Aktivität im Alter beeinflusst Gehirn

0
1260

Wie kann man das alternde Gehirn fit halten? Was passiert bei der Bildung neuer Nervenzellen im Erwachsenenalter? Um diese und weitere Fragen dreht sich die kommende Jenaer Abendvorlesung der GesundheitsUni am Universitätsklinikum Jena zum Thema „Unser Gehirn: Neue Nervenzellen für das alternde Gehirn“. Prof. Dr. Christoph Redecker, Oberarzt der Hans-Berger-Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Jena, wird am 27. Februar um 19.00 Uhr die Neubildung von Nervenzellen im alternden Gehirn vorstellen und darüber sprechen, wie sich dieser Prozess beeinflussen lässt.

Die Bildung neuer Nervenzellen im erwachsenen Alter wird als adulte Neurogenese bezeichnet. Diese Neubildung von Nervenzellen findet aber nicht überall im Gehirn statt, sondern nur in zwei Hirnregionen: in der Subventrikulärzone entlang der Seitenventrikel und im Hippocampus, auf den sich der Vortrag bezieht. Medizinischer Hintergrund: Der Hippocampus ist ein Teil des Gehirns, der für Lernen und Gedächtnis zuständig ist, dabei Informationen vom Kurz- zum Langzeitgedächtnis transportiert. Infolge neurologischer Erkrankungen kann der Hippocampus schrumpfen. Im Gyrus dentatus hat er aber auch die Fähigkeit, neue Nervenzellen zu bilden.

Erst in den letzten 15 Jahren wurde anerkannt, dass sich Nervenzellen nicht nur in der Embryonalentwicklung und kurz nach der Geburt bilden, sondern dass dies auch bei Erwachsenen möglich ist. Der Neurologe Prof. Redecker wird in seinem Vortrag über diese Fähigkeit des Gehirns sprechen, die gewiss die Ausnahme und nicht die Regel ist. „Bei der adulten Neurogenese teilen sich neuronale Stammzellen und bilden sogenannte Vorläuferzellen, die dann zu reifen Nervenzellen werden und sich in das bestehende Nervennetzwerk integrieren. Dieser Prozess ist genau kontrolliert und passt sich an neue Aufgaben an“, beschreibt Prof. Redecker.

Zudem wird der Neurologe darüber sprechen, wie sich die Neubildung von Nervenzellen im Hippocampus über die Lebensspanne hinweg beeinflussen lässt: „Körperliche Aktivität und ein anregender Lebensstil fördern die Bildung neuer Nervenzellen. Wohingegen Rückzug und Passivität die Neurogenese hemmen“, betont Prof. Redecker. Allerdings besteht noch viel Forschungsbedarf auf diesem Gebiet, insbesondere zur Bedeutung der Neurogenese bei verschiedenen neurologischen Erkankungen. „Die Neurogenese stellt aber möglicherweise einen wichtigen Ansatzpunkt für neue Therapiestrategien dar“, erklärt Prof. Redecker.

Im weiteren Verlauf des Vortrags geht er auch auf aktuelle Forschungsarbeiten am Beispiel des Schlaganfalls ein, wobei er eigene Forschungsergebnisse präsentieren wird. „Schlaganfälle führen zu einer fehlerhaften Neurogenese. Zwar wird die Bildung neuer Nervenzellen gesteigert, doch diese werden zu einem erheblichen Teil falsch integriert. Wie sich diese fehlerhafte Neurogenese verhindern lässt, ist noch nicht ausreichend erforscht “, so der Neurologe.

Foto: Prof. Dr. Christoph Redecker zeigt anhand eines konfokalen Laser-Scanning-Mikroskops einige Nervenzellen, die im erwachsenen Gehirn neu entstanden sind. (Foto: Riese/ UKJ)

Terminhinweis Jenaer Abendvorlesung am 27. Februar

Unser Gehirn: Neue Nervenzellen für das alternde Gehirn

Referent: Prof. Dr. Christoph Redecker, Klinik für Neurologie

Ort: Klinikum Lobeda, Erlanger Allee 101, Hörsaal 1

Beginn: ab 19.00 Uhr