Symposium vom 15. bis 17. Mai an der Universität Jena knüpft an „BrandSchutz“-Projekt an

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Das Politische boomt in der Kunstausstellung. In der letzten Zeit widmen sich nicht nur immer mehr Ausstellungen politischen Themen wie Migration oder Umweltfragen. Immer häufiger nehmen auch die Ausstellungen selbst einen dezidiert politischen Charakter ein. So verhielt es sich etwa bei der documenta 13 und bei der 7. Berlin Biennale im Jahr 2012, die Raum für kritische Diskussionen und für politischen Aktivismus boten. „Nicht nur das einzelne künstlerische Werk, sondern auch die kuratorische Handlung selbst wird damit zur politischen Intervention“, erklärt Prof. Dr. Verena Krieger (Bild) von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Auch die von der Inhaberin des Lehrstuhls für Kunstgeschichte der Uni Jena und ihren Mitarbeitern sowie dem Jenaer Kunstverein im Herbst 2013 veranstaltete Ausstellung „BrandSchutz // Mentalitäten der Intoleranz“ reiht sich in diese Entwicklung ein. Die Ausstellung präsentierte zeitgenössische Kunst, die sich mit latenten menschenfeindlichen Handlungen in der bürgerlichen Mitte auseinandersetzt. Der Lehrstuhl für Kunstgeschichte knüpft nun an die Erfahrungen mit dem „BrandSchutz“-Projekt an und lädt zu einem Symposium ein, das sich mit der politischen Kunstausstellung beschäftigt. Im Mittelpunkt der Tagung, die vom 15. bis 17. Mai im Senatssaal im Hauptgebäude der Universität (Fürstengraben 1) stattfindet, stehen die Geschichte, Strategien und Erfahrungen von Ausstellungen, die in unterschiedlicher Weise zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen Stellung bezogen haben.

„Es gibt in der Geschichte der Moderne eine ganze Reihe von Kunstausstellungen, die auf aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen Bezug genommen haben“, erläutert Prof. Krieger. Berühmte Beispiele seien Gustave Courbets provokanter „Realismus“-Pavillon in Paris 1855, die „Erste internationale DADA-Messe“ in Berlin 1920, Joseph Beuys‘ Büro der „Organisation für direkte Demokratie“ im Rahmen der documenta 5 1972 sowie die „Acht Wochen Klausur“, die 1994 in der Züricher Shedhalle Schlafplätze für drogenabhängige Frauen bot.
Zur aktuellen Tagung „When exhibition become politics“ sind Ausstellungsmacher eingeladen, die über ihre Erfahrungen berichten, sowie Kunsthistoriker, die Ausstellungen von den 1960er Jahren bis zur Gegenwart erforschen. So untersuchen die Wissenschaftler unter anderem, welche Auffassungen des Politischen und der Kunst den Ausstellungen zugrunde liegen, welche Strategien eingesetzt wurden und welche Probleme und Konflikte sowie Folgen und Wirkungen sie auslösten. Die behandelten Beispiele reichen von tschechoslowakischen Ausstellungen zur Zeit des Prager Frühlings bis zur Ausstellung „Verbotene Kunst“ in Moskau 2006, vom „Nation Branding“ mithilfe von Großausstellungen wie der documenta bis zum Einfluss der Gezi-Park-Bewegung auf die 13. Istanbul Biennale, von Joseph Beuys‘ Aktivitäten auf der documenta 6 im Jahr 1977 bis zur Erprobung neuer Ausstellungsformate in der jüngsten Zeit.
Die Jenaer Kunsthistorikern Verena Krieger wird mit einem eigenen Beitrag einen Rückblick auf die Jenaer „BrandSchutz“-Ausstellung geben und die dabei gemachten Erfahrungen reflektieren. Das „BrandSchutz“-Projekt wird zudem begleitend zur Tagung in einer kleinen Ausstellung dokumentiert. Einer der Höhepunkte des Symposiums ist zudem der Abendvortrag von Prof. Dr. Beatrice von Bismarck. Von Bismarck ist Professorin für Kunstgeschichte und Bildwissenschaften an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und wird über „Die Politizität des Gastspiels – Zur politischen Struktur der Ausstellung“ sprechen. Der Vortrag beginnt am Donnerstag (15. Mai) um 18.30 Uhr, Interessierte sind herzlich willkommen.