Wer lehren will, muss selber lernen

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Jena (FSU/US) Die Schule, heißt es, ist immer nur so gut, wie ihre Lehrer. Doch was zeichnet gute Lehrer eigentlich aus? Sicherlich: starke Nerven, profundes Fachwissen und die Fähigkeit, Wissen zu vermitteln.

„Ebenso gehört die Bereitschaft dazu, selbst Neues zu lernen und das eigene Handeln immer wieder kritisch zu hinterfragen“, konstatiert PD Dr. Karin Kleinespel von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Erfahrungsoffenheit und Reflexionsvermögen seien daher Schlüsselkompetenzen guter Pädagogen, betont die wissenschaftliche Geschäftsführerin des Zentrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZLB).

Auf den Erwerb dieser Kompetenzen wird an der Jenaer Universität bereits in der Ausbildung des Lehrernachwuchses besonders Wert gelegt: Seit 2007 studieren hier künftige Lehrer nach dem „Jenaer Modell“. Das bedeutet u. a., dass jeder Studierende nach dem vierten oder fünften Semester ein fünfmonatiges Praxissemester in einer Thüringer Schule absolviert, das intensiv vorbereitet, begleitet und ausgewertet wird. Inzwischen haben mehr als 2.000 Lehramtsstudierende ihr Praxissemester absolviert; die ersten Jahrgänge der nach dem Jenaer Modell ausgebildeten Absolventen sind ins Referendariat gestartet und einige Absolventen beider Ausbildungsphasen haben bereits den Berufseinstieg in einer Schule geschafft.

Studierende des Lehramts mit anderen Gruppen engagierter Nachwuchspädagogen thüringenweit ins Gespräch zu bringen, ist das Ziel des 2. Netzwerktreffens der Lehrerbildung am 7. März, zu dem das ZLB und das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM) an die Uni Jena einladen. Rund 250 Studierende – nicht nur aus Jena –, Referendare und Berufseinsteiger haben sich bereits angemeldet. Weitere Teilnehmer sind willkommen. „Wir wollen die Teilnehmer der Tagung ermuntern, ihre Lehrerfahrungen kritisch zu reflektieren und so das eigene Handeln als Lehrer weiterzuentwickeln“, erläutert Prof. Dr. Iris Winkler, die als geschäftsführende Direktorin des ZLB das Netzwerktreffen mit verantwortet.

Auf die Teilnehmer wartet ein umfangreiches und vielseitiges Programm. Zunächst wird es zwei Impulsvorträge geben: Prof. Dr. Matthias von Saldern (Uni Lüneburg) spricht über aktuelle Diskussionen zur Leistungsbewertung in den Schulen und Prof. Dr. Johann Sjuts (Uni Osnabrück) gibt einen Überblick über Möglichkeiten des forschenden Lernens innerhalb von Netzwerken. „Anschließend stehen über 30 verschiedene Workshops zur Wahl, die nicht nur von Wissenschaftlern der Uni Jena sondern auch von zahlreichen Partnern angeboten werden“, kündigt Dr. Kleinespel an. So beteiligen sich neben dem ThILLM und der Uni Erfurt auch das Studienseminar in Gera oder der Verein Teach First. Thematisch werde es einen Schwerpunkt zur Inklusion geben, so Kleinespel.

Außerdem werden drei Thüringer Schulen ausgezeichnet, die die Nachwuchspädagogen während ihres Praxissemesters besonders gut betreuen: die Regelschule Debschwitz in Gera, die Freie Ganztagsschule in Milda und die Regelschule in Dorndorf.

Das Netzwerktreffen der Lehrerbildung findet im Anschluss an den „Kongress der Pädagogengesundheit“ statt, den das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur am 6. März an der Uni Jena veranstaltet. Das vollständige Programm sowie Informationen zur Anmeldungen sind zu finden unter: www.zlb.uni-jena.de.