Speerwerfer Thomas Röhler vom LC Jena e.V. blickt zurück

0
1220

2013 ein Sportjahr vollgepackt mit vielen Wettkämpfen, neuen Erfahrungen und auch einem Hochwasser, das einiges durcheinander brachte. Was sagen sie selbst dazu?

Ein voller Terminkalender, das stimmt. Mit den 14 Wettkämpfen kann ich aber mehr als zufrieden sein. Im letzten Jahr stand meine Bestleistung bei 80,79 Meter und ich konnte mit 83,95 Meter in Dessau beim Anhalt-Meeting richtig draufpacken. Aber es gab weitere Wettkämpfe über 82 und 83 Meter, darunter die Deutschen Meisterschaften in Ulm, die Bislett-Games in Oslo und die Team EM in Gateshead. Das Hochwasser hat sicher Zeitpläne durcheinandergewirbelt und auch viel Material, besonders Speere vernichtet, aber mit einer gestrafften Zeitplanung konnten wir gemeinsam mit dem Trainer vieles realisieren, aber halt nicht zu 100%. Die LEG Thüringen möchte Anfang 2014 beim Material helfen, ebenfalls signalisierte der OSP seine Unterstützung, darüber freue ich mich sehr.

Deutsche Meisterschaften, ein gutes Stichwort. U-23 Meister und Deutscher Meister und das jetzt schon zweimal hintereinander. Geht es jetzt an die Vorbereitung des Triple?

Der Juli, bescherte mir zwei Deutsche Meistertitel und damit die komplette Titelverteidigung des letzten Jahres, sowie den 3. Platz bei einem der Saisonhöhepunkte, der U-23 Europameisterschaft im finnischen Tampere. Alles in allem waren die Ergebnisse hervorragend, aber die Konkurrenz in Deutschland schläft nicht. Ich rechne im nächsten Jahr mit der starken Rückkehr von Till Wöschler und Matthias de Zordo, die zu den Höhepunkten in diesem Jahr verletzt waren. Aber auch mein Vereinskollege Bernhard Seifert der sich auf über 82 Meter steigerte, ist klar zu beachten. Da ich nicht mehr in der U-23 starte ist er für mich dort der Favorit. Die Dichte der Deutschen Speerwerfer ist toll, denn dann wird die öffentliche Aufmerksamkeit im Land Thüringen und darüber hinaus aktiviert.

Sie stehen mehr im Rampenlicht, haben mit mehrfach Radio und TV Rede und Antwort gestanden und jetzt sogar einem MDR-Sportfan das Speerwerfen beigebracht. Ist da noch genug Zeit für Studium und Training?

Wenn man etwas erreichen möchte, dann findet man einen Weg die Zeit zu optimieren. Klar habe ich in den letzten Wochen einige Flugkilometer zurück gelegt, aber nach der WM in Moskau, die für mich auf Grund von Schulterproblemen mies verlaufen ist, waren die Wettkämpfe in Thum, Zagreb und Brüssel ein guter Übergang in das Wintertraining. Das Ergebnis in Thum konnte sich mit 83,75 Meter sehen lassen. Die Atmosphäre war Klasse und ich komme gern wieder. Materialprobleme machten Zagreb zu einem echten Ausrutscher in diesem Jahr, denn ich hatte bisher immer über 81 Meter geworfen. Mit 80,98 Meter zum Diamond League Finale in Brüssel konnte ich meine Platzierung unter den ersten zehn der Welt festigen. Aber jetzt ist der Akku leer und ich freue mich auf etwas Ruhe und den Einstieg in das Grundlagentraining. Da noch etwas Zeit bis zum Studienbeginn ist, widme ich mich gern den Fans und Kontakten aus Industrie und Handel, um unseren Sport in den Medien zu entwickeln. Klar erhoffe ich mir auch den einen oder anderen Sponsorenkontakt dadurch. Von nichts kommt halt nichts und die Materialsorgen sind noch nicht beseitigt.

