…weil das Auge nichts sieht, darf man seinen Ohren trauen

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Gotha (red, 12. Februar). Gothas Hauptbahnhof ist gewiss nicht der Residenzstadt  Aushängeschild. Dennoch war er, ist er und wird er für nicht wenige das Entrée der Residenzstadt sein.

Von Montag und für eine Woche wird manch Passant seinen Ohren nicht trauen wollen: Nach Ansagen darüber, wann welcher Zug ankommt, ob er sich verspätet hat oder dass man Durchfahrten zu beachten habe, wurde es für gewöhnlich still. Das ändert sich, man hört zum Beispiel: „Es werden unterhalb der Gartenmauer gepanzerte Fahrzeuge über eiserne Verladeschienen auf Waggons verladen. Was ist ,wirklich‘ in diesen Tagen?“

„Lesen und schreiben lernen/Buchstaben des Lebens“.

„Gotha hört Alexander Kluge“ nennt sich die poetische Intervention, wie Dr. Christoph Mauny das bis dato Unerhörte nennt. Der Mann vom Friedenstein macht damit genau das, was Stiftungsdirektor Dr. Tobias Pfeifer-Helke fordert: aus dem „Elfenbeinturm“ auszubrechen und über die Mauern des Schlosses zu steigen, um die Schätze, die Pretiosen  und das enzyklopädische Wissen ins echte Leben, in den Alltag der Menschen zu tragen.

Zu hören ist der Träger des „Friedenstein“-Preises 2020 Alexander Kluge. Der Autor, Schriftsteller, Schauspieler, Filmemacher hat ein 35 Minuten langes Stück mit dem Titel „Lesen und schreiben lernen/Buchstaben des Lebens“ eingesprochen, das auch seine Zeit 1938 in Gotha berührt. Dieser Monolog wird in Endlosschleife laufen, nur unterbrochen von den Bahn-Botschaften.

Dass das am 14. Februar beginnt, ist kein Zufall: Ab dem Tage ist Kluge 90 Jahre alt.

Nun soll man Reisende nicht aufhalten. Dennoch wird dieser mit sanftem Hall versehene Monolog, den Lautsprecher im Bahnhof und auf dem Bahnhofsvorplatz hörbar machen, für manch Innehalten sorgen.

„Oscar am Freitag“-TV sprach darüber mit dem Inspirator der Toninstallation, Dr. Christoph Mauny :

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