Argentinischer Botschafter zu Gast in Gotha

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Am 1. Februar 2016 kommt S.E. Herr Daniel Adan Dziewezo Polski, außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Argentinien in Deutschland, zu einem Besuch nach Gotha. Der Botschafter folgt damit einer Einladung von Oberbürgermeister Knut Kreuch.

 

In seinen Forschungen entdeckte Gothas Oberbürgermeister, dass vor genau 125 Jahren in Gotha die erste geologische Karte Argentiniens in Deutsch und Spanisch, sozusagen die Karte der Bodenschätze, gedruckt worden ist. Die von Ludwig Brackebusch (1849-1906) gefertigte Karte „Mapa geologico del in terior de la Republica Argentina“ zählt noch heute zu den Standardwerken der Kartografie des südamerikanischen Landes. In der Sammlung Perthes der Universitäts- und Forschungsbibliothek wird noch heute eine solche Karte aufbewahrt, die Kreuch dem Botschafter während seines Besuches zeigen wird.

 

Die historischen Beziehungen Gothas zu dem südamerikanischen Land sind sehr vielfältig. So legte Schack Hermann Ewald bereits 1775 in Gotha eine Übersetzung von „Falkner Description of Patagonien“ vor, in der auch Teile Argentiniens besprochen werden. Im 19. Jahrhundert war es Alexander von Humboldt (1769-1859), der dem Gothaer Kartografen Heinrich Berghaus (1797-1884) von seinen Expeditionen in Südamerika berichtete und Berghaus legte 1849-52 im Verlag Justus Perthes Gotha seinen Physikalischen Atlas in zwei Bänden vor, mit den wichtigsten Neuerungen seit der letzten Publikation im Jahre 1570. In den Atlas sind Humboldts pflanzengeografische und meteorologische Konzepte eingeflossen. Auch der Reiseschriftsteller Friedrich Gerstäcker (1816-1872) der von 1862 bis 1866 in Gotha lebte, publizierte mehrfach über seine Reisen durch Südamerika und Argentinien. Die Geschichte des Landes „Argentinien im 20. Jahrhundert“ von Albert B. Martinez und Maurice Lewandowski erschien 1912 im Perthes-Verlag. Bereits neun Jahre früher veröffentlichte Rodolfo Hauthal in Gotha seine „Karte der geografischen Verbreitung der Vulkane und der vulkanischen Deckenenergie in Chile und Argentinien“.

 

Argentinien war immer auch ein Land, in dem Deutsche Einwanderer Zuflucht fanden, so berichtet die große Sammlung von Auswandererbriefen der Universitäts- und Forschungsbibliothek Gotha von manchem deutschen Schicksal in Argentinien. Auch die Gothaer Familie Baumbach von Kaimberg wanderte aus, als der Vater, der Gothaer Landgerichtsdirektor Dr. Ernst Iwan Theodor Baumbach von Kaimberg, das erste Opfer der Nationalsoziallisten in Gotha wurde. Seine Stieftochter Erika Bachmann aus La Cumbrecita in Argentinien unterrichtete im Jahre 2002 die Stadtverwaltung über das Schicksal der Familie und am 25. Mai 2015 konnte am ehemaligen Wohnhaus in der Kastanienallee 8 eine Gedenktafel eingeweiht werden. Am 31.10.2010 begrüßte Gothas Beigeordnete Marlies Mikolajczak in der Arnoldischule die deutsche Auswanderin Prof. Erika Rosenberg. Die in Argentinien lebende Schriftstellerin stellte dort ihre Erinnerungen an Emilie Schindler vor.

 

Darüber hinaus ist Argentinien natürlich nicht nur eine Fußballnation, in Buenos Aires gewann der 1966 in Gotha geborene Guido Rudolph 1998 den Weltcup im Schießen mit der „Freien Pistole“.

 

Der bekannteste Gothaer in Argentinien ist wohl der am 25. August 1888 in Haina geborene Ernst Standhardt. Der erste Landschaftsführer Argentiniens und bekennende Bergsteiger, lebte von 1902 bis 1912 in Gotha und wohnte vermutlich in der Kastanienallee 4, hier legte er auch seine Schulbildung ab. 1912 wanderte er nach Argentinien aus, ein  2.739 Meter hoher Berg der Anden trägt in Erinnerung an ihn den Namen „Cerro Standhardt“. In Haina ist der Bergsteiger 2015 mit einer Gedenktafel geehrt worden.

 

Oberbürgermeister Knut Kreuch und S.E. Herr Daniel Adan Dziewezo Polski werden am Montag die Universitäts- und Forschungsbibliothek, das Schlossmuseum und das Herzogliche Museum besuchen, nachdem sich der Botschafter am Morgen im Rathaus in das Goldene Buch der Stadt Gotha eingetragen hat.