„Perfect Match” – Ein Gespräch mit Schauspielerin Lena Klenke („Steffi Graf“)

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Grafik: Gerd Altmann/Pixabay

„Perfect Match” – Ein Gespräch mit Schauspielerin Lena Klenke („Steffi Graf“)

Das romantische Sportdrama „Perfect Match“ von Oscar-Preisträger Florian Gallenberger („Der Überläufer“) ist die fiktionalisierte Verfilmung der Liebesgeschichte zwischen Steffi Graf und Andre Agassi. Der Film wird am 29. Juni bei Prime Video erscheinen. Die Rolle der Tennisikone Steffi Graf übernahm Lena Klenke (28), die nach Erfolgen wie der „Fack ju Göhte“-Reihe oder den Serien „How to Sell Drugs Online (Fast)“ und „Die Zweiflers“ zu den gefragtesten deutschen Schauspielerinnen ihrer Generation gehört. Ein Gespräch über die Herausforderungen ihrer Rolle, perfekte Partner und Rivalitäten im Filmgeschäft.

Frau Klenke, kennt man in Ihrer Generation noch Steffi Graf und André Agassi?

Man kennt sie natürlich vom Namen her, aber ich bin zu der Zeit geboren, in der sie schon fast aufgehört haben. Insofern habe ich nur Geschichten von meinen Eltern oder aus dem Umfeld gehört. So konnte ich mich aber Steffi Graf nochmal ganz unvoreingenommen annähern, das war für mich eigentlich super.

Wurden Sie für die Rolle angefragt oder haben Sie darum gekämpft?

Ich hatte tatsächlich das große Glück, dass ich einfach gefragt wurde, ob ich Steffi Graf spielen möchte. Ich hatte natürlich großen Respekt davor! Dann habe ich mich mit dem Thema langsam genähert und als allererstes die Biografie von André Agassi gelesen, durch die man einen super Einblick in sein Leben und Gedanken bekommt. Auch Steffi Graf taucht darin auf und seine ewige Faszination für sie. Danach wollte ich die Rolle auf jeden Fall spielen und habe mich total darauf gefreut.

Hatten Sie die Möglichkeit, Steffi Graf zu treffen?

Nein. Sie lebt sehr privat und gibt eigentlich gar keine Interviews mehr. Sie lebt mit André Agassi seit Jahren ganz abgeschieden in Las Vegas. Sie wurde gefragt, ob sie in das Projekt involviert sein möchte und hat dankend abgelehnt. Damit war das vom Tisch. Einerseits hätte ich sie schon gern getroffen. Andererseits hätte das den Druck auf mich noch erhöht, weil ich dann einen persönlichen Bezug zu ihr gehabt hätte. So konnte ich mir aus der Distanz und dem, worauf ich Zugriff hatte, ein Bild schaffen.

Empfindet man eine besondere Verantwortung, wenn man eine Figur des wahren Lebens verkörpert, die noch am Leben ist?

Ja, klar. Natürlich spürte ich eine große Verantwortung. Ich habe aber versucht, irgendwann loszulassen. Ich kann es nicht jedem gerecht machen und es wird bestimmt Menschen geben, die den Film schauen und sagen: „Nein, also die habe ich mir ganz anders vorgestellt! So war die gar nicht.“ Aber das ist meine Version von ihr. So haben wir sie dargestellt. Wir erzählen auch eine fiktive Geschichte. Wir wissen nicht, ob die beiden sich wirklich auf diese Weise angenähert haben. Wir wollten einfach einen tollen Film machen und keine Dokumentation.

Mussten Sie für den Dreh hart trainieren?

Ja. Ich habe noch nie in meinem Leben Tennis gespielt! Hinzu kam, dass ich Linkshänderin bin und Steffi Rechtshänderin ist, also musste ich auch noch mit der anderen Hand spielen lernen. Insofern würde ich mich nie als Tennisprofi bezeichnen und hatte den größten Respekt vor ihrer Leistung.

Der Film zeigt die extrem ehrgeizigen und fordernden Väter von Graf und Agassi. Sie stehen schon von Kindesbeinen an vor der Kamera. Hat man Sie auch gepusht oder eher beschützt?

Bei mir war es das Gegenteil. Ich wollte immer schauspielern und meine Eltern haben gesagt: „Nein, mach doch erstmal die Schule!“ Ich hatte aber total Lust darauf und hab mich dann selbst bei Agenturen beworben und bin zu Castings gegangen. Meine Eltern haben mich eher beschützt. Insofern war es bei mir anders. Die beiden hatten gar keine Wahl, es war für sie schon fest vorbestimmt, dass sie Tennisprofis werden.

Gab es ein Schlüsselerlebnis, das in Ihnen den Wunsch geweckt hat, Schauspielerin zu werden?

Ich habe nicht die eine Anekdote, die man immer erzählen kann. Ich weiß gar nicht, was genau es war. Ich hatte einfach eine große Spiellust. Ich hatte auch keine Angst, vor der Kamera zu stehen. Dann hatte ich das Glück, dass ich relativ schnell ein paar Werbungen gedreht habe und mit 13 meinen ersten Spielfilm machen durfte.

Sind Sie in Ihrem Berufsfeld selbst ehrgeizig?

Ja, schon. Ich konnte mich sehr mit Steffi Grafs Ehrgeiz und Disziplin identifizieren. Wenn ich etwas will, dann will ich es wirklich und klemme mich auch sehr dahinter.

Steffi Graf hatte Erzrivalinnen. Kämpft man auch als Schauspielerin immer wieder mit bestimmten Kolleginnen um Rollen?

