Fußgänger werden in Erfurter City Vorrang bekommen

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 Die Stadt Erfurt will ihre Innenstadt attraktiver für Fußgänger machen. Dazu werden in einem ersten Schritt ab Januar 2014 die Lieferzeiten in den Fußgängerzonen beschnitten. Im Spätsommer 2014 wird es weitere Einschränkungen für den durchgehenden Verkehr in der inneren City geben.

Langfristig soll dann auch der ruhende Verkehr im inneren Ring neu geordnet werden, kündigte der Beigeordnete für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr, Uwe Spangenberg, am Dienstag an. Im Klartext heißt das: Frei verfügbare Parkplätze in den Straßen der Innenstadt wird es schon in naher Zukunft nicht mehr geben.

Innenstadt attraktiver machen

Ziel sei es, die Innenstadt attraktiver zu machen, sagte Spangenberg. „Wir werden mehr Lebensqualität haben und uns nicht mehr so stark auf das Auto fokussieren.“

Aber der Reihe nach: Als erste müssen sich Händler, Gastronomen und Lieferanten aller Art auf eingeschränkte Lieferzeiten einstellen. Den entsprechenden Beschluss hatte der Stadtrat in der vergangenen Woche gefasst. Im Bereich der Fußgängerzone der Altstadt können ab 1. Januar 2014 Waren nur noch montags bis freitags zwischen 6.00 und 11.00 Uhr sowie zwischen 18.00 und 20.00 Uhr und samstags 6.00 und 11.00 Uhr angeliefert werden. Für die Einfahrt sind Ausnahmegenehmigungen erforderlich.

 

Weniger Ausnahmen

Damit schneidet Spangenberg ein weiteres Problem an: Es gibt zu viele Ausnahmegenehmigungen. Bei vielen wisse man gar nicht mehr, wie sie zustande gekommen sind. Allein für den Lieferverkehr gebe es rund 300, für Mitarbeiter der Stadtverwaltung rund 180. Künftig sollen es deutlich weniger werden, allein für die Stadtverwaltung weniger als ein Drittel der jetzigen Zahl.Erfurter Fischmarkt

 

Die veränderten Lieferbedingungen seien in Gesprächen mit den Händlern und Lieferanten abgestimmt worden und weitgehend auf Zustimmung gestoßen. Auch die anfangs skeptischen Kurierdienste hätten die neuen Regelungen als praktikabel akzeptiert, nachdem sie sich Rat bei ihren Kollegen in Leipzig geholt hatten, Dort gibt es – wie in vielen anderen Städten auch – schon länger drastische Zufahrtsbegrenzungen für die innerstädtischen Bereiche.

Durchfahrt wird begrenzt

In einem zweiten Schritt wird der Durchgangsverkehr in der Altstadt weiter eingeschränkt. So wird die Durchfahrt vom Domplatz zur Regierungsstraße unterbunden. Damit soll der Schleichverkehr von Parkplatzsuchenden verhindert werden. Wie der Verkehr am Domplatz geregelt wird, soll noch geprüft werden. De facto hätten sich die Fußgänger dieses Areal schon erobert, sagte Spangenberg.

Öffentliches Parken wird begrenzt

 In einem dritten Schritt – voraussichtlich ab 2015 – soll auch das öffentliche Parken innerhalb des inneren Stadtrings weitgehend untersagt werden, kündigte Spangenberg an. Gedacht ist daran, innerhalb des Rings Parkplätze grundsätzlich mit Parkscheinautomaten zu bewirtschaften, wobei Anwohner die Parkplätze frei nutzen dürfen. Rund 400 Parkplätze in der Innenstadt würden dann wegfallen Dafür sollen bis zu drei neue Parkhäuser entstehen. Für ein Parkhaus an der Reglermauer mit 300 Plätzen gebe es bereits Baurecht. Ein zweites könnte am Löbertor entstehen, über den Standort des dritten Parkhauses schwieg sich Spangenberg mit Rücksicht auf die Investoren aus.

Stärker bewirtschaftet werden sollen auch die Parkplätze unmittelbar außerhalb des inneren Rings. Generell sollten Besucher der Stadt in Zukunft stärker die P&R-Plätze und den öffentlichen nahverkehr nutzen. Noch diskutiert wird über eine mögliche Verschiebung der Zeiten für die Gebührenpflicht und die Tarifstruktur.

(Fotos: Uwe Frost)