Kammerkonzert mit Widersprüchen und Lyrik

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Eine ungewöhnliche Kammermusik möchte am dritten Adventsonntag, dem 14. Dezember 2014, um 11 Uhr in der Rathausdiele Jena die Botschaft der Geburt Jesu in die Welt hinaustragen. Bei flüchtiger Betrachtung einiger Programmpunkte scheint zunächst einmal nichts auf etwas Ungewöhnliches hinzuweisen, stehen auf der Agenda doch allseits bekannte Weihnachtslieder wie „Stille Nacht“, „Brich an, o schönes Morgenlicht“ oder „Ich steh an deiner Krippen hier“ – letztgenannte sogar aus Bachs Weihnachtsoratorium in der Bearbeitung für Streichquartett.

Den Unterschied macht die Auswahl der Kompositionen, welche die Musiker der Jenaer Philharmonie Doralice Borosz, Johannes Schranz (beide Violine), Thomas Cutik (Viola) und Bernd Hammrich (Violoncello) vortragen werden. Ihnen stehen die freischaffende Pianistin Petra Eckhart sowie der im Thüringer Raum bekannte „Sprechsteller“ Martin Stiebert zur Seite, der zwischen den Musikstücken aus Werken von John Milton, Boris Pasternak, Thomas Stearns Elliot, Joseph Brodsky vorliest.

So erklingt beispielsweise das „Stille Nacht“ in einer Bearbeitung für Violine und Klavier vom 1935 in Russland geborenen Alfred Schnittke. Zunächst dahinfließend in engelsgleichen Klängen wandelt sich das Stück von Strophe zu Strophe schließlich zu einem Eklat. Es verliert kontinuierlich an Struktur, sodass am Ende absolute Dissonanz vorherrscht. Bedrohliche, frei mit Weihnachten zu verbindende Stimmung verbreiten auch einige andere Kammermusikwerke, wie Jean-Marie Leclairs Sonate Nr. 5 für zwei Violinen, das berühmte „Fratres“ von Arvo Pärt oder György Kurtags 12 Mikroludien für Streichquartett, von denen ein Auszug zu hören sein wird. „Dieser Widerspruch zur vielerorts verordneten Fröhlichkeit in der Vorweihnachtszeit ist gewollt. Mit dem Kammerkonzerts wollen wir mit unsere Gedanken zu all jenen lenken, denen es an allem fehlt oder die Angehörige verloren haben, weil sie etwa zwischen die Fronten kriegerischer Konflikte geraten sind.“, meint Johannes Schranz über das Programm.

Dagegen dürfte das „Adaigo – Allegro ma non tanto“ aus der Gambensonate G-Dur BWV 1027, bearbeitet für Viola, einen Erholungspunkt darstellen und neue Kraft für das Schlussstück spenden. Denn noch einmal tauchen die Musiker hinab in die sphärisch-brüchige Klangwelt des Alfred Schnittke, wenn sie aus seinem Klavierquintett das „Moderato pastorale“ spielen. Insofern darf sich das Publikum auf ein reizvolles, mit Widersprüchen erdachtes Programm freuen.

Karten für diese außergewöhnliche Kammermusik gibt es in der Jena Tourist-Information sowie an der Konzertkasse. Weitere Infos zum Konzert finden Sie unter www.jenaer-philharmonie.de.

(Foto (v. l.): Bernd Hammrich (Violoncello), Doralice Borosz (Violine), Thomas Cutik (Viola), Johannes Schranz (Violine) – Quelle: Philharmonie)