Tom Kindt ist neuer Germanistik-Professor der Friedrich-Schiller-Universität Jena

0
1193

Jena (AB) Ernst Weiß sei „ein bedeutender Autor der Moderne“, ist Prof. Dr. Tom Kindt von der Universität Jena überzeugt und stellt ihn auf eine Ebene mit Döblin und Bloch.

Für den neuen Lehrstuhlinhaber für Neuere deutsche Literatur ist der jüdische Autor der Zwischenkriegszeit auch deshalb so wichtig, weil in den Werken von Weiß der Erzähler extrem unzuverlässig ist. Und über „Unzuverlässiges Erzählen und literarische Moderne“ hat Tom Kindt 2001 an der Uni Hamburg promoviert. Bei Weiß erzählen – ähnlich wie etwa in Thomas Manns „Doktor Faustus“ – die Erzähler ihre Lebensgeschichte – allerdings oftmals falsch oder widersprüchlich. „Das ist ein bewusstes Verfahren, um den Leser zu aktivieren“, hat Kindt aus dem Weißschen Werk herausgearbeitet und literaturtheoretisch untermauert.

Literaturtheorie „spielt für mich eine wichtige Rolle“, bekennt der gebürtige Hamburger Kindt und weist nicht nur den Studierenden seinen künftigen Weg in Jena: „Sich selber über die Schulter schauen“, dazu brauche es die Theorie ist der 41-jährige Literaturwissenschaftler überzeugt.

Dass Theorie dabei im Kopf und nicht unbedingt in ausladender Breite im Opus präsent sein muss, hat Prof. Kindt zuletzt in seiner Habilitation bewiesen, die er 2010 an der Uni Göttingen vollendet hat. „Literatur und Komik. Zur Theorie literarischer Komik und zur deutschen Komödie von Lessing bis Tieck“ heißt die nur 300 Seiten starke Arbeit, die unlängst erschienen ist. Hier gibt Prof. Kindt einen Überblick darüber, wie Autoren im 18. Jahrhundert das Komische verstanden und eingesetzt haben – als Literaturgeschichte der Komödie dieses Jahrhunderts und Fachgrenzen überschreitendes Werk, „das die Literaturwissenschaft mit anderen Disziplinen, wie der Linguistik und der Psychologie, wieder stärker ins Gespräch bringen soll“.

Dieser vergleichende Aspekt ist eines der großen Ziele von Tom Kindt, ebenso wie Verständlichkeit. „Literaturwissenschaft muss lesbar bleiben“, lautet sein Anspruch. Das hat er bereits an Bertolt Brecht, einem seiner Lieblingsautoren, ebenso wie in zahlreichen anderen Aufsätzen bewiesen – und das ist Ziel seiner weiteren Tätigkeit an der Friedrich-Schiller-Universität. Ihrem Ruf folgte er trotz eines Humboldt-Stipendiums, mit dem er an die Harvard University gehen konnte, da er die Jenaer Germanistik für ein „Vorzeige-Institut“ hält und vor allem „das sehr gute Profil der Master-Angebote“ schätzt. Hier will er eigene komparatistische Ideen einbringen, sobald er sich in Jena eingelebt hat. Mit seiner Frau und den drei Kindern ist er bereits umgezogen. „Wir sind schon begeisterte Thüringer geworden“, bekennt der sportliche Wissenschaftler nach dem ersten Semester – und freut sich auf viele weitere in Jena.

Fliesenstudio Arnold