9 Offense / 25 Defense)
Rebounds Hamburg: 44 (12 / 32)

Assists Gotha: 18
Assists Hamburg: 8

Ballverluste Gotha: 7
Ballverluste Hamburg: 10

Ballgewinne Gotha: 2
Ballgewinne Hamburg: 2

Zuschauer: 1862 (ausverkauft)

2. Bundesliga ProA – Playoff-Viertelfinale – Spiel 2
Sonntag 17.00 Uhr, Hamburg Towers – Oettinger Rockets Gotha
(Spielort: InselPark-Halle, Kurt-Emmerich-Platz 10, 21109 Hamburg)

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