Tagesdienst, aktueller Redakteur: Maik Schulz

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Am 25. November ist Totensonntag. Seit gestern läuft in der ARD die Themenwoche „Leben mit dem Tod“.

Worum es geht: Lesen Sie die offizielle Pressemitteilung der ARD.

„Wie gehen wir mit dem Sterben und dem Tod um? Dieser Frage widmet sich die ARD vom 17. bis 23. November 2012 bundesweit im Fernsehen, im Radio und im Internet. Unter dem Motto „Leben mit dem Tod“ soll die ARD-Themenwoche 2012 helfen, Sprachlosigkeit im Angesicht von Tod und Trauer zu überwinden und dem Verdrängen entgegenzuwirken. Die Federführung für diese Themenwoche liegt beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) und beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR).

Mit sorgfältig ausgewählten Spielfilmen, Reportagen, Dokumentationen, Features, Diskussionen und Interaktionen im Ersten und in den Dritten Programmen will die ARD starke emotionale Akzente setzen und die Zuschauerinnen und Hörer umfassend informieren und beraten. Ziel ist es, eine gesellschaftliche Debatte anzustoßen, an der sich viele beteiligen können, weil die ARD ihnen über verschiedene Fernseh-, Radio- und Onlineangebote den individuellen Einstieg ermöglicht.

Ein umfassendes Informationsangebot zu ethischen, moralischen, religiösen, juristischen und pragmatischen Aspekten soll dabei konkrete Hilfestellung geben. „Das Sterben und der Tod gehen jeden einzelnen und damit uns alle an. Wir wollen in dieser Themenwoche Ängste beleuchten und dem Verdrängen entgegenwirken“, sagt rbb-Intendantin Dagmar Reim. MDR-Intendantin Karola Wille ergänzt: „Indem wir in Fernsehen, Hörfunk und Online ein sensibles Thema behandeln, wollen wir Lebenshilfe vermitteln und die Diskussion über den Umgang mit dem Tod in der Gesellschaft befördern“.

Drei inhaltliche Schwerpunkte
Es gibt drei inhaltliche Schwerpunkte, die sich im Ersten, in den Dritten Programmen, im Radio und im Internet wiederfinden: „Wie wir umgehen mit dem Tod“, „Wie wir sterben wollen“ und „Was am Ende bleibt“.

Im ersten Schwerpunkt „Wie wir umgehen mit dem Tod“ steht das Verhältnis der Menschen zum Tod im Mittelpunkt: Welche Rolle spielt der Tod in unseren Köpfen, wann und wie kommt er dort vor, wie reden wir darüber? Obwohl wir von unserem Ende wissen, verdrängen wir es, sprechen nicht darüber. Der Schwerpunkt soll Tabus bewusst machen, gezielt hinterfragen und zur Überwindung der allgemeinen Sprachlosigkeit beitragen. Er soll einen Paradigmenwechsel in Deutschland befördern: Weg vom Jugendwahn einer ökonomisierten und fast ausschließlich leistungsorientierten Gesellschaft hin zur Neuentdeckung von Trauerarbeit, Bewahrung des Andenkens Verstorbener und Totenkult.

Im zweiten Schwerpunkt „Wie wir sterben wollen“ steht der Sterbeprozess im Mittelpunkt: Die Entscheidung darüber, wie, wo und wann gestorben wird, fällt auf Grundlage moralischer, juristischer und religiöser Urteile sowie gesellschaftlicher Normen und politischer Rahmenbedingungen. Die Frage der Selbstbestimmung ist dabei ein zentrales Thema. Aber: Mehr als die Hälfte aller Deutschen haben keine Erfahrung mit Sterben und Tod, sie wissen nicht, wie man tröstet und trauert, obwohl die Gesellschaft zunehmend altert. Der Schwerpunkt soll Menschen aufklären. Er regt zudem die Diskussion über würdevolles Sterben als gesellschaftliche Aufgabe an.

