Die Versorgung nach einer Sepsis verbessern

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Unterschätze Gefahr: Auch heute noch wird eine Sepsis häufig zu spät diagnostiziert. Foto: UKJ/ Schroll

Jena (ukj). Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Nervenschäden, Lähmungen der Extremitäten oder Depressionen: Etwa 65.000 Patienten leiden jährlich an den Folgen ihrer Sepsis-Erkrankung. „Die Krankheitslast durch Folgeerkrankungen nach Sepsis ist aktuell noch viel zu wenig bekannt“, weiß Prof. André Scherag, epidemiologischer Studienleiter der Mitteldeutsche Sepsis Kohorte (MSC). Um die Nachbehandlung von Patienten, die eine Sepsis überlebt haben, zu optimieren, baut das Center für Sepsis Control and Care (CSCC) am UKJ gemeinsam mit den Universitätskliniken Halle und Leipzig, dem Zentralklinikum Bad Berka und dem Helios Klinikum Erfurt die MSC auf. Am 7. Oktober 2017 findet das erste Teilnehmertreffen der MSC am UKJ statt. Mehr als 100 Sepsis-Überlebende und Angehörige werden erwartet.

Die Sepsis-Experten des UKJ und der Klinik Bavaria in Kreischa vermitteln den Betroffenen und interessierten Gästen bei der Veranstaltung in verschiedenen Kurzvorträgen Informationen zum Thema Sepsis, aber auch zu möglichen Sepsisfolgen wie Muskel- und Nervenschwäche, Posttraumatische Belastung, Angst und Depression und Gedächtnisstörungen. Nach den Vorträgen besteht die Möglichkeit, mit den Medizinern in Kleingruppen ins Gespräch zu kommen und individuelle Fragen zu stellen. „Wir freuen uns sehr darüber, dass Ministerpräsident a.D. Prof. Kurt Biedenkopf, der die Schirmherrschaft für die Sepsis-Stiftung übernommen und vor wenigen Monaten selbst eine lebensbedrohliche Sepsis erlitten hat, unsere Initiative bei dieser Veranstaltung mit einem Grußwort unterstützt“, so Prof. Konrad Reinhart, Vorsitzender der Global Sepsis Alliance und Seniorprofessor am UKJ.

Aktuell gestaltet es sich schwierig, geeignete Rehabilitationseinrichtungen für Sepsisüberlebende zu finden. Denn sofern die Betroffenen in Rehabilitationseinrichtungen behandelt werden, geschieht dies meist in Einrichtungen, die nur auf die Behandlung von Erkrankungen einzelner Organe wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder schweren Traumen spezialisiert sind. „Die Patienten sind unzufrieden mit den bestehenden Versorgungsleistungen“, sagt Prof. Reinhart. „Deshalb wird in einem von zahlreichen Fachgesellschaften unterstützten Memorandum für einen Nationalen Sepsisplan gefordert, dass alle Patienten nach einer Sepsiserkrankung eine krankheitsspezifische und bedarfsgerechte Nachsorge mit geeigneten Rehabilitationsmaßnahmen erhalten.“

Hintergrund zur Mitteldeutschen Sepsis Kohorte

In der fünfjährigen Langzeitbeobachtungsstudie werden Sepsisüberlebende der Universitätskliniken Jena, Halle und Leipzig, des Zentralklinikums Bad Berka und des Helios Klinikums Erfurt nachbetreut und nachuntersucht, um die Folgen einer Sepsis besser verstehen und geeignete Behandlungskonzepte und Versorgungsangebote entwickeln zu können. Prof. Dr. Konrad Reinhart und Prof. Dr. André Scherag leiten die Studie. Finanziert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Kurt Goldstein Institut der Klinik Bavaria, Kreischa.

Programm auf einen Blick

Erstes MSC-Teilnehmertreffen
Datum und Uhrzeit: 7.10.2017, 10.00 bis 16.00 Uhr
Ort: Universitätsklinikum Jena, Gebäude A, Cafeteria Hanfried, Am Klinikum 1, 07747 Jena

10.00 Uhr Anreise und Registration
11.00 Uhr Eröffnung und Begrüßung, Grußwort Prof. Kurt Biedenkopf
Kurzvorträge:
• Was tun wir gegen Sepsis (Prof. Konrad Reinhart, Vorsitzender der Global Sepsis Alliance und Seniorprofessor am UKJ)
• Warum die Mitteldeutsche Sepsis Kohorte wichtig ist, um die Versorgung nach Sepsis zu verbessern (Prof. André Scherag, epidemiologischer Studienleiter der MSC am CSCC)
• Muskel- und Nervenschwäche (Wolfgang Sauter, Chefarzt an der Klinik Bavaria, Kreischa)
• Posttraumatische Belastung, Angst und Depression (Psychologin Romina Gawlytta, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie am UKJ)
• Vergesslichkeit, Kognitive Störungen (PD Dr. Christoph Preul, Oberarzt an der Klinik für Neurologie am UKJ)
• Versorgung nach Sepsis – Wunsch und Wirklichkeit (PD Dr. Christiane Hartog, Leiterin Studienzentrale Jena der MSC am CSCC)
12.00 Uhr Mittagspause, Gelegenheit zu geselligem Austausch
13.00 – 15.30 Uhr Sprechstunde in Kleingruppen, Austausch mit behandelnden Ärzten und Pflegenden
15.30 – 16.00 Uhr Ausklang und Ausblick mit Kaffee und Kuchen

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