Die Arbeit hat gefruchtet!

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Ernst-Martin Stüllein, 55, ist seit sieben Jahren Vorsitzender des Vereines L´amitié, welcher sich für ein besseres Miteinander von Deutschen und Migranten im Landkreis Gotha einsetzt. David Ortmann hat mit ihm gesprochen.

Die Integration ist ein weites  Feld. Was nervt Sie bei Ihrer Arbeit eigentlich am meisten?
Politiker, die ständig von sich geben, dass jeder, der nach Deutschland kommt, auch Deutsch lernen muss.

Was ist daran schlecht?

Eigentlich ist das richtig. Aber es sind meist nur Phrasen. Schließlich müssen dafür auch die Voraussetzungen geschaffen werden. Aber Sprachkurse können nunmal nur von Menschen besucht werden, die einen Aufenthaltstitel besitzen. Für sie finanziert das Bundesamt für Migration diese Kurse. Aber Asylsuchende und Menschen, die die Phase der sogenannten Kettenduldung hinter sich gebracht haben und schon seit zehn oder zwölf Jahren in Deutschland leben, haben keinen Anspruch auf Integrationskurse. Das heißt, sie haben zwar das Bedürfnis Deutsch zu lernen, aber sie finden nur sehr wenige, die ihnen dabei behilflich sind. Wir machen das!

Was muss sich im Hinblick auf die Integration im Landkreis und der Stadt Gotha noch ändern?

Die Menschen müssen noch mehr aufeinander zugehen. Sowohl Deutsche als auch ausländische Mitbürger. Man muss verstehen lernen, wie andere Menschen leben.

Und politisch?

… wurden in den vergangenen Jahren schon erhebliche Fortschritte gemacht.

Woran denken Sie dabei?

An die Auflösung von zwei Asylbewerberheimen und daran, dass der Landkreis mehr auf die Unterbringung in Einzelunterkünften setzt.

Trägt das nicht zur Ghettobildung bei?
Das ist eine Frage der Steuerung. Wir versuchen, die Menschen in unterschiedlichen Stadtteilen unterzubringen!

L´amitié  wurde vor über zwanzig Jahren gegründet, um sich für ein besseres Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft einzusetzen. Hat die Arbeit gefruchtet?
Sie hat gefruchtet. Nach der Wende wollte der Verein Ansprechpartner für Vertragsarbeiter der DDR sein, also Menschen, die zum Beispiel aus Mosambik und Vietnam hierher gekommen sind, um zu arbeiten. Im Laufe der Jahre sind andere Problemstellungen hinzugekommen. Die Flüchtlingsproblematik, Hilfestellungen für Asylbewerber bis hin zur Beratung von Migrantinnen und Migranten, die im Zuge der EU-Osterweiterung zu uns gekommen sind. Menschen aus Polen, Litauen, Rumänien und Lettland. Wir haben unser Aufgabenfeld ständig erweitert.

Gespräch: David Ortmann

Publiziert: 3. Mai 2011, 10.03 Uhr; erschienen in der aktuellen Gothaer Ausgabe von „Oscar am Freitag“