Stipendiatenvorstellung der Clara-und-Eduard-Rosenthal-Stipendiaten für Bildende Kunst und Literatur/Stadtschreibung

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hiermit laden wir alle Interessierten recht herzlich zu einem Abend in der Villa Rosenthal Jena ein. Die neuen Stipendiaten möchten ihre Projekte vorstellen und mit den Gästen ins Gespräch kommen.

Anna Bromley, die seit Januar 2015 ihre Wohnung in der Villa bezogen hat, wird ihren Aufenthalt in der Villa Rosenthal nutzen, um aktuelle Formen der sprachlichen und körpersprachlichen Repräsentation wissenschaftlichen Wissens zu erforschen.

Mit der Umstrukturierung der universitären Landschaft im Bologna-Prozess wurde die öffentliche Kommunizierbarkeit des wissenschaftlichen Wissens virulenter. So agieren Forscher heutzutage als Projektemacher, ganz im Sinne von Daniel Defoe’s zeitgeschichtlichen Kommentaren zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Um für die Kontinuität ihrer Forschung zu sorgen, müssen sie nun in öffentlichen Auftritten überzeugen. Es ist vielleicht wenig verwunderlich, dass hier auch selbstironische Inszenierungen Konjunktur haben, die einerseits das idealisierte, wissenschaftliche Wissen unter Verwendung von Wortwitz und Körperdrama „öffentlichkeitswirksamer“ machen sollen und die, auf der anderen Seite, neuen Unsicherheiten mit Galgenhumor entgegentreten.

Anna Bromley (*1971 in Königs Wusterhausen/DE) verbindet seit 2009 in szenischen Miniaturen Methoden qualitativer Sozialforschung mit teilfiktionalisierten Reenactments. Ausgehend von charakteristischen Redekulturen in Kultur, Wissenschaft und Politik untersuchen ihre delegierten Performances, kontextbezogenen Installationen und Essays Prozesse subtiler Affizierungen in Ansprachen und Verhandlungen in ihren theatralen Aspekten.

Der Literaturwissenschaftler, Dr. Dietmar Ebert, erhielt ein einjähriges Stipendium, um vor allem durch intensive Recherchen in den Archiven und Handschriften in Jena, Weimar, Marbach und Stuttgart herauszufinden, wer die Menschen waren, die im Hause Rosenthal verkehrten und mit welchen Persönlichkeiten und Familien die Rosenthals gesellschaftliche Kontakte unterhielten. Mit diesen Recherchen hofft er, ein Stück weit den „kulturellen Habitus“ der Rosenthals rekonstruieren und ihre Rolle im universitären und städtischen Milieu näher beleuchten zu können.

Dietmar Ebert wurde 1953 in Großröhrsdorf bei Dresden geboren. Seit 2007 arbeitet Dietmar Ebert als freier Autor, Lektor und Publizist in Jena. 2008 erhielt er den Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik der Stadt Jena. Seine publizistischen Arbeiten teilen sich in zwei Stränge, zum einen in stärker kultur- und lokalgeschichtliche Aufsätze, zum anderen in literaturwissenschaftlich grundierte Essays und Kritiken. Im Jahr 2009 erschien bei edition Azur Dresden sein Buch „Das Glück des atonalen Erzählens. Studien zu Imre Kertész“. Es enthält von ihm und anderen verfasste literarische Essays. Ein fotografischer Essay von Jürgen Hohmuth kommentiert Lebensstationen von Imre Kertész.

Der Eintritt ist frei!