Mit Thüringer Know-how Präparieren lernen

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Die Friedrich-Schiller-Universität Jena und das Naturkundemuseum Erfurt starten ein einzigartiges Projekt: Die beiden Institutionen werden die ersten Präparatoren für Bangladesch ausbilden.

„Das Land ist in der Biodiversitätsforschung ein weißer Fleck auf der Landkarte, denn es gibt in ganz Bangladesch kein einziges Naturkundemuseum und keinen einzigen fachlich fundiert ausgebildeten Präparator“, sagt Prof. Dr. Martin S. Fischer. Es gebe zwar einige wenige naturkundliche Sammlungsobjekte. Aber sie seien unsachgemäß hergestellt und damit wissenschaftlich nicht auswertbar, so der Direktor des Instituts für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie mit Phyletischem Museum der Universität Jena.

Um den Aufbau von professionellen Lehr- und Forschungssammlungen in Bangladesch zu ermöglichen und damit eine Grundlage für biologische Forschungsarbeiten zu schaffen, haben die Universität Jena und das Naturkundemuseum Erfurt das Projekt „Qualitätsnetzwerk Biodiversität“ initiiert. Ziel des Vorhabens ist es, in den kommenden zwei Jahren drei Bangladeschern der Universität Rajshahi zu „Wissenschaftlich-Zoologischen Präparatoren“ auszubilden. In Jena und Erfurt sowie während Praktika in Partnerinstitutionen wie dem Naturkundemuseum Berlin werden Delowar Hossain, Aminul Islam und Abdullah Al Mamum – die alle bereits einen Masterabschluss in Biologie haben – „von der Pieke auf das Handwerk des Präparators sowie den Aufbau von wissenschaftlichen Sammlungen und die Planung besucherfreundlicher Ausstellungen erlernen“, so Prof. Fischer.

Die drei jungen Männer aus Bangladesch wurden aus mehr als 100 Bewerbern ausgewählt und erhalten ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, der das Projekt mit insgesamt 112.000 Euro fördert. Als Abschlussarbeit werden sie eine Ausstellung über die Mangrovenwälder Bangladeschs organisieren, die sowohl in Bangladesch als auch in Deutschland gezeigt werden soll. Unterstützt werden die drei Bangladescher von Jenaer Studierenden, die zudem im Rahmen von Exkursionen die Partneruniversität in Bangladesch besuchen werden.

Maßgeblichen Anstoß zu der Kooperation zwischen den beiden Thüringer Einrichtungen und der Universität Rajshahi gab Marco Fischer. Der Präparator vom Naturkundemuseum Erfurt hat bereits mehrere Präparationskurse in Bangladesch gegeben und weiß um den hohen Bedarf und das hohe Interesse an gut ausgebildeten Präparatoren in Bangladesch: „Es gibt dort eine unglaublich artenreiche Flora und Fauna, doch große Teile des Landes sind durch Meeresspiegelanstieg, Hochwasser und andere Naturkatastrophen stark gefährdet.“ Gerade vor diesem Hintergrund sei das Projekt von immenser Bedeutung, betont Marco Fischer, denn: „Es geht nicht nur um die Ausbildung und um Umwelt- und Naturschutz, sondern es bietet auch Hilfe zur Selbsthilfe“, so Marco Fischer, der unter anderem Europameister und mehrfacher Vizeweltmeister der Präparatoren ist.

Für die drei bangladeschischen Biologen beginnt nun eine besondere Zeit: „Wir freuen uns sehr, dass wir diese große Chance bekommen, später in Bangladesch als ausgebildete Präparatoren zu arbeiten und dort für unser Heimatland die biologische und zoologische Forschung voranzubringen“, sagt Aminul Islam. Er und seine beiden Kollegen werden als Pioniere nach Bangladesch zurückkehren – mit einem ganz speziellen Auftrag in der Tasche: Mit dem Wissen aus Thüringen werden sie das erste Naturkundemuseum Bangladeschs aufbauen.

Foto: In seiner Werkstatt im Phyletischen  Museum der Universität Jena erklärt Präparator Matthias Krüger den bangladeschischen Biologen Aminul Islam (1.v.l), Abdullah Al Mamum (2.v.l.) und Delowar Hossain (1.v.r.) einen Nashornschädel. Die drei jungen Männer von der Universität Rajshahi (Bangladesch) werden in den nächsten zwei Jahren im Rahmen eines Projektes der Universität Jena und des Naturkundemuseums Erfurt zu den ersten Präparatoren Bangladeschs ausgebildet.
(Foto: Jan-Peter Kasper/FSU)