„Harmonie – die die Welt so dringend braucht“

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Die Intendantin der „Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach", Michaela Barchevitch. Foto: Bernd Seydel

Gotha (red/ra, 9. Oktober). „Harmonie(n) der Welt“ – dieses wunderbare Motto wählte die „Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach“ für ihre Spielzeit 2022/2023. Selbstbewusst, stolz und Optimismus versprühend, präsentierte dieses empathische Motto jüngst Intendantin Michaela Barchevitch auf der Jahrespressekonferenz, „weil Harmonie in diesen Zeiten für die Welt eine besondere Bedeutung hat“.

Solch Harmonie verspüre sie auch im Orchester: Seit der Fusion mit der Landeskapelle Eisenach 2017 habe man sich neu er- und gefunden. Das sei bei solch Zusammenschlüssen nicht selbstverständlich, „aber wir sind eine große Familie geworden und darauf sind wir sehr stolz.“

Das habe sich während der zwei Jahre der Pandemie gezeigt, gerade bei Situationen, die nicht einfach gewesen wären: „Aber wir haben sie gemeistert und nicht zuletzt ist dadurch viel Neues entstanden.“

So sei 2020 die Reihe der philharmonischen Konzerte geboren worden. Sie finden an besonderen Orten der Region statt; ein Projekt, das man mit vielen Partnern entwickelt habe.

Diese künstlerische Umarmung der Region, des dortigen Publikums sei nur möglich geworden, weil die Musiker kreativ aus der Not, nicht im großen Verbund musizieren zu können, eine Tugend machten und sich in nunmehr acht Kammermusik-Ensembles zusammengefunden hätten.

Der Blick in das edel gestaltete, daher sehens- wie lesenswerte 176-seitige Programmheft verheißt deshalb auch eine bisher nicht erreichte Vielfalt. Geboten werden über 100 Konzerte (Programmheft online zum Blättern).

Dies wird möglich, weil man nunmehr aus drei Quellen schöpfen, auf drei Säulen stehen kann: Da sind nach wie vor die beiden traditionellen Abonnementsreihen, die mit einem überwiegend klassisch-romantischem Repertoire 18 Sinfonien und fünf Konzerte bieten.

Da kommt u. a. die das Jahresmotto stiftende Sinfonie „Harmonie der Welt“ von Paul Hindemith zur Aufführung, die Chefdirigent Markus Huber dirigiert. Es gibt Berlioz’ „Fantastique“, eine „Meistersinger“-Operngala, Mozarts 41. Sinfonie „Jupiter“ etc.

Die Zuwendung zur barocken Musik, die schon ab 2020 stattfand, hat nunmehr einen festen Platz gefunden: die Reihe „Barock ImPuls“. Sie kann angeboten werden, weil in Gotha etwas für Thüringen Einmaliges geschah: Aus dem sinfonischen, dem romantischen Orchester kristallisierte sich ein 18-köpfiges Barockorchester heraus, das auf Originalinstrumenten jener Zeit spielt.

Das weckte wiederum das Interesse namhafter Künstler, die der historischen Aufführungspraxis frönen und nun mit dem Barockorchester musizieren wie der aktuelle „Artist in Residenz“, der Countertenor Valer Sabadus, die Violinen-Virtuosin Midori Seiler, die Dirigenten Michael Hostetter und Moris Steger, der auch Blockflötist ist.

Und weil man halt Bewährtes pflegt, finden sich auch die zahlreichen Kooperationen im Programmheft wieder. Dazu gehören jene etablierten mit dem Landestheater Eisenach („Giselle“, „Zorbas“) und dem Theater Erfurt sowie der Puppenbühne Waidspeicher (Goldonis „Diener zweier Herren“).

Neu im musikalischen Reigen sind die bereits erwähnten philharmonischen Konzerte an besonderen Orten wie Bad Liebenstein, Wilhelmstal, Bad Salzungen, der Georgenkirche Eisenach, der Margarethenkirche und dem Ekhof-Theater zu Gotha oder Ohrdruf – allesamt laut Michaela Barchevitch „wunderschöne Aufführungsorte mit wunderschönen Sälen, wohin die Thüringer gern reisen. Wir bringen auf diesem Wege so viel Musik wie möglich unter die Menschen“, versprach die Intendantin.

Nicht zu vergessen – die Philharmonie absolviert nach wie vor zahlreiche Gastspiele außerhalb Thüringens, u. a. wieder in der Alten Oper Frankfurt und auch in der legendären Zürcher Tonhalle.

Tickets/Infos unter: www.thphil.de

(Beitrag ist zuerst in der September-Ausgabe vom „Oscar am Freitag“ erschienen)

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