Auftakt mit Licht und Schatten

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Als die Verantwortlichen der 2. Basketball-Bundesliga vor der Saison 2014/2015 in einem gleichlautenden Frage-Antwort-Spiel von allen Head Coaches der ProA wissen wollten, wer denn die „Geheimwaffe“ in ihrem Team ist, da mochte sich das Gros der Trainer nicht so richtig festlegen. Eine der wenigen Ausnahmen war Uli Naechster. Der neue Head Coach der finke baskets aus Paderborn sagte ohne Umschweife: Thomas Bropleh.

Zum Leidwesen der Oettinger Rockets Gotha und ihrer Fans schlug Uli Naechsters Geheimwaffe gestern Abend zum ersten Mal zu. Denn als im ersten Heimspiel der Saison beim Stand von 70:70 nur noch 4,1 Sekunden zu absolvieren waren, kam der Ball nach einer Auszeit zu Thomas Bropleh. Der 1,96 Meter große US-Guard zog flink gen Zone, machte eine kurze Finte und beförderte den Ball schließlich mit der Schlusssirene sicher durch den Ring – 72:70 für Paderborn. Die finke baskets waren aus dem Häuschen, die Rockets schockiert.

Doch es spricht für die Leistung der Rockets und die Leidenschaft der Fans, dass die Schockstille nach Spielende schnell lautstarkem Applaus wich: Applaus, der sowohl Aufmunterung als auch Anerkennung für einen beherzten Auftritt widerspiegelte. Schließlich hat das neue Team gestern vor allem eines bewiesen: großen Teamgeist und Charakter.

Zwar gerieten die Gastgeber nach einem furiosen Start deutlich ins Hintertreffen. Noch im ersten Viertel konnte Paderborn einen 17:0-Lauf hinlegen und aus einem 6:9-Rückstand eine 23:9-Führung machen. Doch die Gothaer zeigten Moral, kämpften sich im Verlauf der Partie zurück und hatten im Schlussviertel das Momentum wieder auf ihrer Seite. Zweimal konnten sie ausgleichen. Für das 55:55 (32.) sorgte Marco Völler mit einem Dreier, die Punkte zum 70:70 (39.) besorgte Will Reinke nach einem tollen Anspiel von Matt Vest.

Doch nicht nur in der Crunch-Time war Thomas Bropleh der entscheidende Mann. Bereits im dritten Viertel sorgte er quasi im Alleingang dafür, dass Paderborn im Spiel blieb. Nachdem die Rockets den Rückstand auf drei Zähler verkürzt hatten (42:45 / 28.), versenkte Bropleh innerhalb von 80 Sekunden drei Dreier in Folge. Letztlich war Paderborns Geheimwaffe mit 24 Punkten Top-Scorer der Partie und nicht nur ob des Buzzer-Beaters auch der Matchwinner.

Rückblickend war jedoch das erste Viertel verantwortlich dafür, dass die Rockets zum Saisonauftakt leer ausgingen. Hier verloren sie nach starken ersten Minuten komplett den Faden. Von außen wirkte es so, als hätte die Mannschaft in dieser Phase einfach zu viel gewollt. Obendrein fehlte in einigen Momenten das berühmte Quäntchen Glück. Folglich lag es mitnichten an der Einstellung. Vielmehr waren es ärgerliche Ballverluste – allein sechs standen am Ende des ersten Viertels zu Buche und somit mehr, als in den folgenden drei Durchgängen zusammen: Da waren es insgesamt nur noch fünf Ballverluste.

Mit den Ballverlusten im ersten Abschnitt haderte denn auch Rockets-Coach Chris Ensminger. Ungeachtet dessen konnte der 40-Jährige dem Spiel auch positive Seiten abgewinnen: „Wir haben Charakter bewiesen und uns stark ins Spiel zurückgekämpft. Dass am Ende ein Wurf entscheidet, ist natürlich bitter. Unterm Strich war die Summe kleiner Fehler ausschlaggebend dafür, dass wir nicht gewonnen haben. Diese Fehler müssen wir abstellen!“

Gleichzeitig dankte Chris Ensminger den Fans, die sich beim Saisonstart bereits in Top-Form präsentierten: „Von den Rängen kam sehr viel Energie, die uns zusätzlich motiviert und nach vorne getrieben hat. Das war richtig stark!“

Stark waren indes auch viele Spielzüge der Rockets. Dazu zählten mehrere krachende Dunks von Marco Völler, Will Reinke und Matt Vest, aber auch Szenen mit Symbolcharakter: Etwa die, in der Marco Völler nach dem Seitenwechsel einem Ball hinterherhechtete.

Am Ende war es zwar eine ärgerliche Niederlage. Dennoch macht die Leistung, die das neu formierte Rockets-Team zum Saisonstart gezeigt hat, Lust auf mehr.

Mehr gibt es schon am kommenden Freitag. Denn am Tag der Deutschen Einheit steht das zweite Heimspiel auf dem Programm. Dann gastiert der SC Rasta Vechta in der „Blauen Hölle“ (Tip-Off: 20 Uhr).

 

Oettinger Rockets Gotha – finke baskets 70:72 (27:36)

Viertel: 12:23 / 15:13 / 20:17 / 23:19

Oettinger Rockets Gotha: Guyton (15 Punkte / 1 von 1 Freiwurf / 2 Dreier), Gausa (3 / – / 1), Fülle (6 / 1 von 2 / 1), Harris, Baker (2), Vest (10 / 4 von 4), Völler (9 / 2 von 3 / 1), Reinke (13 / 3 von 4), Lösing (12 / 8 von 8), Kuppe, Hoffmann (nicht eingesetzt)

finke baskets: Nurse (11 / – / 3), Bropleh (24 / 2 von 2 / 4), Willhite (8), Henningsen (8 / 3 von 4 / 1), Hübner, Albrecht (7 / 0 von 2 / 1), Kerfs, Buntic, Grim (14 / 2 von 3)

Zweier Gotha: 18 von 45 (40 Prozent)

Zweier Paderborn: 19 von 43 (44 Prozent)

Dreier Gotha: 5 von 18 (38 Prozent)

Dreier Paderborn: 9 von 24 (38 Prozent)

Freiwürfe Gotha: 19 von 24 (79 Prozent)

Freiwürfe Paderborn: 7 von 11 (64 Prozent)

Rebounds Gotha: 41 (10 Offense / 31 Defense)

Rebounds Paderborn: 43 (9 / 34)

 

Assists Gotha: 10

Assists Paderborn: 10

 

Ballverluste Gotha: 11

Ballverluste Paderborn: 18

 

Ballgewinne Gotha: 2

Ballgewinne Paderborn: 2

 

Zuschauer: 1387