Neuer Coach weiß, was BiG will

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Dirk Kollmar hat die auch in Gotha produzierte Biermarke Original Oettinger zur meistverkauften deutschen Biermarke gemacht. Der gelernte Brauer schreibt und zeichnet aber auch Kinderbücher. Und er ist Präsident des Gothaer Vereins BiG – Basketball in Gotha. Zeit für eine Bestandsauf-nahme …  

Herr Kollmar, die erste Herren-Mannschaft von BiG – die Oettinger Rockets – sind nach einem Jahr bereits wieder aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Kurz gefragt: Wie gehen Sie mit dem sportlichen Rückschlag um?
Gut. Vergessen Sie nicht: Unser Verein ist 1998 in der Bezirksliga gestartet. Dann folgte bis zum Jahr 2005 der Durchmarsch in die erste Regionalliga. Übertrieben gesagt: Wir waren die Helden. Dann kam der erste Abstieg. Doch danach kam wieder ein sportlicher Aufstieg – bis zum Herbst 2010, als wir in der
2. Bundesliga ankamen. Der Abstieg ist nicht schön, aber wir denken hier in Fünf-Jahres-
Plänen – und nicht nur in kurzen Zeiträumen.

Also war es kein sportlich verlorenes Jahr?
Es war kein schönes Jahr. Wir sind ja keine Träumer und stellen uns den Tatsachen. Sportlich sind wir abgestiegen. Und wir – im Übrigen natürlich auch ich als Präsident – haben Fehler gemacht. Aber aus Fehlern lernt man. Und so können wir die Situation, die sich jetzt ergeben hat, gewinnbringend für uns nutzen.

Inwiefern?
Indem wir uns auch im Vorstand intensiv mit der Situation befassen – und einige alte Zöpfe abgeschnitten haben. Denn es ist ja klar: Niemand bei BiG steigt gerne ab – wir wollen immer gewinnen.

Und welche Konsequenzen ergeben sich aus der vergangenen Saison?
Eigentlich müssen wir auf die vergangenen beiden Spielzeiten schauen. Denn aufgestiegen sind wir auch nur mit viel Glück als Nachrücker – und vielleicht hat uns das verleitet, einige Dinge entgegen besseren Wissens so zu lassen, wie sie sind.

Was ändert sich denn nun konkret?
Bisher war es so, dass dem Trainer ein Großteil der Mannschaft sozusagen übergeben wird. Der Vorstand hat in der Teambildung zu intensiv mitgewirkt.  Darauf konnte der  Headcoach dann verweisen, wenn es nicht so lief – etwa im Tenor: „Das ist ja nicht mein Team!“ Das ändern wir! Diesmal wird unser neuer Trainer große Freiheiten haben – und deshalb sein Team nahezu komplett selbst zusammenstellen. Natürlich im Rahmen eines vorgesehenen Budgets. Und mit einem Veto-Recht seitens des Vorstandes.

Weil das Team in der vergangenen Spielzeit nicht als Team funktioniert hat, oder?
Richtig ist, dass das Teambuilding nicht so geklappt hat, wie wir uns das alle vorgestellt haben. Von der Qualität her war die Truppe gut genug, die Klasse zu halten. Aber das Zusammenspiel hat nicht funktioniert – und nur mit Einzelspielern gewinnst du in keiner Mannschaftssportart.

Und der neue Coach weiß, was der Verein will?

Aber sicher. Wir haben für den Job 40 Bewerbungen erhalten. Mit fünf Kandidaten haben wir ernsthafte Gespräche geführt. Übrigens immer mit dem gleichen Team – und den gleichen Fragen, um das Ganze auch vergleichbar zu machen. Die Entscheidung – sie fiel im Team – haben wir uns nicht einfach gemacht. Und der neue Trainer, Marko Simic, hat uns absolut überzeugt – trotz seiner erst 24 Jahre. Er hat die gleichen Ziele. Dieser Mann bringt die Kompetenz und den Ehrgeiz mit, mit BiG und damit auch für sich selbst etwas zu erreichen. Und ich bin sicher, dass er es auch schafft.

Weil BiG in den vergangenen zwei Jahren vier Trainer hatte …

Ja – und weil wir deshalb unbedingt endlich Kontinuität reinbringen müssen. Eine Kontinuität und eine Qualität, die den Gesamtverein schon seit Langem auszeichnet.

Von dem es in Kreisen des Deutschen Basketball Bundes heißt, er sei bundesligatauglich …
Ja, unsere Rahmenbedingungen sind anerkannt. Tatsache ist, dass selbst die Basketball-Bundesliga BBL uns bestätigt hat, dass unser sportliches Umfeld absolut bundesligatauglich ist. Und das hat sich auch bei der Vielzahl von Bewerbungen für den Trainer-Job gezeigt.

