Herausforderung in Nowitzkis Heimat

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Würzburg gehört nicht nur aufgrund seiner topografischen Lage zu den optischen Perlen der fränkischen Landschaft, doch dafür werden Jenas Erstliga-Riesen am Donnerstag wohl eher kein Auge haben. Zwar heißt es bereits um 13.00 Uhr: Einsteigen zur Auswärtsfahrt, gegen 15.00 Uhr auf der A71 für die Mittagspause rechts ran fahren, um 17.00 Uhr in der s.Oliver Arena ankommen, anschließend die Gäste-Kabine beziehen, das Warm Up zu absolvieren, zu Tapen, bevor das Parkett betreten werden kann, welches hoffentlich mit einem Sieg verlassen wird.

So wäre erst nach dem vorab zu erwartenden „dicken Brett“ bei der Mannschaft von Noch-Trainer Dirk Bauermann (wechselt im Sommer nach Fernost) Zeit, um ein paar Blicke auf Stadt, die Würzburger Residenz oder Umgebung zu erhaschen, aber da ist es ja dann schon wieder viel zu früh dunkel. So wird sich die Mannschaft von Jenas Cheftrainer Björn Harmsen auf den sportlichen Aspekt des heutigen Abendspiels beschränken und ist gut beraten, die verletzungsbedingt gebeutelten Gastgeber nicht zu unterschätzen. Science City gastiert – ausnahmsweise – an einem Donnerstag bei den Mainstädtern und trifft ab 19.00 Uhr auf s.Oliver Würzburg. Wie gewohnt überträgt Telekom Sport die Partie live und in Farbe sowie in diesem Fall von Markus Krawinkel kommentiert.

Bei dem Gastspiel in der Heimat des größten und sympathischsten deutschen Basketball-Exports Dirk Nowitzki steht den Ostthüringern eine Herausforderung der besonderen Art bevor. Trotz des verletzungsbedingten Ausfalls von Nationalmannschafts-Kapitän Robin Benzing sowie des vorzeitigen Saisonendes von Center-Flügel Kresimir Loncar lieferten die Würzburger in den letzten Wochen beeindruckende Auftritte ab. Ungeachtet der knappen und erst im Schlussviertel kassierten 76:80-Niederlage bei ALBA Berlin scheinen die Unterfranken ihre personellen Ausfälle mit der verbliebenen Qualität exzellent kompensieren zu können. So reichte es an den beiden letzten Spieltagen der easyCredit BBL für zwei Siege, die Würzburgs vage Hoffnung auf das Erreichen der Playoffs am Leben hält. Zunächst zogen die Franken den Braunschweiger Basketball Löwen fast sämtliche Zähne, bezwangen die Niedersachsen nach einer deutlichen Vorstellung mit 72:45, bevor man eine Woche später die spielstarken Oldenburger mit langen Gesichtern vom Parkett ihrer EWE Arena schickte. Nach dem durchaus überraschenden 93:80-Sieg bei den Donnervögeln wieder dick im Geschäft der Postseason, rangiert das Team von Ex-Bundestrainer Dirk Bauermann aktuell mit 15 Siegen und 14 Niederlagen an der Borderline zum gelobten Land, liegt aussichtsreich auf dem 9. Platz. In direkter Nachbarschaft zum 8. Rang der momentan von den Skyliners aus Frankfurt (16:13 Siege) belegt wird, geht es auch hinter Jenas bevorstehenden Kontrahenten äußerst knapp zu. So lauert neben der Enttäuschung der diesjährigen BBL-Saison aus Ulm mit den GIESSEN 46ers (beide 14:15 Siege) noch ein weiterer Kandidat, der sich gegen eine bis Mitte Mai verlängerte Saison wohl nicht ernsthaft wehren würde.

Nach den bereits erwähnten Ausfällen von Benzing und Loncar hatten die Bauermänner im Schnitt knapp 30 Punkte zu kompensieren, verpflichteten mit Kameron Taylor (ungewöhnlicherweise) einen US-Amerikaner aus den Niederungen des deutschen Basketballs. Der vom ProB-Team der Rhöndorf Dragons an den Main gewechselte Swingman nahm die Hürde aus der Basketball-Drittklassigkeit hinauf zur Bel Etage jedoch mit viel Anlauf und gesundem Selbstvertrauen, schenkte im Verlauf seiner Erstliga-Premiere den Berliner Albatrossen auch gleich einmal 16 Punkte ein. Neben dem neuen, 1.98 m großen Swingman gilt es aus Jenaer Optik ebenfalls die zuletzt schärfste Klinge der Gastgeber, den 27-jährigen Combo Maurice Stuckey, zu parieren. Beim stark herausgespielten Sieg in Oldenburg mit straffen 24 Punkten glänzend, scheint Stuckey die Zeit vor der anstehenden Sommerpause noch einmal effektiv nutzen zu wollen, um sich ggf. für höhere Aufgaben zu empfehlen. Die qualitativ starke und breit aufgestellte Reihe von Schlüsselspielern wie Center Owen Klassen oder Routinier Cliff Hammonds ließe sich durch den hochtalentierten 21-jährigen Nachwuchs-Center Leon Kratzer, Aufbauspieler Abdul Gaddy oder den im Hinspiel mit einer hunderprozentigen Wurfquote (5/5 – 13 Punkte) eskalierenden Small-Forward-Litauer Vytenis Lipkevicius problemlos erweitern.

Ungeachtet der Außenseiterrolle wird Science City Jena – seit der Trainingseinheit am Montag wieder mit 3fach-Dad Julius Jenkins Sr. – nicht als touristischer Punktelieferant in Richtung Franken aufbrechen. Das Team von Trainer Björn Harmsen hat sich in den zurückliegenden Tagen intensiv und fokussiert auf die Herausforderung in der Heimat von NBA-Star Dirk Nowitzki vorbereitet, ist gewillt am 13. Saisonsieg zu basteln. Schließlich gilt es nach dem zuletzt verlorenen Ost-Derby gegen den Mitteldeutschen BC die derzeitige Führung innerhalb einer kleinen internen Tabelle aller Teams aus Mitteldeutschland zu verteidigen… wenn man ja schon von der Stadt kaum etwas sehen wird…

H&H Makler

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