Wechmarer waren begeistert vom historischen Kirmesball – Neuauflage in 2012 ist vorgesehen

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Bach-Stammort Wechmar:  Man muss die Feste feiern wie sie fallen, so lautet ein altes Sprichwort und wenn fast genau auf den Tag vor 170 Jahren am 10. Oktober 1841 der Grundstein für die Wechmarer Sankt Viti Kirche gelegt worden ist, so hat es dieser Jubiläumstag zu recht verdient, mit einem historischen Kirchweihfest begangen zu werden.

Gerade in einer Zeit, wo Diskomusik und Zumba-Rhythmen die traditionellen Feste verschwinden lassen, hat es sich der Wechmarer Heimatverein e.V. zur Aufgabe gemacht, das wichtigste Fest im Jahresverlauf seines Dorfes neu zu beleben.

Etwa fünfhundert Jahre lang haben die Wechmarer ihr Kirchweihfest traditionell gefeiert. Immer waren es die jungen ledigen Burschen des Dorfes, die sich im Herbst unter der Tanzlinde versammelten, um dann zum Kirmesball in allen vier Sälen der Ortschaft Wechmar einzuladen. In den Zeiten des Sozialismus war es nicht gestattet, das lose Zusammenschlüsse von jungen Männern diesen Brauch weiter pflegten, so sorgte sich der Dorfklub darum, das ein Verein des Ortes zum Ausrichter erklärt worden ist. Mal waren es die Feuerwehrleute, dann die BSG „Traktor“ und auch der Wechmarer Carneval Verein, die sich um die Kirmes kümmerten. Erst 1988 gründete sich ein eigener Kirmesverein, der zehn Jahre sehr erfolgreich war und dann die Arbeit an die nächste Generation übergab. Leider war in den letzten Jahren die Kirmes in Wechmar ausgestorben oder sprach nicht mehr die große Mehrheit der Bürgerschaft an, die Gäste wendeten sich vom Kirmesfest ab.

Also war es schwierig einen Neuanfang zu wagen. Als sich zum  Historischen Kirmesball am 10. Oktober 2011 dann 140 Gäste im Wechmarer Gemeindesaal tummelten, fiel der Kirmesgesellschaft und dem Wechmarer Heimatverein als Veranstalter ein Stein vom Herzen, denn die Kirmes war wieder bei den Menschen angekommen.   Da trafen sich, so wie es Sitte ist, die achtzehnjährigen und die achtzigjährigen, um gemeinsam ein Generationen übergreifendes Kirmesfest zu erleben. Und die Festkapelle Format aus Kleinschmalkalden sorgte dabei für die richtige urwüchsige Kirmesstimmung.

Ein Vierteljahr Vorbereitung war notwendig, auch musste Überzeugungsarbeit geleistet werden, doch mit Tim, Daniel und Chris waren drei Burschen gefunden, die von der ersten Stunde an für die Kirmes glühten.

Besonders zu bewundern war der Mut der jungen Leute, die sich an die Kirmes wagten. In langen festlich roten und grünen Kleidern zogen die Kirmesbräute ein, begleitet von ihren stolzen Burschen in schwarzen Gehröcken, dem Bändergeschmückten hohen Zylindern und der Kirmespatsche. Die jungen Leute, die nur gewohnt sind bei lauter dröhnender Musik in verrauchten Diskoschuppen rum zu huppen, übten mit einem Tanzlehrer eine zünftige Polonaise ein, konnten mit dem Kirmeswalzer überzeugen und waren selbst beim Schottischen eine flotte Meute Kirmesleute. Höhepunkt des Abends war sicherlich die fehlerfrei absolvierte Kreuzpolka die Tim Dressler und Isabell Müller, aber auch Daniel Koch und Melanie Römhild, Andre Czapp und Maria Markmann, sowie Frank Queck und Katharina Hagen, Chris Schneider und Vivien Hagen sowie Michelle Czapp und Isabell Fröhlich über die Tanzfläche schweben ließen. Natürlich durften die jungen Erwachsenen sich auch einen Wunsch erfüllen, und sie wählten sich einen Lux – sein Name Knut Kreuch, der sicherlich damit den einzige deutsche Oberbürgermeister darstellt, der nicht nur Stadtvater, sondern auch Kirmesvater ist.

Der Chef des Thüringer und des Deutschen Trachtenverbandes ließ sich natürlich nicht lange bitten, begrüßte mit zünftiger gereimter Rede die Gäste, managte die Extratouren und trug eine extravagante Kappe. „Nur der Lux trägt Fuchs“ so sein flotter Spruch, denn er wollte seine lockere Fönwelle nicht unter dem altbekannten Käppchen verbergen, sondern zog die prägende Fuchskappe aus der Zeit um 1843 der späteren Kopfbedeckung des 20. Jahrhunderts vor.

Die Wechmarer Mühlenpfeifer vom Thüringer Landestrachtenverband mit ihrem traditionellen Dudelsackspiel und die Studnitztänzer, die flotte Kindergruppe des Wechmarer Heimatvereins, boten mit ihren Einlagen eine gelungene Brauchtumseinlage in den Tanzpausen des Kirmesabends.

Den Abschluss des Kirmesballes am Samstag bildete die Wahl des Kirmeskönigs 2011, einstimmig hatten sich die jungen Leute dazu entschieden Andre Czapp den erstmalig verliehenen Titel mit Krone zu verleihen, denn er hatte sich erst eine Woche vor Beginn der Kirmes entschlossen für einen anderen Burschen einzuspringen. Mit seiner lustigen und lockeren Art brachte Andre viel Spaß in die Gruppe.

Das Kirmeswochenende in Wechmar ging zu Ende mit dem traditionellen Gottesdienst am Sonntagvormittag und dem Kirmesschmaus, welchen die rührigen Wirtsleute vom Gasthof „Zum weißen Roß“ in Wechmar, Martina und Klaus Schettler, mit leckerer Thüringer Küche im Gemeindesaal ausrichteten.

Über eines waren sich die Kirmesburschen und ihre Kirmesbräute am Sonntagmittag einig – 2012 möchten wir gern wieder, der Tradition verbunden, die Wechmarer Kirmes feiern.