Im dritten Schwerpunkt „Was am Ende bleibt“ wird diskutiert, was bleibt, wenn jemand gestorben ist – physisch und mental. Denn die Auseinandersetzung mit dem Ende ist immer verbunden mit dem Nachdenken über unser Leben, unsere Beziehungen und Bilanzen. Der Schwerpunkt soll entsprechend Jung und Alt zu einer eigenen Zwischenbilanz ihres Lebens anregen. Er soll Denkanstöße liefern, sich mit der Vorstellung vom eigenen Ende zu beschäftigen und darüber mit anderen ins Gespräch zu kommen. Was bleibt von mir? Was soll bleiben, in Erinnerungen, in Lebenszeugnissen, im Internet?

Paten der ARD-Themenwoche: Käßmann, Nuhr und Beckmann
Als Paten für das multimediale Programmprojekt der ARD engagieren sich die Theologin Margot Käßmann, der Kabarettist Dieter Nuhr und der ARD-Moderator Reinhold Beckmann.

Auf die Frage, warum sie sich für die ARD-Themenwoche einsetzt, antwortet die Theologin Margot Käßmann: „Allzu oft werden Sterben und Tod verdrängt, gerade in der Medienwelt. Da gibt es zwar Krimis zu sehen, aber was Sterbeprozess bedeutet, wie Menschen mit Trauer umgehen, dafür ist kein Sendeplatz, keine Zeit. Deshalb finde ich großartig, dass die ARD zu diesem Thema eine Themenwoche plant.“

Für Kabarettist Dieter Nuhr („Satire Gipfel“) lässt sich – wie so vieles, was unfassbar schrecklich ist – auch der Tod nur mit Humor ertragen. „Es hat ja keinen Sinn, sein Leben trauernd zu verbringen, weil es irgendwann ein Ende haben wird. Ich will den Tod auslachen, vielleicht ist er dann beleidigt und kommt nicht wieder. Man sollte über den Tod als Teil des Lebens nachdenken, und ich will beweisen, dass man deshalb nicht gleich schlechte Laune kriegen muss.“

„Immer nur den Tod zu fürchten, führt dazu, das Leben aus den Augen zu verlieren“, sagt der ARD-Moderator Reinhold Beckmann („Beckmann“, „Sportschau“). „Alter, Krankheit und Verlust sind ein Teil unserer Geschichte. Das sollten wir zu akzeptieren lernen und offen damit umgehen. Dabei hoffe ich, wir können einen kleinen Anstoß geben, in einer älter werdenden Gesellschaft angstfrei darüber zu reden, wie wir Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten, und uns selbst darauf vorbereiten.“

Programmhighlights
Den Auftakt der ARD-Themenwoche bildet traditionell das „Berliner Gespräch“ im ARD-Hauptstadtstudio, das am 15. November bei Phoenix ausgestrahlt wird.

Zu den Programmhighlights im Ersten zählt der Fernsehfilm „Blaubeerblau“, ein Film über den Tod, der Lust aufs Leben macht. Im Mittelpunkt steht der schüchterne Fritjof (Devid Striesow), Angestellter in einem Architekturbüro. Als er in ein Hospiz geschickt wird, trifft er auf seinen todkranken Schulkameraden Hannes (Stipe Erceg) und dessen Schwester Sabine (Nina Kunzendorf). Und während Hannes stirbt, findet Fritjof zum ersten Mal Lebensmut. Die Koproduktion von BR, MDR und ARD Degeto wurde bei den 48. Hugo TV Awards des Chicago International Filmfestival als Bestes TV-Drama ausgezeichnet und erhielt beim diesjährigen Festival des deutschen Films in Ludwigshafen den Publikumspreis. „Blaubeerblau“ ist am 21. November, 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

Im Internet unter themenwoche.ard.de gibt es ein umfangreiches Webspecial zur ARD-Themenwoche.

Auch die Radioprogramme der ARD widmen sich auf vielfältige Art der Thematik. So beschäftigen sich beispielweise die jungen Programme mit dem digitalen Erbe in Zeiten von Facebook und Co.“

H&H Makler