Am 1. November 2012 wird Prof. Dr. Christoph Perels, langjähriger Direktor des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt am Main, im Ekhof-Kabinett auf Schloss Friedenstein einen Vortrag über „Goethe und Rousseau“ halten. Anlass ist der 300. Geburtstag von Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) am 28. Juni 2012.
Als Sohn eines Schweizer Handwerkers hat Rousseau niemals eine Universität von innen gesehen. Als Dreißigjähriger kam er nach Paris, in die Hauptstadt der europäischen Aufklärung, und forderte ein ganzes Jahrhundert in die Schranken.
Goethe kam an dieser Jahrhundertgestalt nicht vorbei. Er huldigte dem Lebensreformer Rousseau viele Jahrzehnte lang und setzte sich mit dem Homo religiosus, dem Erziehungstheoretiker und dem Naturforscher ein Leben lang auseinander. Dies verrät sein Werk von der Zeit des „Werther“ an bis in die letzten Lebensjahre, zumal mit dem Hof zu Gotha ein Zentrum der Verehrung des Schweizers in der Nähe lag.
Dem Verfasser des „Contrat social“ als einem Beförderer der Französischen Revolution konnte er zwar nichts abgewinnen, desto mehr aber seinen Religionsauffassungen, seiner Fortschrittsskepsis und seiner Naturzugewandtheit. Ähnlich den verfolgten Häretikern in Gottfried Arnolds „Kirchen- und Ketzerhistorie“ sah er in dem Autor der „Confessions“ einen Märtyrer, und wo er ihm widersprechen musste, geschah es mit mehr Respekt, als Rousseau-Kritiker wie Nietzsche und Thomas Mann um 1900 für angebracht hielten. Er blieb ein Verehrer, wenn auch „kein blinder Anbeter“ (Johann Christian Kestner).