Die Risiken an den Finanzmärkten messen

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„Wie stark der DAX morgen schwankt, das kann man heute schon recht gut voraussagen“, sagt Prof. Dr. Christian Pigorsch von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und weist darauf hin, dass große Schwankungen ein hohes Risiko bedeuten. „Wo der DAX morgen steht, das kann man aber nicht sagen“, schränkt der neue Lehrstuhlinhaber für Wirtschafts- und Sozialstatistik allzu hochfliegende Erwartungen ein.

Der Neu-Thüringer erforscht die Risiken an Finanzmärkten und wie man sie messen, abbilden und ggf. sogar steuern kann. Dazu entwickelt und analysiert der 37-jährige gebürtige Wismarer, der in Kiel Volkswirtschaftslehre studiert hat, u. a. Modelle zur Quantifizierung der Risiken. Damit hat er sich bereits in seiner Dissertation beschäftigt, die er 2007 an der Ludwig-Maximilians-Universität München abgeschlossen hat. Zur Messung der Risiken betrachtet er, der gerne auch etwas formaler arbeitet, primär zeitstetige Finanzmarktmodelle. Diese seien zwar oftmals komplexer als zeitdiskrete Modelle, erlauben dem Forscher aber in vielen Fällen bestmögliche Strategien herzuleiten. „Beispielsweise sind diese Modelle besser geeignet, um optimale Absicherungen zu bestimmen“, erläutert Prof. Pigorsch und nennt als Beispiel Kerosinverbrauch und -beschaffung bei einer Fluglinie.

Dass Statistik nicht zu den Lieblingsthemen der meisten Studierenden gehört, ist Pigorsch bewusst. Ihn selber hat „ein extrem motivierender Statistik-Dozent“ für das Fachgebiet so begeistert, dass er es zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat. In Jena will der verheiratete Vater zweier Töchter nun seinerseits die Studierenden motivieren, die „Bedeutung von Statistik schätzen zu lernen“. Dazu bezieht er Daten aus Umfragen unter den Studierenden ein, um diesen die alltägliche Relevanz und die persönliche Bedeutung von Statistiken nahezubringen.

In der „jungen, lebendigen Stadt Jena und an der Universität“ fühlt sich Christian Pigorsch bereits sehr wohl. Nach Forschungsaufenthalten in den USA, seiner Juniorprofessur in Bonn und einer Vertretungsprofessur in Bielefeld, freut sich der ruhige Wissenschaftler nun auf seine Arbeit an der Uni Jena – auch weil er „die sehr offenen Thüringer“ schätzt. Neben dem Aufbau seines Lehrstuhls plant er bereits aber auch den einen oder anderen Wochenendaufenthalt in seiner Heimat am Meer: Denn zum Angeln sei er schon zu lange nicht mehr gekommen, gesteht er lächelnd.