Gothas Partnerstadt Adua leidet unter Krieg und Hungernot

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Am 8. Juni 2015 gründete sich der Partnerschaftsverein "GothAdua". Vorausgegangen war ein erster Besuch in der nordäthiopischen Stadt Adua im März 2015. Die Delegation wurde von der Stadt Gotha organisiert. Aus der Absicht, eine Städtepartnerschaft ins Leben zu rufen, gründete sich der Verein, um die Partnerschaft mit Leben zu erfüllen. Bildschirmfoto: OaF

Gotha (red, 3. Mai). Heute vor fünf Jahren unterzeichneten der Bürgermeister der äthiopischen Stadt Adua, Kiday Atsbeha, und Gothas OB Knut Kreuch in Gothas Stadthalle den Partnerschaftsvertrag zwischen beiden Städten.

Ein Jahr zuvor war das während einer Bürgerreise nach Äthiopien und Adua beschlossen worden, an der Kreuch teilgenommen hatte. Dort wurde bereits der Städtepartnerschaftsverein „Freundeskreis GothAdua e. V.“ gegründet.

Seitdem ist viel passiert. Mehrmals waren kleinere und größere Delegationen und Gäste aus Adua in Gotha, um sich vor Ort weiterzubilden und Anregungen zu holen, beispielsweise im Bereich Stadtplanung, im Dienstleistungsbereich und der Wirtschaft allgemein.

Der „Freundeskreis GothAdua e. V.“ unterstützte in Adua vor allem das Waisenhaus und das Krankenhaus, indem Spenden gesammelt wurden, um dringend benötigte Materialien zu besorgen, beispielsweise Matratzen und Schränke für die Waisenkinder bzw. um die Versorgung der Kinder vor Ort zu gewährleisten. Außerdem wurden Laptops für die Schule in Adua zur Verfügung gestellt. Aktuelles und langfristiges Projekt war die Beschaffung eines Kleinbusses für das Krankenhaus, da dieses bisher über keinerlei mobile Hilfsmittel verfügte.

Ursprünglich war geplant, dass die Stadt Gotha und der Partnerschaftsverein das vierjährige Vereinsjubiläum mit einer Veranstaltung, zu der auch Vertreter aus Adua eingeladen waren, im Juni 2020 gemeinsam feiern. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten diese Pläne verschoben werden und man hoffte, im Sommer 2021 das fünfjährige Jubiläum begehen zu können. Leider wird auch daraus nichts.

Momentan sind alle Pläne vorerst auf Eis gelegt, und zwar nicht nur wegen der Corona-Pandemie, sondern auch aufgrund des Krieges, der seit November 2020 in der Region Tigray im Norden Äthiopiens wütet, in der auch Gothas Partnerstadt Adua liegt.

Zu Beginn der Pandemie starteten der „Freundeskreis GothAdua e. V.“ und der OB Soforthilfemaßnahmen für Adua. Der Verein stellte 2.500 Euro und zuzüglich 700 Euro der Vorstandsmitglieder zur Verfügung. Durch eine Spendensammlung konnten dann weitere 10.000 Euro nach Adua überwiesen werden.

Dafür wurden Lebensmitteln, Desinfektionsmittel und Hygieneartikel gekauft und an Bedürftige und an das Waisenhaus verteilt. Dann kamen eine Heuschreckenplage, extreme Hungersnot und der Krieg nach Adua.

Über mehrere Monate gab es keinerlei Kontaktmöglichkeiten in die Region Tigray. Seit einigen Wochen funktioniert die Kommunikation zumindest wieder sporadisch und die Berichte sind erschreckend. Beobachter sprechen von der schlimmsten humanitären Krise seit den 1980er-Jahren. Die Schule, das Krankenhaus und sogar das Waisenhaus wurden vollständig ausgeraubt und teilweise zerstört. Fast jede Familie, die nicht geflüchtet ist, hat Verluste zu beklagen. Die Bilder aus Adua sind verstörend.

Der Partnerschaftsverein und die Stadt haben erneut Hilfsmittel zur Verfügung gestellt, die allerdings nur in kleinen Summen überwiesen werden können, da die Bankverbindungen nicht immer sicher sind. Diese Tatsache wiederum macht es umso komplizierter für die Helfer vor Ort, die In Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens, das Geld abheben und Getreide kaufen können, das sie dann auf abenteuerlichen Wegen ins eine Tagesreise entfernte Adua bringen und verteilen.

Erschwerend für die Region Tigray kommt hinzu, dass kaum internationale Hilfsgruppen und Journalisten vor Ort sind. Deshalb hatte sich OB Kreuch bereits im März mit den OB der anderen drei deutschen Städte mit äthiopischen Partnerstädten zusammengetan und einen gemeinsamen Brief an Bundeskanzlerin Merkel geschrieben (wir berichteten) mit der Bitte, sich in der EU und den Vereinten Nationen vehement für die Entsendung von Hilfsgütern nach Tigray und dem Dialog mit Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed einzusetzen.

Anfang April kam die Antwort aus Berlin, in der versichert wurde, dass die Lage in Tigray „von der Bundesregierung genau beobachtet“ wird und man über die prekäre Lage im Land sehr besorgt ist.

OB Kreuch hofft weiterhin auf ein baldiges Ende des Konflikts und dann wird das wohl nachhaltigste Partnerschaftsprojekt beginnen, nämlich der Wiederaufbau.

 

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