Ballstädt hält Mahnwache – Sozialministerin informiert sich vor Ort

0
1147

Um sich selbst ein Bild vom Ort des Geschehens zu machen und mit den Betroffenen persönlich ins Gespräch zu kommen, besuchte Sozialministerin Heike Taubert am Dienstagvormittag die 700-Seelen-Gemeinde Ballstädt.

Sie sprach den Opfern ihr Mitgefühl aus und verurteilte den Überfall Rechtsextremer am vergangenen Samstag auf eine Privatfeier aufs Schärfste. Schockiert zeigte sie sich vom Ausmaß der Verwüstung im Kulturzentrum wie auch von den Berichten der Opfer.

Gleichfalls forderten diese eine zügige Aufklärung der Tat: „Hier fühlt sich doch keiner sicher, wenn man jederzeit mit einem weiteren Übergriff rechnen muss“, so ein Betroffener. „Woher wissen wir, dass so etwas nicht wieder passiert – und dann vielleicht noch schlimmer?“ Ein Sprecher des Bürgerbündnisses berichtete von Fehlern in der Berichterstattung: „Es ist erschreckend, dass dieser Vorfall anfangs als Kirmesschlägerei abgetan wurde – so etwas macht doch die Opfer zu Tätern und verharmlost gegenüber der Öffentlichkeit den tatsächlichen Hintergrund“.

Jörg Kellner, Landtagsabgeordneter der CDU im Landkreis und Mitglied des Thüringer NSU-Ausschusses, bestätigte: „Die Gewalt und Brutalität hat hier ein ungeahntes, erschreckendes Ausmaß angenommen, welches unbedingt thematisiert werden muss.
Vor diesem Hintergrund bedankte sich das Bürgerbündnis im Namen der Opfer auch für die klare Stellungnahme des Innenministers, welcher am Montagnachmittag den Bezug zur rechtsextremen Szene bestätigte. Gemeinderat, Bürgermeisterin, Opfer und betroffene Bürger hoffen nun auf die Unterstützung aus der Politik, auf ein juristisches wie auch sicherheitstechnisches Zeichen, einen Meilenstein. „Wir können uns hier nicht schützen, nur aufklären. Den Rest muss der Staat tun!“ so ein Sprecher der Bürgerinitiative.

Die Angst ist im Ort und auch während der Gespräche deutlich spürbar. Doch man will sich nicht von den Rechtsextremen einschüchtern lassen. Dann hätten diese ihr Ziel erreicht.

So wollen die Ballstädter bereits am morgigen Mittwoch ein Zeichen setzen. In Rahmen einer Mahnwache soll der Saal geöffnet werden, um den Bürgern das Ausmaß der Gewalt vor Augen zu führen, aber auch zusammenzurücken, gemeinsam zu verarbeiten und zu beraten. „Wer jetzt hier noch glaubt, die spielen nur, ist auf dem rechten Auge blind!“, schüttelt ein noch immer schockierter Betroffener mit dem Kopf.

Foto: Bürgermeisterin Erika Reisser (li.) und Sozialministerin Heike Taubert im Gespräch mit den Opfern und Betroffenen nach dem Überfall durch Rechtsradikale in Ballstädt