Der Ex-Sprecher des T-Mobile-Teams erzählt erstmals ausführlich über seine Krankheit

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Hamburg (ots). Christian Frommert, der ehemalige Sprecher des Radteams T-Mobile, hat in dem Männer-Lifestylemagazin „Men’s Health“ (Ausgabe 3/2012) zum ersten Mal ausführlich über seine langjährige Magersucht gesprochen und dabei in bewegenden Worten die lebensbedrohenden Auswirkungen der Krankheit geschildert.

„Es geht mir darum, aufmerksam zu machen auf ein Thema, das gerade in Bezug auf Männer noch stark tabuisiert ist. Und ich möchte es an einer Stelle tun, an der ich am ehesten Männer erreiche, die ich warnen möchte“, erklärt der 45-jährige Ex-Telekom-Manager. Frommert leidet seit dem Jahr 2009 an Anorexie, wie die Magersucht medizinisch heißt.

Inzwischen hat er eine Therapie gemacht und ist langsam und voller Hoffnung auf dem Weg der Besserung. Aber es ist ein harter Kampf und die Krankheit hat ihn nach wie vor fest im Griff: Frommert wiegt zurzeit 44 Kilogramm – bei einer Körpergröße von 1,84 Meter.

„Seit 18 Monaten habe ich kalte Füße und Hände. Dazu noch Wasser in den Füßen, das immer mehr statt weniger wird und die Beine so schwer macht, dass ich sie wegen fehlender oder verkürzter Oberschenkelmuskulatur kaum noch heben kann, ohne mit den Armen nachzuhelfen. Die Oberschenkel sind streichholzartig“, erklärt Frommert in „Men’s Health“. Dabei geht es ihm heute schon besser als noch vor rund zwei Jahren.

Im Dezember 2009 brachte er nur noch 39 Kilo auf die Waage, seine Nieren drohten zu versagen – er war beinahe tot. Aber er hat auch jetzt noch „ständig irgendwelche schmerzenden Wunden, weil keinerlei Fettschicht die Haut mehr schützt und ihr Heilfleisch zur Verfügung stellt“, wie er selbst sagt.

Frommerts Hände sind „übersät mit Wunden“ und seine Haut „ist wie Pergamentpapier“. „Meine Haare werden immer dünner, heller und fallen nach dem Waschen büschelweise aus. An den Fußknöcheln reißen kleine Wunden auf, weil sich die Haut ob des vielen Wassers dehnt. Das Treppenlaufen, zumal mit Lasten nach dem Einkauf, ist kaum möglich. Auch barfuß laufen schmerzt, weil ich ja quasi auf den Knochen laufe, ähnlich ist es mit dem Sitzen“, schildert Frommert seinen Leidensweg. Und er betont – ohne Resignation, aber voller Tragik: „Ich habe viele Pläne, denke aber dann: alles so anstrengend, kann ich doch nicht umsetzen. Dabei müsste ich nur essen. Mehr nicht. Nur essen. Um Himmels Willen, warum tue ich es nicht?“

Die Ursachen der Krankheit sind nach Frommerts Ansicht vielfältig: Der starke Medienrummel um ihn während seiner Tätigkeit als Sprecher des T-Mobile-Teams, die „tödliche Stille“ nach seiner Kündigung, früheres Übergewicht und emotionale Defizite seit seiner Kindheit. Aber einen großen Teil der Schuld dafür, dass sich Magersucht immer mehr verbreitet, trägt aus Frommerts Sicht auch die Wohlstandsgesellschaft mit ihrem pervertierten Körperkult. Und er appelliert eindringlich: „Wann endlich lernt unsere Gesellschaft, diese Krankheit endlich als solche anzuerkennen und nicht als vorpubertäres Kleinmädchengetue abzutun?“