Sonderausstellung im Phyletischen Museum der Uni Jena zeigt „Falten in Natur und Technik“ / Vernissage am 14. November um 18 Uhr

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Beim ersten Anblick ist es vielleicht noch ein Schock. Doch irgendwann lassen sie sich beim Blick in den Spiegel nicht mehr übersehen: Falten. Um die Augen, über der Nasenwurzel, auf der Stirn – im Laufe des Lebens legt sich die Haut eines jeden Menschen immer mehr in Falten und keine noch so teure Creme kann diese Entwicklung aufhalten. Doch was im Fall der menschlichen Hautalterung höchstens ein ästhetisches Problem ist, erweist sich in der Natur als ausgesprochen weitverbreitetes und erfolgreiches Prinzip: Falten kommen in einer Vielzahl von Ausprägungen vor und sind dabei sehr nützlich. Nacktmulle etwa haben eine stark gefaltete Haut, um ihre inneren Organe zu schützen. Insekten haben gefaltete Flügel und manche Tiere nutzen Falten zur Lauterzeugung.

In welchen Formen Falten in der Natur vorkommen, welchen Nutzen sie haben und warum es so hilfreich wie schwierig ist, sie technisch nachzuahmen, das zeigt die neue Sonderausstellung „Falten in Natur und Technik“ im Phyletischen Museum der Universität Jena. Die Schau wird am Freitag (14.11.) um 18 Uhr eröffnet und ist ab 15. November voraussichtlich bis Juni 2015 für die Öffentlichkeit zu sehen.

„Natürlich zeigen wir auch, wie menschliche Hautfalten entstehen“, erläutert Dr. Gunnar Brehm vom Phyletischen Museum, der die Ausstellung mitentwickelt hat. Doch im Mittelpunkt stehen andere Beispiele. Die präsentierten Exponate reichen von der Flügelfaltung bei Insekten über die Lauterzeugung beim Totenkopffalter bis hin zu Kragenechse und den leuchtend roten Kehlsäcken der Fregattvögel. „Vielfach sind in der Technik ähnliche Lösungen gefunden worden wie in der Natur – meistens unabhängig voneinander, manchmal aber auch, in dem Bauprinzipien übernommen wurden, die es schon seit Millionen von Jahren gibt“, macht Prof. Dr. Martin S. Fischer deutlich. So spielen gefaltete Strukturen heute eine wichtige Rolle beispielsweise für Leichtbau-Konstruktionen oder als Knautschzone in Fahrzeugen, aber auch in so einfachen Produkten wie in einem Fächer oder Wellblechen, sagt der Direktor des Phyletischen Museums und Inhaber des Lehrstuhls für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie. Auch die Gestaltung der Ausstellung ist ganz auf Falten eingestellt: So wurden eigens Vorhänge aus Papier gefaltet und gefaltete Wellpappe als Trägermaterial für die Texte ausgewählt.

Hervorgegangen ist die Sonderausstellung „Falten in Natur und Technik“ aus Seminararbeiten von Studierenden der Friedrich-Schiller-Universität. Sie haben im Rahmen eines Seminars in kleinen Gruppen jeweils ein Thema bearbeitet und eine Ausstellungsvitrine gestaltet. Geleitet wurde das Seminar im vergangenen Jahr von Prof. Dr. Martin S. Fischer und von Markus Fischer. Der selbstständige Ingenieur mit Lehrauftrag an der Jenaer Uni ist ein ausgewiesener Bionik-Experte: Er ist 2010 mit dem Deutschen Zukunftspreis ausgezeichnet worden für die Entwicklung eines neuartigen Roboterarmes, der vom Elefantenrüssel inspiriert ist.

Ergänzt wird die neue Sonderausstellung durch die Falt-Kunstausstellung von Peter Weber. Gezeigt werden komplexe Strukturen, die der Künstler aus den verschiedensten Materialien, wie Papier, Leinwand, Kunststoff, Metall und Filz erschaffen hat. Seine Kunstwerke sind im „Kubus“ des Museums zu sehen.

Das Phyletische Museum (Vor dem Neutor 1) ist täglich von 9 bis 16.30 Uhr geöffnet.