Weil die von Ihnen geführte Oettinger Brauerei ein starker Partner ist …
… aber eben – und das ist mir ganz wichtig – nicht der einzige. Insgesamt sind 60 Firmen in unserem Sponsorenpool aktiv – und Oettinger als Namensgeber der Teams ist davon sicherlich der größte. Aber eben nicht der einzige. Jedes einzelne Unternehmen, jeder einzelne Partner ist für uns wichtig! Das kommt mir oft zu kurz. Und ich ärgere mich darüber, dass alles über Geld definiert wird. Für die meisten derjenigen Spieler und Trainer, die zu uns wollen, geht es eben nicht nur um Geld. Das ist Quatsch!

Womit kann BiG denn punkten?
Mit den vorbildlichen Bedingungen vor Ort, dem positiven Umfeld in der Stadt, den Spieler-WGs, unseren Vereinsräumen, einem erstklassigen wie treuem Publikum  – und dem sozialen Modell von BiG, welches die Spieler in allen Lebenslagen unterstützt. Eben auch, wenn es nicht so läuft. Das wird auch anderswo anerkannt …

Zum Beispiel in Bamberg?
Ja, die intensiven freundschaftlichen Kontakte, die wir zum Deutschen Meister pflegen, zahlen sich für uns aus. Wir können hier viel lernen – und tun dies auch. Es hilft uns, die Arbeit auch außerhalb des Spielfeldes im Leistungssportbereich weiter zu professionalisieren. In den vergangenen 24 Monaten haben wir da viel lernen dürfen – und das wollen wir auch in Zukunft nutzen!

Mit einer neuen Oettinger-Halle …
Mit einer neuen Sporthalle in Gotha. Aber die wird nicht von der Oettinger Brauerei gebaut, um dies mal ganz klar zu sagen. Bauherr der Halle ist die BiG GmbH. Oettinger braut Bier – und macht auch in Zukunft nichts anderes. Das muss ich immer wieder betonen.

Dennoch wäre ohne Sie die Planung nur ein Traum.

Über die Planung sind wir schon hinaus. Ich hoffe natürlich, dass die BiG GmbH die Unterstützung erhält – von Stadt, Landkreis, Land und Bund. Der erste Schritt ist getan, in dem die BiG GmbH das entsprechende Gelände in der Leinastraße gekauft hat. Aber viele weitere müssen folgen …

Wann soll die Halle denn stehen – aus Ihrer Sicht?

Wünschenswert wäre die Saison 2013/2014. Vergessen Sie nicht: Der Bau selbst ist die kürzeste Phase eines solchen Projektes. Die Halle soll 2500 Zuschauer fassen – da müssen u. a. Parkplätze geplant werden und so weiter und so fort. Die Vermittlung zwischen den verschiedenen Partnern für diese Halle ist bei diesem Projekt meine Hauptaufgabe – und das ist etwas, was ich gut kann.

Und wenn die Halle steht, ist auch Volleyball zu sehen …
Auf jeden Fall kann in der Halle neben Basketball auch Volleyball gespielt werden. Und zugleich sollten in ihr Veranstaltungen möglich sein. Kurz gesagt: Die Bundesliga-Volleyballer sind dann herzlich willkommen!

Apropos Bundesliga – die Rollis spielen in der kommenden Saison erstklassig …
Ja. Grundlage dafür war neben der sportlichen Entwicklung eine gemeinsame Entscheidung von BiG und RSB (Reha-Sport-Bildung e. V.). Wir wollen es den Sportlern ermöglichen, diesen Schritt zu tun. Rollstuhlbasketball hat aus meiner Sicht eine Vorbildfunktion: Da beweisen Leute mit Handicap, was sportlich alles möglich ist. Die Rollis tun unserem Verein gut.

Die Vereinsbasis rutscht also nicht in den Hintergrund?
Ganz sicher nicht. Sehen Sie: Wir haben 350 Mitglieder, davon sind 15 Männer Mitglieder der 1. Mannschaft. Wir wären schlecht beraten, wenn wir uns nur um diese kümmern würden. Nein, unser Engagement für den Nachwuchs bleibt bestehen – auch in Zukunft. Die 1. Herrenmannschaft ist das Zugpferd des Vereins, aber ganz sicher nicht das, woraus BiG besteht. Die Zukunft liegt immer in der Ausbildung der Jugend. Und das übrigens nicht nur im Sport.

Gespräch: Maik Schulz

Publiziert: 29. Mai 2011, 9.02 Uhr; erschienen in der aktuellen Sport-Ausgabe von Oscar am Freitag