„Summer in the city“ kann beginnen…

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Ein großer Schwerpunkt des diesjährigen Konzertspielplans ist die neue deutsche Musikszene, die für sich insbesondere die deutsche Sprache neu entdeckt hat. Dies mag für die Kulturarena, diesich seit ihrer Gründung eher als internationales Musikfestival versteht, ein wenig ungewöhnlich sein, doch bei näherer Betrachtung ist dies keineswegs ein Widerspruch. Denn der Aufschwung, den die neue deutsche Szene im letzten Jahrzehnt erlebt hat (und der auch zu einer viel stärkeren internationalen Verbreitung führte), war meist überhaupt erst durch die große multikulturelle Öffnung möglich, die hierzulande an allen Orten spross.

Ein Bereich, der wie schon angedeutet besonders erblüht ist, ist die große Tradition des Folk und des Singer/Songwriters. Als Vertreter dieser neuen deutschsprachigen Liedermacher-Generation haben wir Tim Bendzko, Max Prosa und Felix Meyer eingeladen, drei junge Künstler, die sich jeder auf seine Weise verschiedene Facetten erschlossen haben, sich mittels ihrer Muttersprache mitzuteilen.

Sehr speziell, und gerade deshalb auch höchst verdienst(und lust-)voll definiert sich in diesem Feld auch die deutschsprachige Schweizer Gruppe Kummerbuben: als ziemlich morbid-ironische Volkslied-Verfremdung. Viel stärker im Bereich der echten, poetischen, melodischen Popmusik schwimmen die Weimarer Alin Coen Band und das deutsch-schweizer Duo BOY aus Hamburg. Beide zelebrieren eine Mischung aus Singer/Songwritertum, Folk, Funk und – im Falle BOY – elektronischer Musik, die ähnlich wie die Kollegen von Wir sind Helden oder Silbermond inzwischen auch international als Vertreter einer „neuen Neuen Deutschen Welle“ gefeiert werden. Der Seitenblick in die Nachbarländer zeigt, dass hier ähnliches passiert: Caro Emerald aus den Niederlanden eroberte dort mit runderneuerter Soulmusik einen ganz vergleichbaren Siegeszug.

Ein noch viel deutlicheres Beispiel für multikulturelle musikalische Zusammenarbeit hierzulande ist die große deutschsprachige Soul- und HipHop-Szene, als dessen Dream-Team die Urban Mash Up All Stars in der Kulturarena gastieren, mit den Szene-Speerspitzen Cassandra Steen, Y‘Akoto, Fetsum und Signore Matteo Capreoli!

Mindestens ebenso deutlich ist die Internationalisierung im Bereich der elektronischen Clubmusik, die generell in den letzten Jahren einen großen Anlauf in Richtung Popularisierung und großer Konzertbühnen unternommen hat. Auch deshalb bildet sie gleichzeitig einen weiteren Schwerpunkt des diesjährigen Arenaprogramms. Berlin ist europaweit ein Zentrum dieser Bewegung, und die junge Elektro-Sängerin Dillon einer ihrer Shootingstars. Ebenfalls in Berlin haben Brandt Brauer Frick gleich einen ganz neuen Club-Stil entwickelt: eine Verschmelzung klassischer Musik und technoider Rhythmen. Einen ähnlich analogen Club-Ansatz pflegen die österreichischen Vokal-Techno-Artisten von Bauchklang sowie Monsieur Kadebostan mit seiner National Fanfare of Kadebostany sowie die Band Feindrehstar. Als euphorische Botschafter des Jenaer Club-Labels Freude am Tanzen halten letztere gleichzeitig die Fahne der lokalen Szene der elektronischen Tanzmusik hoch, aus deren Umfeld noch eine weitere außergewöhnliche Club-Band gastiert, The Pentatones live from Leipzig.

Doch die große Welt der elektronischen Clubmusik stößt auch das Fenster zur internationalen Musik weit auf. So haben wir in diesem Arenajahr auch einige durchaus legendäre Clubbands ein- geladen, die das Genre teilweise seit Jahrzehnten prägen.

Die Gruppe Lamb aus Manchester, in den 90er Jahren Mitbegründer des TripHop, oder den früheren britischen Rave-Techno-Produzenten Finian Greenall, der inzwischen im Trio als Fink eine Funk- und Bluesversion pflegt, der die Club- wurzeln noch sehr deutlich anzuhören sind. International – und hier sind wir bei einem langjährigen Kernthema der Kulturarena angelangt – hat sich der Begriff der globalen Weltmusik sehr gewandelt.

