Zurückgekehrte Majolikaschälchen jetzt ausgestellt

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Am 20. Mai 2011 erhielt die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha zwei in den Nachkriegswirren verschwundene Majolikaschälchen zurück, die das Londoner Art Loss-Register bei einer Auktion des Londoner Auktionshaus Christie’s im vergangenen Jahr aufgespürt hatte. Da nach britischem Recht – anders, als in der Bundesrepublik Deutschland – Kunstraub nicht verjährt, erklärte sich der Einlieferer schnell bereit, die Schälchen entschädigungslos zurückzugeben. Die beiden Schälchen sind nun in einer Vitrine der Schwarzen Galerie des Schlossmuseums wieder ausgestellt und können zu den üblichen Öffnungszeiten besichtigt werden.

Zum Hintergrund: Im Jahr 1791 erwarb Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1745-1804) von dem Nürnberger Forscher und Sammler Christoph Gottlieb von Murr (1733-1811) 46 italienische Renaissance-Majoliken zum Preis von 10 Dukaten. Dabei handelte es sich um Schalen und Teller des 16. Jahrhunderts, die überwiegend aus Werkstätten in Urbino und Venedig stammten. Möglicherweise wurde Johann Wolfgang von Goethe durch die Sammlung des ihm freundschaftlich verbundenen Gothaer Herzogs angeregt, eine eigene Majolika-Kollektion anzulegen.

Nach der Vereinigung der beiden Herzogtümer Gotha und Coburg im Jahr 1826 gelangten aus Coburg weitere italienische Majoliken in die Gothaer Sammlung. Im Jahr 1879 wurden sie im neu eröffneten Herzoglichen Museum untergebracht und waren somit für die Öffentlichkeit zugänglich. Karl Purgold, Direktor des Herzoglichen Museums von 1890 bis 1934, bemühte sich in besonderem Maße um die Erweiterung der keramischen Bestände. So erwarb er 1893 auf der Auktion der berühmten Sammlung Spitzer in Paris einen seltenen Albarello (ein Apothekengefäß) aus Deruta um 1480/90. In den 20er Jahren tätigte Purgold weitere Erwerbungen, so dass die Sammlung auf 77 Stücke anwuchs. Mehr als die Hälfte davon, nämlich 40 Majoliken, verschwanden in der Zeit der Nachkriegswirren 1945/46 auf bislang ungeklärte Weise aus dem Museum.

Umso größer ist in der Stiftung Schloss Friedenstein nun die Freude, dass zwei vermisste Majoliken nach mehr als 65 Jahren nach Gotha zurückgekehrt sind und die Sammlungen bereichern. Es handelt sich um zwei venezianische Majolikaschälchen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Sie stellen jeweils einen geflügelten Putto dar. Der eine ist mit Schild und Schwert, der andere mit einem Pfeil (?) ausgerüstet. Auch schreckhaftesten Gemütern vermögen diese beiden putzigen Krieger jedoch keine Furcht einzujagen wie die beigefügten Abbildungen zweifelsfrei beweisen.

Publiziert am: 14.07.2011; 10:00