Eine Exkursion (fast) wie zu Salzmanns Zeiten

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Bereits vor mehr als 200 Jahren gehörten Exkursionen nach Gotha in das Herzogliche Kunst- und Naturalienkabinett zum festen Bestandteil des abwechslungsreichen und sehr praxisnahen Unterrichts am philanthropischen Erziehungsinstitut Christian Gotthilf Salzmanns in Schnepfenthal.

Auch für Mariko Zeita und Almut Kaupp, beide Lehrerinnen für japanische Sprache am heutigen Spezialgymnasium, ist es fast schon zur Tradition geworden, mit ihren Sechstklässlern die Japan-Sammlung der Stiftung Schloss Friedenstein zu besuchen. In diesem Schuljahr konnten die jungen Salzmanier nicht nur die neu eröffnete Dauerausstellung im Herzoglichen Museum bestaunen, sondern sie durften auch einen Blick hinter die Museumskulissen auf die Vorbereitungen der großen Sonderschau „Gotha und der Ferne Osten“ werfen. Begleitet wurden sie dabei von Ute Däberitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung und selbst ehemalige Salzmanierin, sowie von Alexandra Wedekind, die zurzeit im Rahmen eines Volontariats die ostasiatische Malerei- und Graphiksammlung in Gotha erforscht.

Mit großem Interesse nutzten die 22 Schülerinnen und Schüler die seltene Gelegenheit, mehr als 300 Jahre alte japanische Porzellane, kostbare Lackobjekte, Waffen der legendären Samurai sowie farbenprächtige Aquarelle, die der japanische Kaiser für Prinz Alfred, den späteren Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha 1869 anfertigen ließ, einmal außerhalb der Ausstellungsvitrinen anschauen und studieren zu können. Auf den Schüler-Exkursionen zu den Herzoglichen Ostasiensammlungen in Gotha wurde möglicherweise bereits bei Albert Brockhaus (1855-1921), der in den 1860er Jahren die Schulbank in Schnepfenthal gedrückt hat, das besondere Interesse an japanischer Kunst geweckt. Brockhaus machte sich später nicht nur einen Namen als bedeutender Verleger, sondern gilt bis heute auch als wichtigster Erforscher der japanischen Netsuke-Kunst. In Gotha gab es eine Sammlung dieser kleinen, aus Elfenbein, Holz oder anderen Materialien geschnitzten Accessoires, die man in Japan als Gegenwicht zu Tabaksbeuteln oder Medizindöschen am Gürtel trug. Leider ist die komplette Gothaer Netsuke-Sammlung, die der ehemalige Schnepfenthäler Zögling Albert Brockhaus bei seinen Besuchen im „Chinesischen Kabinett“ und im Herzoglichen Museum noch bewundern konnte, seit 1945 verschollen.

Informationen:

Gotha und der Ferne Osten – Kostbarkeiten aus dem „Chinesischen Kabinett“
25. Mai – 7. September 2014
Eröffnung am 24. Mai 2014, 14 Uhr

Foto: Volontärin Alexandra Wedekind zeigte den jungen Salzmaniern kostbare Aquarelle, die Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha während seiner Japanreise vom Tenno als Geschenk erhalten und später dem Gothaer Museum vermacht hat.
© Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Ute Däberitz