So findet man im Konzertspielplan viele Künstler, die einen anderen, einen alternativen Begriff der „Weltmusik“ pflegen. Die mexika- nische Sängerin Julieta Venegas erzählt zu sommerlich-leichter Popmusik durchaus ernste Bege- benheiten aus Mexiko, genau wie die Folk-Gitarristin Fatoumata aus Westafrika. Drei völlig unterschiedliche, sehr zeitgenössische Ausprägungen kubanischer Musik präsentie- ren Manolito y su Trabuco, Juan de Marcos und die Afro-Cuban All Stars sowie Harold Lopez Nussa, letzterer in Jena zu erleben mit dem Brasilianer Swami jr.

Ein ähnliches Alternativprogramm zu der Musiktradition ihrer Länder präsentieren auch die französische Folk-Chanson-Band Moriarty so- wie das portugiesische Avantgarde-Harmonika-Quartett Danças Ocultas. Selbst ein weltbekannter Star wie Habib Koité genehmigt sich im Duo mit Eric Bibb einen ganz neuen Blick auf die eigene Musiktradition, und Osaka Monaurail schließlich verbinden gleich ganze Kontinente, mit ihrer in Japan höchst einflussreichen, energiegeladenen Wiederbelebung uramerikanischer Funkmusik.

Denkt man solche Experimente zu Ende, gelangt man zu höchst eigenwilligen internationalen Solitären wie den Klangperformances der polnischen Band KARBIDO. Auch aus Norwegen kom- men in diesem Jahr drei sehr besondere Acts: Bernhoft mit verblüffenden wie auch wohlklingenden Funk-Sampling-Kaskaden, gänzlich durchgeknallte Club-Rock‘n‘Roll-Exzesse von Major Parkinson und Petter Carlsen mit einem ätherisch-flächigem Postrock. Überhaupt, die Legenden. Wie in jedem Sommer gastieren einige legendäre Musiker in Jena, die eigentlich keiner Vorstellung oder gar programmatischen Einordnung bedürfen.

Künstler wie Mr. Robert Bell und die Band Kool & the Gang, Al Di Meola mit seiner World Sinfonia, oder auch die großen Sängerinnen Jane Birkin oder Joan Armatrading prägen die weltweite Musikszene mit ihren Persönlichkeiten teilweise seit Jahrzehnten und sind bis heute höchst erfolgreich. Einige andere, wie der Desert-Rocker Howe Gelb mit seinem Festival-Projekt Giant Giant Sand, der jamaikanische Reggae- und Ska-Mitbegründer Ernest Ranglin mit seinen Jamaican Legends oder der amerika- nische Vollblut-Souler Charles Bradley haben ebenso ganzen Genres ihren Stempel aufgedrückt, ohne aber je einer breiten internationalen Öffentlichkeit bekannt zu werden. Sie bilden die Eckpfeiler unserer musikalischen Sommer-Entdeckungsreise, zu der wir Sie wieder ganz herzlich einladen möchten.

Hoffen wir auf gutes Wetter, wache Ohren und lebhafte Debatten im Arenarund, für ausreichend Anregung ist jedenfalls gesorgt.

Für Kinder

Sonntag ist Kindertag! Getreu dieser Devise versorgen uns die Helden der deutschen Kindermusik DONIKKL, Bernd Meyerholz & seine Kunterbänd und die Musiker der stueba-Philharmonie mitMusik für Ohren und Beine. Der Wunder Circus Wonderländ öffnet in diesem Jahr das erste Mal auf der Kinderarena seine Pforten. Dahinter verbirgt sich eine einmalige Show in der sich Magier, Artisten, Musiker und Figuren aus einer anderen Welt begegnen.

ArenaComedy

Zur ArenaComedy wird in diesem Jahr ein Genre gepflegt, dass es normalerweise nicht in die großen Arenen schafft: der Poetry Slam. Die beiden Hauptacts des Abends, Team&Struppi auf der einen und Nico Semsrott auf der anderen Seite, galten in den letzten Jahren als die Stars des deutschen Poetry Slams. Mit kunstvoll ausgearbeiteten Bühnenfiguren und politisch völlig inkorrekten Wortkaskaden können sie jeden Zuhörer schwindelig reden.

Das Gesamtprogramm in Zahlen

4x Theaterspektakel // 35x Konzert // 14x Film // 5x Kinderarena

Der vollständige Ticketverkauf für alle Veranstaltungen beginnt am 04. Mai

Tickets, Infos und Presseservice: www.kulturarena.de

Ticket-Hotline: 03641-498060

Arena-Vorverkauf: Tourist-Information Jena

Weitere Vorverkaufsstellen: Zeitungsgruppe Thüringen