Das Internet auf dem ethischen Prüfstand

0
1228

Jena. „Ethik im Netz“ lautet das Thema des 6. Thüringentages „Medien und Ethik“, den die Friedrich-Schiller-Universität Jena gemeinsam mit den Unis Erfurt und Ilmenau sowie der Thüringer Landesmedienanstalt und dem Deutschen Journalistenverband am 1. und 2. Juli im Erfurter Haus Dacheröden ausrichtet.

Zu den Organisatoren gehört der auf das Thema Ethik spezialisierte Jenaer Theologe Prof. Dr. Martin Leiner. Zusammen mit seinen Erfurter Kollegen Prof. Dr. Josef Römelt von der Katholisch-Theologischen Fakultät und Prof. Dr. Christoph Werth von der Staatswissenschaftlichen Fakultät hatte Leiner 2006 den ersten Thüringentag „Medien und Ethik“ initiiert, der seitdem jährlich stattfindet. „Unsere Idee war es gewesen, Menschen, die Medien produzieren, mit Menschen, über die sie berichten und Menschen, die sich damit wissenschaftlich beschäftigen, zusammenzubringen“, erklärt Prof. Leiner. Dem evangelischen Theologen und seinen Mitstreitern war und ist es darum zu tun, „über Dinge zu reden, die unter ethischen Gesichtspunkten als problematisch angesehen werden können.“

So hatte das Thema „Sport in den Medien“ im Zusammenhang mit der Diskussion um das Doping von Sportlern beim allerersten Thüringentag „Medien und Ethik“ im Mittelpunkt gestanden. Im vergangenen Jahr ging es den Organisatoren um „Medien und Demokratie“. Der Ansatz, sagt Leiner, sei der gewesen, dass Medien für die Demokratie durch das Herstellen von Öffentlichkeit notwendig seien; dass aber nicht alles funktioniere, wie es solle – insbesondere im Hinblick auf die Qualität. Es ist um Fragen gegangen wie jene, inwieweit sich durch die Blogger-Szene der Journalismus verändere.

Hier schließt das diesjährige Thema „Ethik im Netz“ logisch an. „Ich persönlich bin eher ein Anhänger des Internets“, positioniert sich Prof. Leiner. Der Systematische Theologe begrüßt die Vielfalt und die Verbreitungsmöglichkeiten, die das World Wide Web bietet – ob es sich nun um Videos von syrischen Oppositionellen handelt oder um den Musik-Clip einer bislang unbekannten Band. „Ich bin ein Befürworter einer ziemlich großen Freiheit im Netz“, sagt Martin Leiner. Dennoch sei natürlich unter ethischen Gesichtspunkten vieles im Internet kritisierbar. Entsprechend beschäftigt sich der Thüringentag „Medien und Ethik“ mit einigen heiklen Themenkomplexen. Sowohl medienethisch als auch empirisch, medienrechtlich und nicht zuletzt auch technisch wollen sich die Referenten dem Problemfeld am Freitag, dem 1. Juli, im ersten Teil der zweitägigen Veranstaltung annähern.

So spricht Prof. Dr. Rüdiger Funiok von der Hochschule für Philosophie München über „Leitideen einer wertsensiblen Nutzung des Social Webs“; erörtert Prof. Dr. Petra Grimm von der Hochschule der Medien in Stuttgart unter dem Stichwort „Porno 2.0“ die Bedeutung sexualisierter Web-Inhalte in der Lebenswelt von Jugendlichen; stellt Prof. Thomas Dreier von der Uni Karlsruhe die Frage nach der urheberrechtlichen Absicherung des Qualitätsjournalismus in digitalen Medien und spricht Prof. Dr. Wolfgang Broll vom „Ende der Authentizität“ durch neue Möglichkeiten in der Manipulation von Live-Bildern. Das genaue Programm ist zu finden unter: www.djv-thueringen.de.

Der zweite Teil des Thüringentages am Samstag richtet sich ausschließlich an Studierende der begleitenden Lehrveranstaltungen an den Universitäten Jena, Erfurt und Ilmenau. Auf dem Campus der Uni Erfurt bekommen sie Gelegenheit, die Auseinandersetzung an konkreten Themenfeldern und in Kleingruppen zu vertiefen. Unter Anleitung von Vertretern aus der Medien-Praxis und Betreuung von Hochschullehrern arbeiten Studierende in Workshops zu den Themenfeldern Onlinejournalismus, Medienforschung und Jugendschutz.

(Foto: Anne Günther/FSU) Der Jenaer Theologe Prof. Dr. Martin Leiner ist Mitveranstalter des Thüringentags „Medien und Ethik“ am 1./2. Juli.

Publiziert am 22. Juni 2011, 14:05 Uhr

H&H Makler