Van Baarle fährt ins Gelbe Trikot

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Trikotwechsel bei der Internationalen Thüringen Rundfahrt: Nach dem 28 Kilometer langen Einzelzeitfahren von Streufdorf übernahm der Niederländer Dylan van Baarle vom Team Rabobank die Führung im Gesamtklassement. Seine Fahrzeit von 34:04,64 Minuten reichte zwar nur zu Platz drei in der Tageswertung, aber er war mehr als eineinhalb Minuten schneller als Silvio Herklotz, der vor dem Zeitfahren an der Spitze lag, aber nur 19 Sekunden Vorsprung auf van Baarle hatte.

Einzelzeitfahren, das ist der einsame Kampf gegen sich selbst, qualvoll, schmerzhaft, über die Grenzen gehen. Man muss das Blut schmecken, will man zu den Besten gehören. Die Stunde der Wahrheit wird sie genannt, weil sich in diesem Wettkampf keiner im Peloton verstecken kann, sondern jeder auf sich allein gestellt ist. Jede kleinste Schwäche, jeder Fahrfehler rächt sich. Nur wer perfekt ausgerüstet ist, in der optimalen aerodynamischen Haltung auf dem Rad sitzt, der hat eine Chance.

Heute entschied das Einzelzeitfahren von Streufdorf (Landkreis Hildburghausen), wer am Ende bei der Thüringen Rundfahrt die Nase vorn hat. Nach dieser Härteprüfung hat sich der Kreis der potentiellen Rundfahrtsieger weiter reduziert. Und Hansen hat die besten Chancen, auch weil er ein sehr starkes Team hinter sich weiß.

Sehr eindrucksvoll waren die Leistungen der australischen Nationalmannschaft, die gleich drei Mann unter den besten Sechs platzieren konnte. Campbell Flakemore, im Mai bereits Sieger des Zeitfahrens der Olympia`s Ronde, fuhr mit 33:46,50 Minuten eine absolute Fabelzeit und blieb als einziger Starter unter der 34-Minuten-Marke. „Ich mag Zeitfahren, dieses An-die-Grenzem-Gehen, auch wenn ich in meiner Laufbahn noch nicht so viele davon gewonnen habe“, sagte Flakemore im Ziel. „Und ich freue mich über diesen Sieg sehr, weil die Konkurrenz doch sehr stark ist, hier in Thüringen.“

Sein Teamkollege und Prologsieger Damien Howson war als Zweiter 16 Sekunden langsamer als der Tagessieger; Adam Phelan belegte mit 34:54,15 Minuten Rang sechs und rundete das tolle Ergebnis der Australier ab.

Das Thüringer Energie Team hat schon immer große Zeitfahrer hervorgebracht: Tony Martin, amtierender Weltmeister der Elite, Patrick Gretsch (2008 und 2009 WM-Dritter der U23 und 2004 Junioren-Weltmeister) oder Marcel Kittel, 2005 und 2006 Junioren-Weltmeister und 2007 Dritter der U23. Und diese Tradition wurde auch beim Zeitfahren in Streufdorf fortgesetzt, auch wenn es nicht zum Tagessieg reichte. Jasha Sütterlin fuhr mit 34:30,43 Minuten die fünftschnellste Zeit von allen und war bester deutscher Fahrer. Das war aller Ehren wert.

Und auch Maximilian Schachmann, der gestern mit einem Soloritt beeindruckte, schaffte es mit 35:08,69 Minuten (10. Platz) noch unter die Top Ten und verbesserte sich auch im Gesamtklassement vom 23. auf den zehnten Platz.

„Es hätte besser laufen können, ich habe mich nicht hundertprozentig fit gefühlt“, sagte Jasha Sütterlin nach dem Rennen, „aber ich habe alles gegeben.“ Auch Schachmann war nicht ganz zufrieden, dabei hat er, genau wie Sütterlin, bravourös gekämpft. „Es wäre mehr möglich gewesen, aber der Soloritt von gestern steckte mir noch in den Knochen. Außerdem war es heute extrem windig“, meinte Schachmann im Ziel. Anerkennende Worte für ihre Leistungen fand Teamchef Jörg Werner. „Sie waren heute die beiden besten Deutschen, haben es in diesem Feld der absoluten Weltspitze unter die Top Ten gebracht, das kann sich sehen lassen. Ich bin gespannt, wie sich beide in der Saison noch weiterentwickeln werden“, meinte der Erfurter.

Der bis heute im Gesamtklassement führende Silvio Herklotz benötigte 35:53,16 Minuten. Das war ein gutes Ergebnis für den erst 19-Jährigen und reichte zu Platz 17. Aber im Gesamtklassement musste er die Führung an Dylan van Baarle abgeben, fiel auf Rang neun zurück. „Das macht nichts, er ist noch jung, er hat alle Zeit, sich zu entwickeln“, meinte sein Sportlicher Leiter Jochen Hahn.

Die morgige sechste Etappe ist die zweitlängste der diesjährigen Tour und führt mitten durch den Thüringer Wald und ist mit insgesamt sechs Bergwertungen und Sprintprüfungen in Oberhof und Georgenthal gespickt. In Schmücke erreicht der Tour-Tross nach 103 Kilometern den höchsten Punkt (935 Meter) der Rundfahrt 2013.

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