Gemischte Gefühle zur Standortentscheidung – Schlag ins Kontor für Ohrdruf

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Mit äußerst gemischten Gefühlen betrachtet Landrat Konrad Gießmann die heute bekannt gewordene Entscheidung zur Zukunft der beiden Bundeswehrstandorte im Landkreis Gotha. „Es gibt zwar Anlass zur Freude, dass die Friedensteinkaserne grundsätzlich erhalten bleiben soll, allerdings sind die Schließung des Truppenübungsplatzes Ohrdruf und die erhebliche Reduzierung der Dienstpostenanzahl auch in Gotha sowie der zugehörigen Sportfördergruppe Oberhof ein heftiger Rückschlag.“ Man habe sich insbesondere für den zentral gelegenen und aufwändig modernisierten Standort Gotha eine gewichtigere Rolle erhofft, so Gießmann. Die Bundeswehr will in der Residenzstadt künftig nur noch 830 statt der bisherigen 1260 Dienstposten vorhalten. Erhalten bleiben dort das Aufklärungsbataillon 13 und eine Kompanie des Versorgungsbataillons 131.

Mit der Aufgabe des Truppenübungsplatzes Ohrdruf fallen nach Rechnung des Verteidigungsministeriums nochmals 340 Dienstposten weg*. Die Belegschaft der Sportfördergruppe Oberhof soll auf 50 halbiert werden. Summa Summarum sind das insgesamt 820 Dienstposten in der Region weniger. „Es ist schade, dass unsere Argumentation für die modernen Standorte im Landkreis Gotha nicht stärker gefruchtet hat“, so Gießmann. Gemeinsam mit den Stadtoberhäuptern von Gotha und Ohrdruf sowie mit viel Unterstützung des Bundestagsabgeordneten Tankred Schipanski wurde mehrfach in Berlin für einen Erhalt aller Einrichtungen geworben. „Dennoch bedeutet die fortdauernde Anwesenheit der Truppe in der Residenzstadt, einen wesentlichen Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor in der Region zu halten“, so Gießmann.

Das hätte er sich auch im Falle des Truppenübungsplatzes in Ohrdruf gewünscht. „Der Verlust des Übungsplatzes ist ein Schlag ins Kontor. Es ist sehr schade, dass die dortigen Einrichtungen und Anlagen nicht weiter genutzt werden sollen, obwohl sie zentral gelegen sind und nach erheblichen Investitionen auf dem Stand der Zeit stehen. Das wirft unweigerlich auch die Frage nach der künftigen Verwendung des Areals auf. Gute Ideen gibt es viele; die Frage ist aber: Inwieweit kann das Gelände nach 105-jähriger militärischer Nutzung tatsächlich anderweitig dienen?“, macht Gießmann auf die Problematik der noch nicht abgeschlossenen Beräumung von Fundmunition und Blindgängern aufmerksam.

Geschockt zeigte sich Ohrdrufs Bürgermeisterin Marion Hopf angesichts der Entscheidung: „Das tut weh!“. Sie erwartet Einbußen unter anderem beim lokalen Einzelhandel, der von der wechselnden Belegung des TÜP profitiert hatte, und natürlich wiegt auch der Verlust von zivilen wie militärischen Arbeitsplätzen schwer. „Das müssen wir erstmal verdauen.“ Nachvollziehen kann sie die Entscheidung des Verteidigungsministeriums nicht: „Ich frage mich, was die Bundeswehr spart, wenn künftig Thüringer Einheiten weite Anfahrten zu ihren Übungsgelände in Kauf nehmen müssen, weil der geeignete Platz vor der Kasernentür kurzerhand geschlossen wurde.“

* Hinweis: In die Zahl 340 rechnet das Verteidigungsministerium nicht nur die militärischen und zivilen Angestellten des TrÜbPl ein, sondern ebenfalls eine Kompanie des Führungsunterstützungsbataillons 383 aus EF mit ein, die zeitweise nach Ohrdruf ausgelagert war.