Ihr Trainer Burkhard Looks hat Jena verlassen und wird in Zukunft in Potsdam tätig werden. Sicher keine leichte Situation für sie, oder?

Schon im Frühjahr hatte sich abgezeichnet, dass es Veränderungen geben wird. Für den Trainer war das schwierig, für unsere Werfergruppe auch. Auch hier gibt es Verbesserungspotential für 2014. In der vergangenen Woche wurde uns der neue verantwortliche Wurftrainer für Thüringen vorgestellt. Neue Inputs verbunden mit den Erfahrungen des Jahres 2013 und Konsultationen mit international erfahrenen Trainern werden meine Weiterentwicklung garantieren. Ich hoffe unsere
Trainingsgruppe wächst und neue Talente werden durch unsere Erfolge angezogen, denn im Team ist der Spaß doppelt so groß, auch wenn wir einen Einzelsport betreiben.

Können sie bereits genaueres über den neuen Trainer sagen?

Der neue Wurftrainer in Thüringen heißt Harro Schwuchow. Er kommt aus Sachsen und hat bereits Erfahrungen in der Leichtathletik. Bereits vor seinem ersten Arbeitstag hat er sich mit der Situation in Thüringen vertraut gemacht, das schafft eine gute Atmosphäre für den Start. Auf diesem Weg möchte ich auch nochmals Burkhard Looks für die letzten Jahre danken. Er hat mir den Schritt vom Dreisprung zum Speerwurf erleichtert und die Grundlagen des Werfens an mich weiter gegeben. Er hat das Thüringer Wurfteam in den letzten Jahren geformt und die Erfolge von Bernhard Seifert, Vanessa Pfeiffer, Diana Steinhoff, Kristin Zaumsegel und anderen Thüringer Werfern gepusht. Vielen Dank dafür!

Im Jahr 2014 wird der Höhepunkt die EM in Zürich sein, wie gehen sie diese Meisterschaft an?

Ich habe mir eine Endkampf-Platzierung bei der EM in Zürich vorgenommen. In die Diamond League will ich auch wieder reinschnuppern. Die ganze Serie mitzumachen, dafür bin ich noch ein bisschen zu jung. Aber wir wollen einen cleveren Plan zusammenstellen, gespickt mit ein paar Meetings in Deutschland, da haben wir ja einige sehr schöne Veranstaltungen. Ich werde recht bald wieder in die Vorbereitung einsteigen. Daher bin ich zuversichtlich, dass ich im nächsten Jahr die 85 Meter
angreifen kann. Die Basis werden wir in den nächsten Monaten in der Halle legen. Mit Gewichten und speziellen Übungen werde ich die Schwachstellen angreifen, dann wird auch der Arm im nächsten Jahr lang bleiben.

85 Meter, da ist man doch schon nah an den eigenen Idolen dran, oder?

Die Wettkämpfe in diesem Jahr haben gezeigt, dass man mit 85 Meter immer dabei ist, wenn auch Tero Pitkämäki und Vítězslav Veselý mit ihren Weiten jenseits der 87 Meter das Sportjahr bestimmt haben. Aber uns unterscheiden einige Trainings- und Wettkampfjahre, viel Erfahrung und viele Inputs von Sportkollegen, Trainern und Wissenschaftlern. Ich habe in den letzten Jahren und auch in diesem Jahr, ich sage nur Zagreb, gelernt wie wichtig das Schuhwerk beim Speerwurf ist. Auch daran werden wir im Winter feilen und das wird nicht schwer fallen, denn die lang ersehnte neue Anlaufbahn im Jenaer Wurfhaus wurde in den letzten Tagen fertig gestellt. Es gibt in den nächsten Wochen einiges zu tun, um den Körper auf die Belastungen einzustellen und um gesund zu bleiben. Ich bin mir sicher, dass mein Team mich unterstützen wird und ich alles geben werde, um 2014 auch bei den Highlights wie der Team-EM in Braunschweig und der EM im Züricher Letzigrund dabei zu sein.