Ingwer – mehr als nur ein Gewürz

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Ingwer wird seit Jahrtausenden als wertvolles Gewürz und Heilmittel von verschiedenen Kulturen geschätzt und verwendet. Sein Name kommt vom indischen Wort für „hornartig“ – singabera. Das scharfe Gewürz findet inzwischen auch in unseren Breiten einen stetig wachsenden Liebhaberkreis.

Zingiber officinale, wie die botanische Bezeichnung lautet, findet man in den Tropen und Subtropen vor. Sein verzweigt unter der Erde horizontal wachsender, ausdauernder Wurzelstock (Rhizom) dient als Überdauerungsorgan. Aus ihm bilden sich einjährige, über einen Meter hohe Triebe. Die Ingwer-Pflanze entwickelt zum Teil über 20 Zentimeter lange, schmale Blätter.

Der Geschmack des Ingwers wird als fruchtig-scharf oder leicht brennend beschrieben. Diese Schärfe kommt durch den Inhaltsstoff Gingerol. Interessant ist, dass sich daraus bei entsprechender Lagerung die schärfer schmeckenden Shogaole (shoga ist die japanische Bezeichnung für Ingwer) bilden. So schmeckt frischer Ingwer bei weitem nicht so scharf wie etwas länger gelagerter. Eine Überlagerung bewirkt jedoch den gegenteiligen Effekt. Durch das dabei vermehrt entstandene Zingeron, dem aber die erwünschte Schärfe fehlt, kommt es zur Qualitätsminderung. Weitere Inhaltsstoffe der Ingwer-Wurzel sind ätherische Öle, Harze, Harzsäuren sowie Vitamin C und einige Mineralien. Der Ingwer ist ein fester Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin und im indischen Ayurveda nicht wegzudenken. Auch in der westlichen Naturheilkunde wird er erfolgreich als Arzneipflanze eingesetzt. Ingwerwurzel weist eine antiemetische Wirkung auf. Das heißt, zwei Gramm der getrockneten, pulverisierten Droge wirken nachweislich gegen Übelkeit (v. a. Reiseübelkeit), Erbrechen und Schwindel. Am besten eignen sich hier aber Fertigpräparate in Kapselform aus der Apotheke. Auch bei dyspeptischen Beschwerden wie Verdauungsschwäche, Blähungen und Koliken findet sie Anwendung. Die Magensaft-, Speichel- und Gallebildung sowie die Darmfunktion werden angeregt. Hier steht uns ätherisches Ingweröl zur Verfügung, welches sich sehr gut dosieren lässt.
In der traditionellen chinesischen Medizin werden Ingwer wärmende Eigenschaften zugeschrieben. Somit wirkt ein frisch gebrühter Ingwertee bei beginnender Erkältung,  die durch Unterkühlung entstanden ist. Hierzu werden zwei bis drei hauchdünne Scheiben frischer Ingwerwurzel oder getrocknetes Ingwerpulver mit kochendem Wasser übergossen und 5-10 Minuten ziehen gelassen. Sollte der Tee zu scharf schmecken, muss weniger Ingwer verwendet, bzw. die Ziehzeit verkürzt werden. Abgerundet wird diese Zubereitung mit einem Teelöffel Honig und etwas frisch gepresster Zitrone – perfekt, wenn einem die Kälte so richtig in die Glieder gekrochen ist. Hat man bereits Fieber, sollte man Ingwer nicht mehr anwenden.
Wegen fehlender Studien sollten Schwangere keine höheren Dosen Ingwer zu sich nehmen. Auch Patienten mit bekanntem Gallensteinleiden sollten die Heilpflanze nur nach Rücksprache mit ihrem Arzt anwenden.

von Sandra Hellwing, Pharmazeutisch-technische Assistentin, Jena


Publiziert am 01.07.2011, 12:49 Uhr