Tagung am 6. und 7. November an der Uni Jena über Ein- und Auswanderung aus ökonomischer Sicht

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Migration ist zurzeit das beherrschende Thema. Kein Tag vergeht ohne neue Nachrichten darüber, dass Menschen ihre Heimatländer verlassen und in anderen Staaten eine neue Bleibe suchen – entweder auf Zeit oder für immer. Auch die Wissenschaft beschäftigt sich zunehmend mit Migration, nicht zuletzt, um solche Situationen wie die aktuelle besser verstehen zu können.

Ökonomen aus Belgien, Deutschland, Österreich und Spanien treffen sich deshalb am 6. und 7. November zum Workshop „Migration Barriers“ in den Rosensälen der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Fürstengraben 27). Wie der Titel sagt, wollen sie sich vor allem über ihre Forschungen zu den Hindernissen bei Zu- bzw. Auswanderung austauschen. „In den Beiträgen wird das Thema von vielen Seiten betrachtet. Dabei ist natürlich eine Tagung ohne den Bezug auf die derzeitige Flüchtlingssituation schwer vorstellbar“, sagt die Organisatorin Prof. Dr. Silke Übelmesser von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Jena. „So widmet sich Prof. Dr. Jesús Fernández-Huertas Moraga aus Madrid in seiner Keynote der aktuellen Politik der Europäischen Union und nimmt besonders Bezug auf ein mögliches Quotensystem und wie in der Praxis damit umgegangen werden könnte.“

Grundsätzlich spielt bei der Entscheidungsfindung, in welches Land jemand auswandern will, die derzeit oft diskutierte Willkommenskultur eine wichtige Rolle. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Gießen etwa analysieren, wie sich hochqualifizierte Einwanderer von der Stimmung gegenüber Migranten im Zielland beeinflussen lassen. Deutschland habe da einen eher schlechten Ruf, was den Zuzug wichtiger Fachkräfte verhindert. „Gerade hierzulande ist man sich einig, dass wir Zuwanderung brauchen, allein schon wegen des demografischen Wandels“, sagt Silke Übelmesser. „Umso wichtiger ist es, die Migration in all ihren Facetten zu verstehen, um als Staat und Gesellschaft offen für sie zu sein und beispielsweise Anreize für eine verstärkte Zuwanderung zu schaffen.“ Die Vielfältigkeit der Gründe und Abläufe, aber auch Behinderungen von Migrationsbewegungen spiegelt sich im Programm der Tagung wider. So gehen etwa zwei belgische Forscherinnen der Frage nach, ob speziell Frauen weltweit ihre Heimat verlassen, um der Diskriminierung dort zu entgehen. Darüber hinaus spielen sprachliche Barrieren eine wichtige Rolle bei der Wahl des Migrationslandes. Teilnehmer an der Tagung haben zum Beispiel untersucht, ob die Einführung einer bestimmten Fremdsprache in den Schulunterricht eines Landes Wanderungsbewegungen beeinflusst. Auch Silke Übelmesser beschäftigt sich mit dem Spracherwerb – besonders im Bereich der Erwachsenenbildung. Sie erforscht, welche Auswirkungen die Möglichkeit des Spracherwerbs auf Migration hat und ob Sprachunterricht im Heimatland möglicherweise ein politisches Mittel sein könnte, Migration zu steuern bzw. zu fördern.

Auch wenn alle Referenten Ökonomen sind und wirtschaftswissenschaftliche Herangehensweisen überwiegen, so verspricht das Programm der Tagung eine vielseitige Auseinandersetzung mit dem Thema Migration. „Ich freue mich über die abwechslungsreiche Themenpalette“, sagt Silke Übelmesser. „Gibt sie uns doch als Wirtschaftswissenschaftler auch die Möglichkeit zu zeigen, wie vielfältig unsere Wissenschaft ist.“

Die Beiträge der Tagung werden ausschließlich in englischer Sprache präsentiert. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen; es wird allerdings um Anmeldung per E-Mail (migration2015@uni-jena.de) gebeten. Weitere Informationen sind zu finden unter: http://www.fiwi.uni-jena.de/migration2015.

(Beitragsbild: Die Finanzwissenschaftlerin Prof. Dr. Silke Übelmesser von der Universität Jena diskutiert am 6. und 7. November mit Ökonomen aus Belgien, Deutschland, Österreich und Spanien zum Thema „Migration Barriers“. Foto: Anne Günther/FSU)