Der lange Weg vom Baum zum Brett

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Wo es möglich ist, kommen auch Pferde zum "Rücken", also dem Transport der Baumstämme zu den (Zwischen-)Lagern ("Polter" genannt) an den Waldwegen zum Zuge. Foto: ThüringenForst

Erfurt (red/hs, 6. Juni). Der Wald wächst so vor sich hin, dann kommt der Förster, sägt einen Baum ab, bringt ihn ins Sägewerk und ruckzuck liegt ein Regalbrett im Baumarkt bereit…

Denkste!

Selbst für ein Standardregalbrett 800 x 300 x 20 mm ist eine jahrzehntelange Planung und eine akribische Baumauswahl erforderlich. Zum einen, weil der Roh-, Bau- und Werkstoff Holz nachhaltig erwirtschaftet wird: Es wird nur so viel Holz aus dem Wald entnommen, wie wieder nachwächst. Zum andern braucht es für ein Regalbrett eine bestimmte Baumart und einen qualitativ guten Stamm ausreichender Dimension – und ein Sägewerk, dass das Brett nicht nur sägt und hobelt, sondern auch trocknet. Denn wer will schon ein krummes Brett im Baumarkt erwerben. Das Ganze aber der Reihe nach…

Am Anfang steht die Inventur – Wissen, was überhaupt da ist
Am späteren Regalbrett arbeiten als Erstes die Forstinventurspezialisten. Sie ermitteln die Waldflächen des Lieferforstbetriebes, erfassen die dort vorhandenen Baumarten, ihre Struktur, ihr Alter und ihren Zuwachs. Ein Regalbrett etwa wird oft aus der Baumart Fichte gewonnen.

Die Forsteinrichtung – Planen, damit die Enkel auch was haben
Da nur so viel Holz aus dem Wald entnommen werden darf, wie wieder nachwächst, bedarf es einer Forsteinrichtung. Sie baut auf der Inventur auf und legt die Detailplanung fest: Wo und wie wird der Brettbaum geerntet und wie viel davon? Wie stark (im Durchmesser) muss die Fichte dafür sein und hat er die richtige Qualität? Und wenn die Fichte geerntet wurde – wie viel und was soll wieder nachgepflanzt werden? Oder muss die geerntete Fichte etwa durch eine klimastabile Eiche ersetzt werden?

Die Umsetzung im Forstrevier – Sprayer im Wald
Während seiner Reviergänge markiert der Förster die Bäume, die z. B. für unser Regalbrett infrage kommen. Aber nicht nur das: Er markiert auch Bäume, die noch länger stehen bleiben müssen, um andere Verwendungen, etwa als dicke Dachbalken, zu genügen. Auch Habitatbäume – also ökologisch wertvolle Bäume mit Nisthöhlen etwa – werden markiert. Und er kennzeichnet vom Borkenkäfer befallene Bäume, die rasch gefällt werden müssen. Dabei geht er planvoll vor, hat er doch die Inventur- und Forsteinrichtungsergebnisse digital zur Hand.

Die Holzernte – Von Hand, per Maschine, aber stets zertifiziert
Waldpflege und Holzernte sind die Domäne der Forstwirte. Mit ihren Motorsägen bringen sie oder auch Holzerntemaschinen die Bäume zu Boden, entasten sie und schneiden z. B. die Fichte in Sortimente, die der Säger zu Brettern verarbeiten kann. Dies gefällten Bäume werden von einer Holzrückemaschine, zuweilen auch von Pferden, an die Waldstraßen gebracht und dort gestapelt. Die von technischen Abläufen dominierte Holzernte ist zertifiziert, um durch unabhängige Experten sicherzustellen, dass die Umwelt größtmöglich geschont und speziell der Waldboden wenig belastet wird.

Die Verarbeitung zum Produkt – ab jetzt hochautomatisiert
An der Waldstraße kauft der Säger das Holz, transportiert es in sein Sägewerk und verarbeitet die Stämme in hochautomatisierten Anlagen zu Schnittholz. Jetzt wird das Regalbrett endlich als solches sichtbar. Nach dem Hobeln wird es getrocknet, verpackt und in den Baumarkt geliefert.

Dieser grob skizzierte Entstehungsweg zeigt, dass selbst ein einfaches Regalbrett aus heimischer Forstwirtschaft einen beeindruckenden Werdegang hinter sich hat. Und „schnell“ geht hier nichts vonstatten. Im Gegenteil. Schließlich wächst der Baum Jahrzehnte, bevor sein Holz zum Brett veredelt werden kann.

Fliesenstudio Arnold

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