Ja und Nein. Es gibt sicherlich Menschen, die immer wieder ähnliche Rollen im Casting-Prozess zur Verfügung gestellt bekommen. Im Profisport ist es nochmal etwas ganz anderes, weil du eine Konkurrentin hast, gegen die du gewinnen musst. Man steht im Eins-zu-Eins auf dem Platz. Ich nehme die anderen eher als meine Kolleginnen wahr und denke mir, dass es immer einen Sinn hat, wer die Rolle bekommt. Es hat bestimmte Gründe, warum manche Sachen klappen und andere nicht. Insofern stehen wir nicht unter so einem krassen Konkurrenzdruck wie Profisportler.

Hatten Sie einen Mentor, jemanden, dem Sie viel verdanken?

Viele verschiedene. Und ich war oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort und durfte schon frühzeitig tolle Projekte machen. Die „Fack Ju Göhte“-Trilogie hat viele Türen geöffnet. Dann hat unsere Netflix-Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“ vor ein paar Jahren natürlich international nochmal etwas bewirkt. Zwischendurch habe ich immer wieder mit ganz unterschiedlichen Regisseurinnen und Regisseuren drehen dürfen und konnte mit meinen Rollen erwachsen werden. Das war natürlich toll.

Gab es Kollegen, die Sie als Mensch besonders beeindruckt haben?

Total. Bisher hatte ich immer sehr großes Glück, dass ich selten mit „Arschlöchern“ am Set stand, sondern immer nur mit sehr tollen Menschen, von denen ich viel lernen durfte. Dadurch, dass ich so früh angefangen habe, hatte ich in meiner Jugend immer wieder tolle ältere Schauspieler, die zum Beispiel meine Eltern gespielt haben. Kollegen, von denen ich so viel abschauen konnte. Es war quasi meine Ausbildung, dass ich am Set viel beobachtet habe. Ich habe mich in den Pausen oft hingesetzt und geschaut, wer was macht. Man muss auch nicht immer mit allen Menschen reden. Man kann sich mal zurückziehen und einfach dem Energiefluss folgen.

Der Film zeigt einen André Agassi, der vor dem Spiel mit Panikattacken kämpfen muss. Kennen Sie Selbstzweifel?

Ja. Es gibt immer wieder Momente, wenn bestimmte Sachen nicht klappen oder man sich denkt: Warum mache ich das alles? Gleichzeitig gibt es aber diese tollen Erfolgsmomente, wenn ein Projekt herauskommt, auf das man stolz ist. Dann freut man sich so dolle. Das hält sich immer die Waage.

Werden Sie auf der Straße häufig erkannt?

Es passiert, aber es ist definitiv noch so, dass ich alles machen und mich frei bewegen kann. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich fühle mich immer sehr geehrt oder freue mich, wenn Menschen auf mich zukommen und sagen, dass sie irgendetwas gesehen hätten, was sie toll fanden. Das ist ein großes Kompliment.

Wie stellen Sie sich einen Partner / eine Partnerin / ein zu Partnerndes vor, wenn das Match perfekt sein soll?

Das kann man so gar nicht sagen. Es muss einfach funken, so wie zwischen den beiden. Man muss eine Parallele geben, über die man sich verbindet. Oft kann man das gar nicht richtig beeinflussen, es passiert einem einfach. Dann ist es natürlich sehr schön, wenn man gewisse Sachen mit einem Menschen teilen kann. Manchmal ist es aber auch schön, wenn man ganz unterschiedliche Alltage oder Berufe hat. Hauptsache der Mensch unterstützt und fördert einen und zieht einen nicht runter.

Glauben Sie, dass es einer Beziehung förderlich ist, wenn beide dieselbe Leidenschaft hegen?

Ich kenne Menschen, die sehr großer Fan davon sind, dass man den Alltag kennt und genau das Gleiche macht. Dann gibt es andere Fälle, die sagen: Bitte am liebsten etwas ganz anderes. Es kommt immer darauf an, wie man sonst so gestrickt ist.

Sie haben ein gutes Händchen bei der Rollenwahl. Haben Sie Berater oder entscheiden Sie immer allein?

Ich habe natürlich Menschen in meinem Umfeld, die mich beraten. Aber am meisten verlasse ich mich auf mein Bauchgefühl und meinen Riecher. Vor allem muss mich die Story kriegen. Das kann ein gutes Drehbuch sein, das kann aber auch erstmal nur die Idee einer Geschichte sein. Im Idealfall lerne ich noch bei jeder Rolle etwas dazu. Es wäre langweilig, wenn ich immer das Gleiche spielen würde oder in einen bestimmten Typ gedrückt werde. Ich habe wirklich das Glück, dass ich mich immer ganz unterschiedlich entfalten darf. Das ist für unseren Beruf das Schönste, was es gibt: Wenn man von verschiedenen Zeitreisen bis zu verschiedenen Looks und Genres alles einmal durchleben darf.

Wo wird die Reise für Sie demnächst hingehen?

Gute Frage. Bisher hatte ich das Glück, dass mir das Universum immer etwas Neues, Aufregendes reingespült hat. Die letzten Jahre war ich sehr in diesen Steffi-Kosmos involviert, weil wir eine lange Vorbereitung hatten und ich mich zu 100 Prozent darauf fokussiert habe. Es war auch schön, das wieder loszulassen. Jetzt haben wir gerade die vierte Staffel von „How to Sell Drugs Online (Fast)“ gedreht, was auch wieder total aufregend war, weil man wieder in diesen Kosmos eingetaucht ist. Insofern bin ich echt froh, dass ich immer wieder ganz neue Erfahrungen sammeln darf.

Und wenn Sie Steffi Graf eine Frage stellen könnten, welche wäre das?

Vielleicht, worauf sie am meisten stolz ist und was sie im Nachhinein anders gemacht hätte.

Die Fragen stellte André Wesche.

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